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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Scharjati mit großem Gefolge die Einsiedelei besuchte, um sich an der jungen Freude seiner Tochter zu weiden, rüstete Tschiawana ein feierliches Opfer.
    In seliger Dankbarkeit hob er die geweihte Schale mit dem berauschenden Soma und rief die Aswinas an, um die Spende für sie zu vergießen.
    Da erschien Indra vor dem Altar und rief dem Heiligen ein drohendes Halt zu: »Du sollst nicht rütteln an Althergebrachtem!« schrie er zornig. »Die Aswinas sind Halbgötter, sind Ärzte und Diener der Götter! Sie, sollen nicht an meiner Tafel schwelgen!«
    »König der Götter!« sprach Tschiawana ernst, »wie magst du die Edlen schmähen, die die Schrecken der Nacht verscheuchen, wenn sie vor Uschas Wagen reiten, die Götter und Menschen heilen mit ihrer Kunst, die mir das Licht und die Jugend wiedergegeben haben! – Sie sollt' ich nicht ehren dürfen als Götter? – Nein, Schakra, fröhlicher Somatrinker! ich spende den Aswinas Opfer wie den anderen Göttern!«
    Und wieder hob er die Schale, um das Opfer zu vollenden.
    »Halt!« rief Indra, »und hörst du nicht auf mein Wort, so wird mein Donnerkeil dich treffen, Unseliger!«
    Zornig funkelten des Writratöters Augen, und in seiner Rechten schwang er dräuend den Sechszack.
    Tschiawana aber erschuf aus dem Gnadenschatz seiner Buße Mada, den Riesen Leidenschaf! Unermeßlich war dessen Leib, und sein Rachen gähnte von der Erde bis zum Himmel. Zähne wie Bäume und Hauer wie Türme standen darin. Die Augen gläntzten wie Sonnen und die Arme glichen Bergketten. Glühendheiß loderte es aus seinem Rachen, und ein Meer von Schlamm geiferte über die zuckende Zunge.
    Mit furchtbarem Brüllen stürzte Mada gegen Indra und drohte den Gott zu verschlingen.
    Dem tapferen Götterkönig erlahmte vor Schrecken der Arm, der den Donnerkeil schwang.
    »Wahrlich!« sprach er, »würdig sind die Aswinas des Somaopfers, wenn du, mächtiger Bhrigusohn, ihnen den Schutz deiner Gnade leihst!«
    Schnell rief Tschiawana den Riesen Leidenschaft zurück und verteilte sein Wesen auf Trinken und Spielen, auf Hassen und Lieben! Furchtbar sind auch noch die Teile des Riesen, vor welchem einst Indra gebebt hatte!
    Tschiawana vollendete das Opfer, und die segenspendenden Aswinas sitzen seither an der Somatafel.
    Der dankbare Heilige aber lebte mit seiner holden Sukanja noch viele Jahre im stillen Waldesglück, als Freund der Götter und Menschen.

Nahuscha
    In Naumutschi, dem Daitiakönig, war den Dämonen ein neuer Writra erstanden. Als ein gewaltiger Kriegsheld führte er seine Scharen gegen die Götter und entriß der Herrschaft Indras weite Gebiete.
    Wieder und wieder stellte der Donnerer seine Heere von Rudras, Marutas und Gandharvas diesen Schrecken der Welt entgegen, wieder und wieder maß er sich im Einzelkampf mit dem furchtbaren Dämonenherrscher: der Sieg blieb aus!
    Naumutschi behauptete, was er erstritten hatte, und stürzte die Welt in Sorge, durch neue Raubzüge in glückliches Land.
    Die Götter fragten die Rischi, die sieben heiligen Seher der Urzeit, um Rat, und die Heiligen rieten zu einem ehrlichen Frieden.
    Da auch die Götter nicht bessere Hilfe wußten und Indra gestand, daß ihm der Daitiakönig an Kraft und Geschicklichkeit gewachsen sei, so gingen alle zur Grenze des Daitiareiches, und die sieben Rischi suchten Naumutschi auf.
    Der Dämonenfürst empfing die Heiligen voll Ehrerbietung und hörte ihre Friedensvorschläge willigen Herzens.
    »Ich bin bereit, einen ewigen Frieden zu schließen!« sprach er ernst, »doch trau' ich dem mächtigen Donnerer nicht. Er ist vernarrt in sein Spielzeug: die Menschen und Tiere, Felder und Wälder. Das Herz möchte ihm schier brechen, wenn ich mich in Frieden über die Erde lege und mit den Meinen Flüsse und Weiher austrinke, so daß die Geschöpfe ein wenig dürsten müssen. Ich traue dem Jähzornigen nicht! – Heilige Eide müßten ihn binden, senst schlägt er mich tot, sobald ich die Waffen abgelegt habe! – Er schwöre, mich nicht zu töten: bei Tage nicht und nicht bei Nacht, mit Wasser nicht und nicht mit Feuer, noch mit Waffen aus Stein, Erz, Holz oder allem, was fest ist!
    Spricht er den Eid, so will ich Frieden halten und das Jahr mit ihm teilen!«
    Und Indra sprach den Eid: »Bei Tage nicht und nicht bei Nacht, mit Wasser nicht und nicht mit Feuer, noch mit Waffen aus Stein, Erz, Holz oder allem, was fest ist, will ich den starken Naumutschi töten!«
    So ward der Friede geschlossen, und im Sommer streckte sich der

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