Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
keine Lust gehabt, auf einen kleinen Schwatz zu den Kollegen hereinzuschauen.
Einen Moment lang wollte Fache über Funk die Wachposten im Eingangsbereich anweisen, Sophie anzuhalten und zu ihm hinauf ins Büro zu bringen, bevor sie aus dem Museum heraus war, doch er besann sich eines Besseren. Gekränkter Stolz war kein guter Ratgeber. Wozu unbedingt das letzte Wort haben wollen? Heute Nacht hatte er genug um die Ohren.
Dieses Weib nimmst du dir später zur Brust , sagte er sich und freute sich schon auf den Rausschmiss.
Während Fache die Gedanken an Sophie verdrängte, verharrte sein Blick auf dem Miniaturritter auf Saunières Schreibtisch. »Haben Sie ihn?«, fragte er Collet.
Mit einem knappen Nicken drehte Collet seinem Chef den Bildschirm des Notebooks zu. Auf dem Etagengrundriss war deutlich der rote Punkt zu sehen, der in einem Raum mit der Markierung toilettes publiques blinkte.
»Gut«, sagte Fache. Er zündete sich eine Zigarette an und schlenderte auf den Flur hinaus. »Ich muss telefonieren«, sagte er. »Sorgen Sie dafür, dass Langdon Ihnen nicht vom Klo abhaut.«
12. KAPITEL
E in wenig benommen ging Langdon bis zum Ende der Grande Galerie . Sophie Neveus Ansage lief wie eine Endlosschleife in seinem Kopf. Am Ende des Flurs wiesen ihm Leuchtkästchen mit dem internationalen Toilettenpiktogramm den Weg durch ein Labyrinth von Stellwänden mit italienischen Gemälden, die zur Kaschierung der Toiletteneingänge aufgestellt worden waren. Langdon betrat die Herrentoilette und knipste das Licht an.
Der Raum war leer. Er stellte sich ans Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um richtig wach zu werden. Das klinisch-kalte Licht der Leuchtstoffröhren spiegelte sich auf den nackten Kachelwänden. Es roch nach Reinigungsmitteln und Ammoniak. Als Langdon sich die Hände abtrocknete, quietschte die Eingangstür. Er fuhr herum.
Sophie Neveu glitt herein. In ihren grünen Augen nistete die Angst. »Gott sei Dank, dass Sie gekommen sind. Wir haben nicht viel Zeit.«
Verwirrt betrachtete Langdon die Dechiffrierspezialistin des DCPJ. Nur wenige Minuten zuvor war ihm beim Abhören ihrer Nachricht der Gedanke gekommen, Sophie könne nicht ganz bei Trost sein. Doch je länger er zugehört hatte, desto mehr verdichtete sich bei ihm das Gefühl, dass er sie ernst nehmen sollte. Bitte lassen Sie sich beim Abhören meiner Nachricht auf keinen Fall etwas anmerken. Hören Sie einfach nur zu. Sie sind in Gefahr. Tun Sie genau, was ich Ihnen jetzt sage. Voller Ungewissheit hatte Langdon beschlossen, sich Sophie Neveu und ihren Anweisungen anzuvertrauen.
Jetzt stand Sophie vor ihm, noch etwas atemlos vom Laufen. Im Licht der Leuchtstoffröhren stellte Langdon überrascht fest, dass ihre starke Ausstrahlung von weichen, weiblichen Zügen ausging. Lediglich ihr Blick war fest, unbeugsam und direkt. In ihren Augen zeigte sich jener reizvolle Gegensatz, der Langdon an die Vielschichtigkeit von Renoirs Porträtmalerei erinnerte – verschleiert, dennoch scharf, kühn, ohne die Aura des Geheimnisvollen zu verlieren.
»Mr Langdon, ich wollte Sie warnen«, begann Sophie, noch immer ein wenig kurzatmig. »Sie stehen unter surveillance cachée – Sie werden elektronisch überwacht.« Ihre Stimme hallte im gekachelten Raum wider und verlieh ihrem Englisch mit dem französischen Akzent einen seltsam hohlen Klang.
»Aber warum denn?«, wollte Langdon wissen. Er hatte es bereits von Sophies Bandansage erfahren, wollte es aber aus ihrem eigenen Munde hören.
»Weil Sie …«, Sophie trat zu ihm, »in diesem Mordfall Faches Hauptverdächtiger sind.«
Der Satz ging Langdon durch und durch, und dennoch hörte es sich einfach lächerlich an. Sophie Neveu zufolge war er heute Nacht nicht in seiner Eigenschaft als Spezialist für Symbole in den Louvre gerufen worden, sondern als Hauptverdächtiger! Angeblich befand er sich derzeit, ohne es zu ahnen, im Fadenkreuz der vom DCPJ so gerne angewandten Untersuchungsmethode der surveillance cachée . Bei diesem Täuschungsmanöver wurde der Verdächtige von der Polizei zum Tatort manövriert und dort mit Fragen bombardiert, in der Hoffnung, dass er nervös wurde, sich irgendwann verplapperte und selbst belastete.
»Greifen Sie mal in Ihre linke Jackentasche«, sagte Sophie. »Dort finden Sie den Beweis für die Überwachung.«
Langsam wurde es spannend. In die linke Tasche greifen? Es klang ein bisschen nach einem Taschenspielertrick.
»Greifen Sie ruhig
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