Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut
diesen Überfall aufzuklären?«
Eva nickte. »Eigentlich ermittle ich in einem anderen Fall«, erklärte sie nach kurzem Zögern. »Aber ich würde gerne etwas von Ihnen wissen. Sie haben doch Erfahrung, nehme ich an.«
Als er sie auffordernd ansah, fuhr sie fort: »Elisabeth Baarer-Weiher ist als Opfer eines brutalen Räubers eingeliefert worden. Ihre Handtasche wurde ihr weggerissen und das Geld gestohlen. So weit, so gut. Ich persönlich kann nicht glauben, dass es hier nur um ein bisschen Geld geht. Deshalb bin ich hier. Sagen Sie mir – was für Verletzungen hat die Frau erlitten?«
Dr. Janson dachte einen Moment lang nach. »Ich glaube, ich verstehe. Ich habe mich schon gewundert. Der Überfall ist mit – na ja, mit unnötiger Brutalität ausgeführt worden. Das kommt natürlich vor, aber bei einem bloßen Handtaschenraub erscheint es mir seltsam.«
»Vielleicht hat sie sich gewehrt und den Täter so besonders wütend gemacht?«, wandte Eva ein. Der Arzt schüttelte den Kopf. »Der Angreifer hat ihr aufgelauert, Frau Schatz. Sie hatte keine Gelegenheit, etwas zu sagen oder sich zu wehren.«
»Ich habe bisher noch nichts Genaueres gehört, Herr Janson. Wie könnte das Ganze abgelaufen sein? Was für eine Waffe kommt in Frage?«
Er lächelte müde. »Ich bin ja kein Experte, aber es könnte ein harter Gegenstand aus Holz oder Metall gewesen sein, vielleicht ein Rohr oder etwas Ähnliches. Der Täter hat ihr fest auf den Kopf geschlagen, zwei- oder dreimal, aber der erste Schlag war der entscheidende.«
»Uns wurde gesagt, sie wird wieder gesund werden – ich hoffe, Sie können das bestätigen.«
Der Arzt runzelte die Stirn, wie die meisten Vertreter seines Berufsstandes schien er unwillig, eine allzu präzise Antwort auf eine medizinische Frage zu geben, dann antwortete er: »Sie hat ein mittelschweres SHT erlitten – Schädel-Hirn-Trauma. Und es hat wegen des abgelegenen Ortes, an dem der Überfall stattfand, leider gedauert, bis sie gefunden wurde, so dass die Behandlung erst recht spät erfolgen konnte.« Er lächelte schmal. »Dennoch sehe ich bei ihr gute Chancen, es ohne ernstlichen dauerhaften Schaden zu überstehen.« Er bemerkte Evas Blick und schien ihn richtig zu deuten, denn er schüttelte halb streng, halb verständnisvoll den Kopf. »Sie wird Ihnen nichts sagen können über die Tat, Frau Schatz, selbst, wenn sie schon ansprechbar wäre, was aber noch dauern wird. Sie wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an den Überfall erinnern können. Die Zeit kurz vor und nach einem Schädel-Hirn-Trauma unterliegt meist einer temporären Amnesie, deren Ausmaß häufig mit der Schwere der Schädigung korrespondiert.«
Eva wusste das natürlich, ging darauf aber nicht weiter ein. »Darauf kommt es mir gar nicht so an. Wenn sie mir von ihren Tätigkeiten der letzten Tage berichten könnte, würde sich die Frage nach dem Überfall möglicherweise erübrigen.«
Der Mediziner nickte. »Auch das wird noch dauern. Wenn es wichtig ist, lassen Sie mir eine Nummer da, unter der ich Sie erreichen kann, sobald sich etwas tut. Ich kann verstehen, dass Sie ungeduldig sind. Wer auch immer das getan hat, er sollte rasch gefunden werden.«
»Eines noch, Dr. Janson. Ich weiß, das ist vielleicht nicht einfach zu beantworten, aber – der Angriff – Sie sagten, der erste Schlag war der entscheidende, hart geführt. Wollte – meinen Sie, er wollte sie töten?«
Ihr Gesprächspartner zwirbelte mit langen, schmalen Fingern einen lose sitzenden Knopf seines Kittels, dann fuhr er sich über das schlecht rasierte Kinn. »Mord, meinen Sie? Das ist eine – das ist ein schlimmer Gedanke. Und, ehrlich gesagt, Frau Schatz, ich kann es Ihnen nicht sagen. Der Schlag war brutal geführt, das habe ich schon erwähnt. Da steckte eine Menge Aggression dahinter. Aber der Angriff war nicht tödlich, und der Täter hat nicht so lange zugeschlagen, bis er sich sicher sein konnte, dass sie es nicht überleben würde.«
»Das könnte natürlich sein Fehler gewesen sein«, meinte Eva. »Oder er traute sich nicht, sich länger aufzuhalten und ist geflüchtet?«
»Möglich«, gab der Arzt zu. »Absolut möglich. Ich habe ja gesagt, ich weiß es nicht.«
»Aber Sie meinen auch, dass ein bloßer Handtaschenräuber sich nicht so viel – na ja, Mühe gemacht hätte?«
Dr. Janson nickte. »Ich denke, dass hinter diesem Angriff mehr steckte – Wut, Verbitterung, Angst vielleicht. Und ich denke, dass diese Aggression gegen
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