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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Magd befolgte diesen Rat, und seitdem hat sie keine Ohrfeigen mehr bekommen.

Poppele neckt einen Müller
    Zu einem Müller aus Radolfzell, der eines Abends vom Möhringer Fruchtmarkt heimfuhr, gesellte sich unter der Burg Hohenkrähen ein armselig gekleideter Wanderer und bat, bis Singen auf dem Wagen mitgenommen zu werden, was ihm der Müller auch bewilligte. Kurz vor Singen mußte der Müller einmal absteigen, wobei er mit Schrecken bemerkte, daß der Geldgurt, den er um den Leib trug, ganz leicht und leer geworden war. Argwöhnisch blickte er den Wanderer an, aber der sagte nur so nebenhin: »Ich habe das Geld nicht; geht einmal ein paar Schritte zurück, vielleicht findet Ihr es wieder.«
    Da schaute sich der Müller um und sah im Mondlicht vor sich auf dem Weg einen Taler liegen; unweit davon fand er einen zweiten und einige Meter weiter einen dritten. Hierüber lachte der Wanderer laut auf und war plötzlich verschwunden. Da merkte der Müller, daß er es mit dem Poppele, dem Spukgeist von Hohenkrähen, zu tun hatte.
    In Singen stellte er sein Fuhrwerk ein und ging suchend auf der Landstraße eine gute Stunde weit zurück. Da fand er nach und nach alle seine Taler, den letzten morgens um fünf Uhr, an der Stelle, wo er den Poppele auf den Wagen genommen hatte.

Ritter Ulrich, Dienstmann zu Wirtenberg
    Eine Burg liegt in Schwabenland, geheißen Wirtenberg, auf der saß vor Zeiten Graf Hartmann, dessen Dienstmann, Ritter Ulrich, folgendes Abenteuer begegnete. Als er eines Freitags in den Wald zu jagen zog, aber den ganzen Tag kein Wild treffen konnte, verirrte sich Ritter Ulrich auf unbekanntem Wege in eine öde Gegend, die sein Fuß noch nie betreten hatte. Nicht lange, so kamen ihm entgegen geritten ein Ritter und eine Frau, beide von edelem Aussehen; er grüßte sie höflich, aber sie schwiegen, ohne ihm zu neigen; da sah er derselben Leute noch mehr herbei ziehen. Ulrich hielt beiseit in dem Tann, bis fünfhundert Männer und eben so viel Weiber vorüber kamen, alle in stummer, schweigender Gebärde und ohne seine Grüße zu erwidern. Zu hinterst an der Schar fuhr eine Frau allein, ohne Mann, die antwortete auf seinen Gruß: »Gott vergelts!« Ritter Ulrich war froh, Gott nennen zu hören, und begann diese Frau weiter zu fragen nach dem Zuge, und was es für Leute wären, die ihm ihren Gruß nicht gegönnt hätten? »Laßt's euch nicht verdrießen«, sagte die Frau, »wir grüßen nicht, denn wir sind tote Leute.« - »Wie kommt's aber, daß euer Mund frisch und rot steht?« - »Das ist nur der Schein; vor dreißig Jahren war mein Leib schon erstorben und verweset, aber die Seele leidet Qual.« -»Warum zoget ihr allein, das nimmt mich Wunder, da ich doch jede Frau sammt einem Ritter fahren sah?« - »Der Ritter, den ich haben soll, der ist noch nicht tot, und gerne wollt ich lieber allein fahren, wenn er noch Buße täte und seine Sünde bereute.« - »Wie heißt er mit Namen?« - »Er ist genannt von Schenkenburg.« - »Den kenne ich wohl, er hob mir ein Kind aus der Taufe; gern möchte ich ihm hinterbringen, was mir hier begegnet ist: aber wie wird er die Wahrheit glauben?« - »Sagt ihm zum Wahrzeichen dieses: mein Mann war ausgeritten, da ließ ich ihn ein in mein Haus, und er küßte mich an meinen Mund; da wurden wir einander bekannt, und er zog ein rot gülden Fingerlein von seiner Hand und schenkte mir's; wollte Gott, meine Augen hätten ihn nie gesehen!« - »Mag denn nichts eure Seele retten, Gebete und Wallfahrten?« - »Aller Pfaffen Zungen, die je lasen und sangen, können mir nicht helfen, darum, daß ich nicht zur Beichte gelangt bin, und gebüßt habe vor meinem Tod; ich scheute aber die Beichte: denn wäre meinem biderben Mann etwas zu Ohren kommen von meiner Unzucht, es hätte mir das Leben gekostet.«
    Ritter Ulrich betrachtete diese Frau, während sie ihre jämmerliche Geschichte erzählte; an dem Leibe erschien nicht das Ungemach ihrer Seele; sondern sie war wohl aussehend und reichlich gekleidet. Ulrich wollte mit ihr dem andern Volk bis in ihre Herberge nachreiten; und als ihn die Frau nicht von diesem Vorsatz ablenken konnte, empfahl sie ihm bloß: keine der Speisen anzurühren, die man ihm bieten würde, auch sich nicht daran zu kehren, wie übel man dies zu nehmen scheine. Sie ritten zusammen über Holz und Feld, bis der ganze Haufen vor eine schön erbaute Burg gelangte, wo die Frauen abgehoben, den Rittern die Pferde und Sporen in Empfang genommen wurden. Darauf saßen sie je

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