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Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Titel: Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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dokumentierten Scherze für Kenner. In fast allen kunstgeschichtlichen Wälzern konnte man sich bestens über die in diesem Werk angelegten Zweideutigkeiten und Anspielungen informieren, dennoch hielt das breite Publikum das Lächeln der Mona Lisa immer noch für ein ungelöstes Rätsel.
    Von wegen Rätsel , dachte Langdon. Bei den nächsten Schritten sah er das Gemälde allmählich Gestalt annehmen. Von einem Rätsel kann keine Rede sein.
    Unlängst hatte Langdon einen eher ungewöhnlichen Kreis von Zuhörern in das Geheimnis der Mona Lisa eingeweiht – ein Dutzend Insassen der Stafvollzugsanstalt von Essex County. Langdons Seminar hinter Gefängnismauern war ein Teil des Fortbildungsprogramms der Harvard-Universität und eine Bildungsmaßnahme im Strafvollzug – einige Kollegen Langdons hatten sich zu der abschätzigen Bezeichnung Kunst für Knackis bemüßigt gefühlt.
    Langdon hatte in der Anstaltsbibliothek am Overheadprojektor gestanden und seine Kursteilnehmer in das Geheimnis der Mona Lisa eingeweiht, lauter derbe, aber keineswegs auf den Kopf gefallene Burschen, die sich nach Langdons Empfinden in erstaunlichem Maße für die Sache interessierten.
    »Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist«, hatte er gesagt, während er auf das an die Wand der Bibliothek projizierte Bild der Mona Lisa zutrat, »verläuft der Hintergrund hinter dem Gesicht nicht gerade.« Er deutete auf den auffallenden Vorsprung in der Horizontlinie. »Da Vinci hat den Horizont auf der linken Seite deutlich niedriger gemalt als auf der rechten.«
    »Er hat’s eben vermurkst«, sagte einer der Strafgefangenen.
    Langdon musste lachen. »Nein, das dürfte einem Genie wie ihm kaum passiert sein. Er hat hier mit einem kleinen Trick gearbeitet. Indem er die Landschaft auf der linken Bildseite tiefer gesetzt hat, lässt er die dargestellte Person bei der Betrachtung von links deutlich größer erscheinen. Da Vinci hat sich hier einen kleinen Scherz für Kenner erlaubt. Das Männliche und das Weibliche haben traditionsgemäß bestimmte Seiten – links für weiblich und rechts für männlich. Als großer Verehrer des Weiblichen hat Leonardo die Mona Lisa so gemalt, dass sie von links majestätischer erscheint als von rechts.«
    »Ich hab gehört, dass er schwul war«, sagte ein kleiner Kerl mit Spitzbart.
    Langdon zuckte leicht zusammen. »Historiker drücken es weniger drastisch aus, aber da Vinci war homosexuell, das stimmt.«
    »Hat er sich deshalb so mit Weiberkram abgegeben?«
    »Leonardo da Vinci kam es vor allem auf das Gleichgewicht zwischen dem Männlichen und Weiblichen an. Er war überzeugt, dass die Seele des Menschen nur dann Erleuchtung finden kann, wenn sie sowohl männliche wie auch weibliche Anteile unfasst …«
    »Sie meinen so was wie ’ne Braut mit ’nem Ständer?«, rief jemand dazwischen.
    Allgemeine Heiterkeit. Langdon erwog, einen kleinen Exkurs über die Ableitung des Wortes Hermaphrodit aus den Namen der griechischen Götter Hermes und Aphrodite anzubieten, hatte aber das Gefühl, dass dieses Auditorium wenig Sinn für den anthropologischen Ernst der Sache aufbringen würde.
    »He, Mr Langdon«, sagte ein stämmiger Muskelprotz, »stimmt es eigentlich, dass die Mona Lisa ein Selbstporträt von da Vinci in Weiberklamotten ist? Ich habe mal so was gelesen.«
    »Unmöglich ist es nicht«, meinte Langdon. »Da Vinci hat die Leute gern für dumm verkauft. Mit Hilfe von Computeranalysen hat man einige erstaunliche Übereinstimmungen der Mona Lisa mit da Vincis Selbstporträts nachweisen können. Was immer da Vinci im Schilde führte – seine Mona Lisa ist weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich. Sie hat Merkmale von beidem, etwas Androgynes, wie man es nennt.«
    »Und wir sollen Ihnen glauben, dass Sie uns nicht bloß auf die vornehme Harvard-Tour weismachen wollen, dass die Mona Lisa beschissen ausgesehen hat?«
    Jetzt musste Langdon lachen. »Vielleicht haben Sie Recht. Aber da Vinci hat einen unübersehbaren Hinweis darauf hinterlassen, dass sein Gemälde bewusst androgyn sein soll. Hat schon mal jemand etwas von dem ägyptischen Gott Amon gehört?«
    »He, das ist ja wohl der Hammer«, rief der Muskelprotz. »Ist Amon nicht der Typ, der dafür sorgen soll, dass man einen hochkriegt?«
    Langdon war für einen Moment sprachlos.
    »Das weiß ich von dem Bild, das auf der Packung von den Amon -Parisern ist«, sagte der Bodybuilder und grinste. »Da ist ’n Typ mit ’nem Widderkopf drauf. Drunter steht, dass

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