Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
lebend hier herausbekommen. Die Schuldgefühle, die er zuvor an Teabing verschwendet hatte, galten nun Sophie Neveu.
Du hast sie nach Château Villette gebracht. Du bist für alles verantwortlich.
Langdon konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Teabing imstande war, ihn und Sophie hier im Kapitelhaus kaltblütig zu töten. Andererseits war er offensichtlich in die vielen Morde verwickelt, zu denen es bei dieser unglückseligen Schatzsuche gekommen war. Langdon hatte das bedrückende Gefühl, dass in diesem abgeschiedenen Saal ein paar Schüsse nicht auffallen würden, zumal bei diesem Regen. Außerdem hatte Teabing soeben ein Geständnis vor ihnen abgelegt.
Langdon blickte Sophie an, die totenblass geworden war. Die Kirche soll ihre Familie ermordet haben, um das Schweigen der Prieuré zu erzwingen? Langdon schüttelte den Kopf. Es musste eine andere Erklärung geben.
»Lassen Sie Sophie gehen«, forderte er Teabing auf und blickte ihn fest an. »Wir sollten diese Sache unter uns ausmachen.«
Teabing lachte leise. »Ich fürchte, zu diesem Vertrauensbeweis bin ich nicht in der Lage. Aber ich bin bereit, Ihnen dafür etwas anderes anzubieten.« Auf die Krücken gestützt, hielt er die Waffe auf Sophie gerichtet, während er in die Tasche griff, das Kryptex hervorzog und es Langdon hinhielt. »Als Beweis meines Vertrauens, Robert.«
Langdon verharrte argwöhnisch. Weshalb gibt er uns das Kryptex zurück?
»Nun nehmen Sie schon«, sagte Teabing und hielt es Langdon hin.
Langdon hatte nur eine Erklärung für Teabings Verhalten. »Sie haben das Kryptex bereits geöffnet. Der Wegweiser ist nicht mehr drin.«
Teabing schüttelte den Kopf. »Wenn ich das Passwort gefunden hätte, Robert, wäre ich längst verschwunden, um den Gral allein zu finden. Aber ich kenne das Passwort nicht – und das gebe ich offen zu. Angesichts des Grals lernt ein echter Ritter Bescheidenheit. Und er lernt, auf Zeichen zu achten. Als ich Sie und Miss Neveu diese Kirche betreten sah, habe ich begriffen. Sie sind gekommen, weil irgendetwas Sie hierher getrieben hat. Mir geht es nicht um persönlichen Ruhm. Ich diene einem viel höheren Herrn als meiner eigenen Eitelkeit. Ich diene der Wahrheit . Die Menschheit hat ein Anrecht darauf. Der Gral hat uns gefunden, und nun bittet er uns, dass wir ihn der Menschheit enthüllen. Wir müssen dieses Werk gemeinsam vollbringen.«
Trotz der Bitte um Zusammenarbeit und Vertrauen hielt Teabing die Waffe unverwandt auf Sophie gerichtet, während Langdon ihm den kalten Marmorzylinder aus der Hand nahm. Als er ihn ergriff und einen Schritt zurücktrat, gluckerte im Innern der Essig. Die Segmente befanden sich noch in einer zufälligen Anordnung – das Kryptex war fest verschlossen.
Langdon sah Teabing an. »Wie können Sie sicher sein, dass ich das Kryptex nicht zertrümmere?«
Teabing lachte gespenstisch in sich hinein. »Ich hätte schon in der Temple Church erkennen müssen, dass das eine leere Drohung war. Ein Robert Langdon würde den Schlussstein niemals zerstören – dafür sind Sie ein viel zu besessener Historiker. Robert, Sie halten den Schlüssel zu zweitausend Jahren Geschichte in der Hand – den verlorenen Schlüssel zum Sangreal. Hören Sie denn nicht die Schreie der gequälten Seelen jener Ritter, die sich zur Wahrung des Geheimnisses auf den Scheiterhaufen zerren und verbrennen ließen? Wollen Sie, dass diese Männer vergeblich gestorben sind? Sie, Robert, werden sich mit den großen Geistern, denen Ihre Bewunderung gilt, in eine Reihe stellen können – mit da Vinci, Botticelli, Newton. Jeder dieser Großen hätte es als Ehre empfunden, jetzt Ihren Platz einnehmen zu dürfen. Der Inhalt des Kryptex muss endlich offenbart werden. Die Zeit ist gekommen, Robert, und das Schicksal hat diesen Augenblick erwählt!«
»Aber ich kann Ihnen nicht helfen, Leigh. Ich habe keine Ahnung, wie ich das Kryptex aufbekommen soll. Ich konnte Newtons Grab nur kurz in Augenschein nehmen, und selbst wenn ich das Passwort wüsste …« Langdon verstummte. Er hatte schon zu viel gesagt.
»… dann würden Sie es mir nicht verraten?« Teabing seufzte. »Robert, ich bin sehr enttäuscht, dass Sie anscheinend nicht begreifen, wie tief Sie in meiner Schuld stehen. Meine Aufgabe wäre viel einfacher gewesen, hätten Rémy und ich Sie bereits in dem Moment ausgeschaltet, als Sie auf Château Villette erschienen sind. Stattdessen habe ich alles aufs Spiel gesetzt, um einen achtbareren Weg zu
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