Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
staatlicher Interessen betraf, wobei in der Regel die Strafverfolgung amerikanischer Besucher der französischen Hauptstadt den Zankapfel lieferte. Fast täglich verhaftete das DCPJ amerikanische Austauschstudenten wegen illegalen Drogenbesitzes, amerikanische Geschäftsleute wegen Nötigung Minderjähriger zur Prostitution und amerikanische Touristen wegen Ladendiebstahl oder Zerstörung öffentlichen Eigentums, doch die US-Botschaft war ermächtigt, im Ausland straffällig gewordene amerikanische Bürger an die heimische Justiz zu überstellen, wo sie stets mit einem blauen Auge davonkamen.
L’émasculation de la Police Judiciaire , nannte Fache den Vorgang. Die Polizei musste sich entmannen lassen. Die Zeitung Paris Match hatte unlängst eine Karikatur gebracht, in der Fache in Gestalt eines Polizeihunds einen amerikanischen Taugenichts zu beißen versuchte, es aber nicht konnte, da er an der amerikanischen Botschaft angekettet war.
Aber diesmal nicht! , schwor sich Fache. Diesmal steht zu viel auf dem Spiel.
Robert Langdon sah elend aus, als er das Handy abschaltete.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Fache.
Langdon schüttelte matt den Kopf.
Schlechte Nachrichten von zu Hause. Als Fache das Handy wieder in Empfang nahm, sah er die Schweißperlen auf Langdons Stirn.
»Ein … Unfall«, sagte Langdon stockend und blickte Fache eigenartig an. »Ein Freund …« Er zögerte. »Ich muss morgen in aller Frühe in die Staaten zurückfliegen.«
Für Fache bestand kein Zweifel, dass Langdons Bestürzung nicht gespielt war, aber da war noch etwas anderes. Eine aufkeimende Angst schien sich in Langdons Blick zu schleichen.
»Das tut mir Leid«, meinte Fache, der Langdon nicht aus den Augen ließ. »Möchten Sie sich setzen?« Er wies auf eine Ruhebank.
Langdon nickte geistesabwesend und machte ein paar Schritte in Richtung der Bank, hielt dann aber plötzlich inne. Er wirkte völlig durcheinander. »Ich glaube, ich muss zur Toilette.«
Fache grinste im Stillen, auch wenn er von der Verzögerung nicht begeistert war. »Die Toilette. Natürlich. Wir machen ein paar Minuten Pause.« Er wies den langen Gang hinunter in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Die Toiletten befinden sich ganz vorn, nicht weit von Saunières Büro.«
Zögernd deutete Langdon in die andere Richtung. »Gibt es nicht auch am anderen Ende der Galerie Toiletten? Sie dürften ein ganzes Stück näher sein.«
Langdon hatte Recht. Sie befanden sich im letzten Drittel der Galerie, die an beiden Enden Besuchertoiletten aufwies.
»Möchten Sie, dass ich Sie begleite?«, fragte Fache.
Langdon, der schon auf dem Weg war, schüttelte den Kopf. »Danke«, rief er zurück, »aber ich möchte jetzt lieber ein paar Augenblicke allein sein.«
Fache war nicht sehr davon angetan, Langdon ganz allein das letzte Stück des Gangs hinuntergehen zu lassen, doch er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Grande Galerie eine Sackgasse mit nur einem Zugang am vorderen Ende war – an eben jenem Gitter, unter dem sie hindurchgekrochen waren. Die französischen Brandschutzvorschriften verlangten für ein öffentliches Gebäude dieser Größe zwar mehrere Fluchtwege über Nottreppen, aber diese Fluchtwege hatten sich ebenfalls automatisch geschlossen, als Saunière das Sicherheitssystem ausgelöst hatte. Selbst wenn das System inzwischen entschärft und wieder hochgefahren und der Zugang zu den Fluchtwegen wieder freigegeben war, löste das Öffnen der Notausgangstüren einen Feueralarm aus. Außerdem wurden die Ausgänge der Fluchtwege von Faches Beamten bewacht. Langdon konnte unmöglich unbemerkt nach draußen verschwinden.
»Ich muss kurz in Saunières Büro zurück«, rief Fache Langdon hinterher. »Seien Sie so nett und kommen Sie anschließend dorthin. Wir müssen uns noch über ein paar Dinge unterhalten.«
Langdon winkte stumm sein Einverständnis und verschwand im rötlichen Zwielicht.
Fache ging in die andere Richtung. Das Gitter hing immer noch im Zugang. Fache schlüpfte darunter durch, marschierte den restlichen Gang hinunter und eilte in die Kommandozentrale in Saunières Büro.
»Wer hat Sophie Neveu ins Gebäude gelassen?«, brüllte er.
Collet meldete sich. »Sie hat den Wachposten draußen erzählt, sie hätte den Code geknackt.«
Fache sah sich um. »Wo ist sie?«
»Ist sie denn nicht mehr bei Ihnen?«
»Nein, sie ist vorhin gegangen.« Fache schaute hinaus auf den dunklen Gang. Sophie hatte offensichtlich beim Hinausgehen
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