Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Titel: Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
Vom Netzwerk:
Menschheit gebracht hatte. In den drei Jahrhunderten der Hexenjagd hatte die Kirche die erschütternde Zahl von fünf Millionen Frauen auf den Scheiterhaufen gebracht und grausam verbrannt.
    Die Propaganda und das Morden haben ihre Wirkung getan – die heutige Welt lieferte den lebendigen Beweis dafür.
    Frauen, die einst als die wesentliche Hälfte der Erleuchtung des Menschen verehrt und gefeiert wurden, waren aus den Heiligtümern der Welt verbannt. Es gab keine orthodoxen Rabbinerinnen, keine katholischen Priesterinnen, keine weiblichen islamischen Mullahs. Der einst geheiligte Akt des hieros Gamos  – die natürliche sexuelle Vereinigung von Mann und Frau, wodurch beide der spirituellen Ganzheit teilhaftig wurden – wurde als schändliches, sündhaftes Tun verworfen. Während heilige Männer einst die Vereinigung mit Gott in der sexuellen Vereinigung mit den dafür ausersehenen Frauen vollzogen hatten, bekämpfte die heutige Geistlichkeit ihre sexuellen Bedürfnisse als Werk des Teufels, der heimtückisch mit seiner natürlichen Komplizin zusammenarbeitet … der Frau .
    Selbst die Assoziation des Weiblichen mit der linken Seite ging in die kirchliche Verleumdungskampagne ein. Nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich und Italien hat das Wort »links« – gauche und sinistra  – einen eindeutig negativen Beiklang, während das Gegenstück »rechts« von Rechtschaffenheit , Kor rekt heit und Be recht igung nur so strotzt. Bis zum heutigen Tag gilt radikales Denken als linkes Gedankengut. Übles ist link und sinister.
    Die Tage der Göttinnen waren vorbei. Das Pendel hatte zur anderen Seite ausgeschlagen. Mutter Erde war zu einer Männerwelt gemacht worden. Die Götter der Zerstörung und des Krieges forderten ihren Tribut. Das männliche Ego hatte zwei Jahrtausende lang ohne den mäßigenden Einfluss seiner weiblichen Ergänzung über die Stränge schlagen können.
    Die Bruderschaft von Sion, die Prieuré , vertrat die Überzeugung, dass diese Ausblendung des Weiblichen aus dem modernen Leben die Ursache dessen war, was die Hopi-Indianer Nordamerikas koyanisquatsi nannten – »aus dem Gleichgewicht geratenes Leben« –, eine instabile Situation, die gekennzeichnet ist durch Kriege, eine Überfülle frauenfeindlicher Gesellschaftssysteme und einer wachsenden Missachtung von Mutter Erde.
    »Robert!«, flüsterte Sophie und riss Langdon in die Gegenwart zurück. »Da kommt jemand!«
    Auf dem Gang waren Schritte zu hören.
    »Da rüber!«, zischte Sophie und knipste ihren UV-Strahler aus. Sie schien sich vor Langdons Augen in Luft aufzulösen.
    Für einen Moment kam Langdon sich blind wie ein Maulwurf vor. Wo rüber? Als er wieder etwas erkennen konnte, war Sophie bereits zur achteckigen Ruhebank in der Mitte des Saales gehuscht und hatte sich dahinter versteckt. Langdon wollte hinterher, doch eine dröhnende Stimme ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren.
    »Arrêtez!« , brüllte ein Mann an der Tür.
    Der Wachbeamte des Louvre trat mit gezogener Pistole in den Salle des États . Die Waffe zielte mit tödlicher Genauigkeit auf Langdons Brust.
    Langdon hob die Arme.
    »Couchez vous!« , befahl der Beamte. »Hinlegen!«
    Langdon legte sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Der Wächter eilte herbei und trat ihm die Arme und Beine auseinander, sodass er dalag wie ein aufgespießter Schmetterling.
    »Mauvaise idée, Monsieur Langdon« , sagte der Wachmann und bohrte Langdon den Lauf der Pistole in den Rücken. »Eine schlechte Idee!«
    Das Gesicht auf dem Parkettboden, die Arme und Beine weit von sich gestreckt, fand Langdon die Ironie seiner Lage wenig erheiternd.
    Leonardos Proportionsstudie nach Vitruv , dachte er , diesmal andersherum, mit dem Gesicht nach unten.

29. KAPITEL

    I n der Kirche Saint-Sulpice schleppte Silas den schweren Votiv-Kerzenständer vom Altar zum Obelisken. Der eiserne Leuchterschaft gab einen hervorragenden Rammbock ab. Doch die graue Marmorplatte, unter der sich offenbar ein Hohlraum im Fußboden befand, würde sich kaum ohne gewaltigen Lärm zertrümmern lassen.
    Eisen auf Marmor. Es würde wie Donnerschläge von den gewölbten Decken widerhallen.
    Ob die Nonne es wohl hören würde? Sie lag bestimmt schon wieder in tiefem Schlaf. Aber es war ein Risiko, das Silas nicht in Kauf nehmen wollte. Er blickte sich suchend nach etwas um, das er um den eisernen Kerzendorn des Leuchters wickeln konnte, sah aber nur das Altartuch aus Leinen, das zu entweihen ihm

Weitere Kostenlose Bücher