Sakuro, der Daemon
Stromversorgung lahmgelegt haben, denn auch das Telefon gab keinen Laut mehr von sich.
Die rabenschwarze Finsternis lag wie ein Teppich in dem Haus.
»Was werden Sie jetzt tun?« flüsterte Sheila.
»Erst mal abwarten. Und vor allen Dingen hier stehenbleiben, Miß Hopkins.«
»Meinen Sie, dieser Sakuro kommt?«
»Vielleicht«, erwiderte John.
John versuchte seine Nerven zu beruhigen, konzentrierte seine Sinne, achtete auf jedes Geräusch.
Doch zunächst geschah nichts.
Dann, nach einigen Minuten, spürten John und Sheila einen kalten Hauch, der über ihre Körper glitt.
»Was ist das?« flüsterte Sheila ängstlich.
»Sakuro kündigt sein Kommen an.«
Dann knarrte eine Tür. Es war die zum Badezimmer.
Johns Kopf ruckte herum. Er trat einen Schritt vor, um besser sehen zu können.
Im gleichen Augenblick fühlte er einen gräßlichen Schmerz. Er hatte das Gefühl, eine Stahlklammer würde ihn zerdrücken. Neben ihm stöhnte Sheila auf.
John sah einen Mann aus dem Badezimmer kommen.
Kenneth Brandon. Die leeren Augenhöhlen waren auf John gerichtet.
Der Inspektor wollte irgend etwas sagen, doch seine Stimme war auf einmal weg.
23
Statt dessen drang ein gräßliches Gelächter an seine Ohren. Die ganze Welt schien plötzlich zu schwanken, sich zu drehen.
John konnte sich nicht mehr halten. Er fiel in einen endlosen Schacht.
Doch bevor er noch das Bewußtsein verlor, sah er Sakuro. Der Dämon grinste ihn höhnisch an. Er hielt einen Totenkopf unter dem Arm, aus dessen leeren Augenhöhlen langsam das Blut tropfte...
*
John Sinclair stöhnte auf. Sein gesamter Körper schien in flüssiger Lava zu liegen. Das Atmen wurde zu einer Qual.
Langsam öffnete der Inspektor die Augen. Verschwommen sah er über sich ein Gesicht.
Es gehörte Sheila Hopkins.
John versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse daraus.
»Mr. Sinclair! Mr. Sinclair!« hörte er Sheilas besorgte Stimme. »Bitte, kommen Sie zu sich.«
»Ist ja schon gut«, ächzte John und versuchte sich aufzurichten.
Es ging so einigermaßen.
John sah sich um und stellte fest, daß er auf dem Flur lag. Das Tischchen war umgefallen. Das Telefon lag daneben.
Durch ein Fenster fiel helles Tageslicht in den Flur.
John wischte sich über die Augen. Dann fragte er: »Wie lange bin ich überhaupt bewußtlos gewesen?«
»Keine Ahnung, Mr. Sinclair. Aber es ist schon bald Mittag«, erwiderte Sheila.
»Und Sie? Was ist mit Ihnen geschehen?«
Sheila Hopkins' lächelte plötzlich. »Nichts. Ich hatte ein herrliches Erlebnis. Ich habe mit Kenneth gesprochen. Es war wunderbar. Er hat gesagt, daß er mich bald holt. In seine Welt. Sie ist schön, Mr. Sinclair. Sie haben recht gehabt mit Ihren Vermutungen.
Es gibt noch eine Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.«
Wenn John nichts auf die Beine gebracht hätte, diese Worte schafften es.
»Sheila!« schrie er. »Sind Sie wahnsinnig?«
»Nein. Glücklich.«
John Sinclair stand auf. Er packte das Mädchen an beiden Schultern und schüttelte es hin und her.
»Kommen Sie zu sich, Sheila. Es gibt keinen Kenneth Brandon mehr. Er ist tot, verstehen Sie?«
»Nein, Mr. Sinclair. Er lebt in der anderen Welt«, erwiderte das Mädchen bestimmt.
Und sie hatte nicht einmal unrecht. Aber wie konnte John ihr nur klarmachen, daß Kenneth Brandon für sie unerreichbar war?
Wahrscheinlich gar nicht. Sheila Hopkins steckte schon zu sehr in Sakuros Bann, um überhaupt noch logisch denken zu können.
Der Inspektor faßte das Mädchen am Arm. »Kommen Sie!«
»Wohin?«
»Wir fahren wieder nach London.«
»Nein. Ich bleibe hier. Kenneth wird mich bald holen.«
»Sie kommen mit!« sagte John hart.
»Wie Sie wünschen. Kenneth wird mich überall finden.'«
John Sinclair atmete tief ein. Verlier nur nicht die Nerven, Junge, sagte er sich. Das ist dieser Sakuro nicht wert.
24
15 Minuten später saßen sie in Johns Bentley. Sheila sprach kein Wort. Nur in ihren Augen lag ein seltsames Leuchten. Das Mädchen war mit ihren Gedanken in einer anderen Welt.
Fast brutal rammte John Sinclair die Gänge in das Getriebe. Das nächtliche Abenteuer hatte ihn mehr mitgenommen, als er zugeben wollte.
Ihm war schleierhaft, warum Sakuro ihn nicht getötet hatte. Vielleicht sollte er auch nur gewarnt werden. Möglich war alles.
John hatte kurz vor der Abfahrt noch einmal im Bad nachgesehen. Doch von Kenneth Brandon fehlte jede Spur.
Der Inspektor war nur von einem Vorhaben beseelt. Er mußte Sheila Hopkins aus
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