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Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Titel: Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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mit ihm zu treffen, damit er ihr alles erklären könne. Was gab es da zu erklären? Sophie antwortete ihm nur ein einziges Mal – um sich ausdrücklich jeden Anruf und jeden Versuch zu verbitten, Verbindung zu ihr aufzunehmen. Sie befürchtete, seine Erklärungsversuche könnten noch peinlicher ausfallen, als der Vorfall ohnehin schon gewesen war.
    Unfassbarerweise hatte Saunière seine Bemühungen um Sophie nie aufgegeben, was ihr zu einem Berg ungeöffneter Briefe verholfen hatte, der sich in zehn Jahren angesammelt hatte und in einer Schublade vor sich hin schlummerte. Zur Ehrenrettung ihres Großvaters musste sie allerdings zugeben, dass er ihrem Wunsch stets nachgekommen war und nie versucht hatte, sie anzurufen.
    Bis heute Nachmittag.
    »Sophie?« Die Stimme auf ihrem Anrufbeantworter hatte verblüffend ältlich geklungen. »Ich habe deinen Wunsch stets respektiert … und ich rufe dich nur schweren Herzens an, aber ich muss unbedingt mit dir sprechen. Es ist etwas Schreckliches geschehen.«
    Sophie hatte in der Küche ihrer Pariser Wohnung gestanden. Nach all den Jahren war es ihr kalt über den Rücken gelaufen, denn seine sanfte Stimme hatte in ihr eine Flut von zärtlichen Kindheitserinnerungen ausgelöst.
    »Sophie, bitte, hör mir zu!« Er sprach Englisch, wie er es immer getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Französisch wird in der Schule geübt. Zu Hause üben wir Englisch. »Du kannst mir doch nicht ewig böse sein. Hast du denn die Briefe nicht gelesen, die ich dir in all den Jahren geschrieben habe? Kannst du mich denn immer noch nicht verstehen?« Er verstummte kurz. »Wir müssen unbedingt reden. Bitte, schlag deinem Großvater dieses eine Mal seine Bitte nicht ab. Ruf mich im Louvre an. Sofort, ich bitte dich! Ich glaube, wir schweben beide in großer Gefahr!«
    Sophie hatte den Anrufbeantworter angestarrt. Gefahr? Wovon redete der alte Mann?
    »Prinzessin …« In der Stimme des Großvaters lag irgendetwas, das Sophie nicht benennen konnte. »Ich weiß, ich habe dir einige Dinge vorenthalten, und ich weiß auch, dass es mich deine Liebe gekostet hat. Ich habe es um deiner Sicherheit willen tun müssen. Aber jetzt musst du die Wahrheit erfahren. Bitte, lass dich von mir in das Geheimnis deiner Familie einweihen.«
    Sophie hörte plötzlich ihr eigenes Herz pochen. Das Geheimnis meiner Familie? Sophies Eltern waren ums Leben gekommen, als sie erst vier Jahre alt gewesen war. Ihr Wagen war von einer Brücke in einen reißenden Fluss gestürzt. Die Großmutter und Sophies jüngerer Bruder hatten sich ebenfalls in dem Unglücksfahrzeug befunden. Sophies ganze Familie war mit einem Schlag ausgelöscht worden. In einem Schuhkarton bewahrte sie noch Zeitungsausschnitte auf, die von dem Unglück berichteten.
    Die Worte des Großvaters hatten eine unerwartete Woge der Sehnsucht in ihr aufwallen lassen. Deine Familie! In diesem flüchtigen Moment sah Sophie die Bilder des Traums, aus dem sie als Kind so oft aufgeschreckt war. Deine Angehörigen leben! Sie sind auf dem Weg nach Hause! Doch die Bilder verflüchtigten sich wie in einem Traum ins Ungewisse.
    Sophie, deine Angehörigen sind tot. Sie kommen nie mehr nach Hause.
    »Sophie …«, klang die Stimme des Großvaters aus dem Anrufbeantworter, »ich habe jahrelang gezögert, dich einzuweihen. Immer habe ich auf einen geeigneten Augenblick gewartet, aber jetzt läuft mir die Zeit davon. Ruf mich im Louvre an, bitte! Sofort, nachdem du diese Nachricht gehört hast. Ich werde die ganze Nacht dort sein und warten. Ich fürchte, wir beide schweben in großer Gefahr. Es gibt so vieles, das du noch nicht weißt, aber du musst es wissen!«
    Damit hatte die Botschaft geendet.
    In der nachfolgenden Stille hatte Sophie eine Minute zitternd dagestanden; so war es ihr jedenfalls vorgekommen. Je eingehender sie über die Nachricht ihres Großvaters nachdachte, desto mehr kristallisierte sich seine wahre Absicht für sie heraus.
    Er will dich ködern.
    Offenbar war sein Wunsch, sie zu sehen, zu einem verzweifelten Verlangen geworden, doch ihr Abscheu vor diesem Mann war noch größer geworden. Vielleicht war er unheilbar erkrankt, hatte Sophie überlegt und sich gefragt, an welchem Hebel er wohl ziehen müsse, um sie zu einem letzten Besuch zu bewegen. Falls es das war, hatte er sich einen wirksamen Hebel ausgesucht.
    Deine Familie.
    Jetzt stand Sophie im fahlen Licht der Herrentoilette des Louvre und hörte in ihrem Innern die telefonische

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