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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Bei ihm war eine Katze, die das schwankende Schifflein im Gleichgewicht hielt, indem sie hin und her sprang, wie es gerade nötig war. Unterhalb Buchholz blieb die Wiege im Dolden einer Eiche hängen. Als das Wasser sich verlaufen hatte, holte man das Kind und die Katze herunter. Beide waren unverletzt. Weil aber niemand wußte, wer des Kindes Eltern waren, nannte man es nach dem Wipfel des Baumes Dold.

Teufelshand im Stein
    Die Brücke über den Schussen in Ravensburg wurde gebaut. Der Baumeister schloß einen Bund mit dem Teufel; die erste Seele, welche die Brücke passiere, gehöre ihm, wenn er ihm beim Bauen helfe. So geschah es, und bald stand die Brücke. Da ließ der Baumeister einen Hahn hinüberspazieren. Der Teufel war darüber so erbost, daß er einen gewaltigen Stein auf die andere Seite des Schussen warf. In den Stein drückte sich seine Krallenhand ein. Er lag lange Zeit in der Nähe der Brücke.

Unterirdische Schätze
    Überlingen war einst eine freie Reichsstadt und wohlversehen mit Türmen, Mauern und Gräben. Manch alter Turm steht noch, manche Überreste der einstigen Schutzmauer sind noch vorhanden. Mitunter trifft man auch eingefallene Gewölbe oder zugemauerte Tore, die dereinst in unterirdische Gänge führten, deren es viele gab; denn die einzelnen Festungstürme sollten so mit anderen wichtigen Stellen der Stadt Verbindung haben. Am Barfüßertor in der Nähe der Bestlemühle war ebenfalls eine Maueröffnung, die zu einem Gang führte, durch den man in die ehemalige Burg des Alemannenherzogs Gunzo gelangen konnte. Andere Gänge sollen sich bis hinab zum See erstrecken. In diesen Gängen seien seit undenklichen Zeiten ungeheuere Schätze angehäuft worden, und zwar in solcher Menge, daß die Stadt, wenn sie dreimal verbrennen sollte, dreimal wieder aufgebaut werden könnte. Nur der Rat der Stadt kannte die Stellen, wo die Schätze lagen.

Ursprung der Welfen
    Warin war ein Graf zu Altorf und Ravensburg in Schwaben, sein Sohn hieß Isenbart und Irmentrut dessen Gemahlin. Es geschah, daß ein armes Weib unweit Altorf drei Kindlein auf ein Mal zur Welt brachte; als das Irmentrut die Gräfin hörte, rief sie aus: »Es ist unmöglich, daß dies Weib drei Kinder von einem Mann haben könne, ohne Ehbruch.« Dieses redete sie öffentlich vor Graf Isenbart ihrem Herrn und allem Hofgesinde »und diese Ehbrecherin verdiene nichts anders, als in einen Sack gesteckt und ertränkt zu werden.«
    Das nächste Jahr wurde die Gräfin selbst schwanger, und gebar, als der Graf eben ausgezogen war, zwölf Kindlein, eitel Knaben. Zitternd und zagend, daß man sie nun gewiß, ihren eigenen Reden nach, Ehbruchs zeihen würde, befahl sie der Kellnerin, die andern elfe (denn das zwölfte behielt sie) in den nächsten Bach zu tragen, und zu ersäufen. Indem nun die Alte diese elf unschuldigen Knäblein in ein großes Becken gefaßt, in den vorfließenden Bach, die Scherz genannt, tragen wollte: schickte es Gott, daß der Isenbart selber heim kam, und die Alte frug, was sie da trüge? Welche antwortete: es wären Welfe oder junge Hündlein. »Laß schauen«, sprach der Graf, »Ob mir einige zur Zucht gefallen, die ich zu meiner Notdurft hernach gebrauchen will.« »Ei, ihr habt Hunde genug«, sagte die Alte und weigerte sich, »ihr möchtet ein Grauen nehmen, sähet ihr einen solchen Wust und Unlust von Hunden.« Allein der Graf ließ nicht ab, und zwang sie hart, die Kinder zu blößen und zu zeigen. Da er nun die elf Kindlein erblickte, wiewohl klein, doch von adlicher, schöner Gestalt und Art, fragte er heftig und geschwind: wes die Kinder wären. Und als die alte Frau bekannte, und ihn des ganzen Handels verständigte, wie daß nämlich die Kindlein seinem Gemahl zustünden, auch aus was Ursach sie hätten umgebracht werden sollen, befahl der Graf diese Welfen einem reichen Müller der Gegend, welcher sie aufziehen sollte; und verbot der Alten ernstlich, daß sie wiederum zu ihrer Frau ohne Furcht und Scheu gehen, und nichts anders sagen sollte, als: ihr Befehl sei ausgerichtet und vollzogen worden.
    Sechs Jahre hernach ließ der Graf die elf Knaben, adlich geputzt und geziert in sein Schloß, da itzo das Kloster Weingarten stehet, bringen, lud seine Freundschaft zu Gast, und machte sich fröhlich. Wie das Mahl schier vollendet war, hieß er aber die elf Kinder, alle rot gekleidet, einführen; und alle waren dem zwölften, den die Gräfin behalten hatte, an Farbe, Gliedern, Gestalt und Größe so gleich: daß man

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