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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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rollten sacht den Kopf. Andere schleppten sich umher und brachten ihnen zu trinken. In den engen Lagergassen gingen die Posten auf und ab, um sich zu erwärmen, oder sie standen mit der Lanze an der Schulter in trotziger Haltung da, die Augen nach dem Horizont gerichtet. Matho fand Spendius unter einer zerrissenen Leinwand, die über zwei in die Erde gerammten Stöcken gespannt war. Er saß da, die Hände um die Knie geschlungen, mit gesenktem Haupt.
    Lange verharrten beide in Stillschweigen.
    Endlich murmelte Matho: „Besiegt!“
    â€žJa, besiegt!“ wiederholte Spendius dumpf. Auf alle weiteren Fragen antwortete er nur mit verzweifelten Gebärden.
    Stöhnen und Röcheln drang bis zu ihnen. Matho schlug die Leinwand zurück. Der Anblick der Soldaten erinnerte ihn an ein andres Unglück an der gleichen Stätte, und zähneknirschend rief er aus: „Elender! Schon einmal ...“
    â€žDamals warst du auch nicht da!“ unterbrach ihn Spendius.
    â€žEin Fluch lastet auf mir!“ klagte Matho. „Aber am Ende werde ich ihn doch kriegen! Ihn besiegen! Ihn töten! Ach, wäre ich doch hier gewesen!“
    Der Gedanke, die Schlacht verfehlt zu haben, erbitterte ihn noch mehr als die Niederlage an sich. Er riss sein Schwert heraus und schleuderte es zu Boden. „Aber wie, auf welche Weise haben die Karthager euch geschlagen?“
    Der ehemalige Sklave begann den taktischen Hergang der Schlacht zu erzählen. Matho sah im Geiste alles vor sich und geriet in große Aufregung. Das Heer, das vor Utica lag, hätte Hamilkar in den Rücken fallen müssen, statt zur Brücke zu eilen, meinte er.
    â€žAch, jetzt weiß ich es wohl“, gab Spendius zu.
    â€žDu hättest deine Schlachtaufstellung tiefer staffeln müssen! Die Leichtbewaffneten nicht gerade gegen die Phalanx führen! Und Lücken für die Elefanten offen halten! Noch im letzten Moment wäre alles wieder zu gewinnen gewesen! Nichts zwang zur Flucht!“
    Spendius entgegnete: „Ich sah ihn in seinem roten Mantel mit erhobenem Arm aus dem Staub emporragen. Wie ein Adler flog er an den Flanken der Bataillone hin. Bei jedem Wink seines Hauptes ballten sie sich zusammen oder dehnten sich aus. Das Gewühl brachte uns nahe aneinander. Er hat mich angeblickt und mir war zumute, als dränge mir kalter Stahl ins Herz!“
    â€žSollte er sich den Tag ausgesucht haben?“ dachte Matho bei sich.
    Sie erörterten beide, was den Sufeten gerade unter den ungünstigsten Umständen herbeigeführt haben könnte. Dann kamen sie auf die Kriegslage zu sprechen. Spendius, der seinen Fehler beschönigen oder sich selber ermutigen wollte, behauptete, es sei immer noch Hoffnung.
    â€žUnd wenn auch keine mehr bliebe, was macht's!“ rief Matho. „Ich ganz allein werde den Krieg fortsetzen!“
    â€žUnd ich gleichfalls!“ schrie der Grieche und sprang auf. Mit großen Schritten ging er auf und ab. Seine Augen blitzten, und ein seltsames Lächeln verzog sein Schakalgesicht.
    â€žWir werden wieder von vorn anfangen. Verlass mich nur nicht wieder! Ich habe kein Geschick für die offenen Feldschlachten. Der Glanz der Schwerter trübt meinen Blick. Das ist krankhaft an mir. Ich habe zu lange im Kerker gelebt. Aber gib mir bei Nacht Mauern zu ersteigen, und ich will in die Festungen eindringen und die Insassen sollen kalt sein, ehe noch die Hähne krähen! Zeige mir ein Wesen, eine Sache, einen Feind, einen Schatz, ein Weib ...“, er wiederholte: „ein Weib, und wäre sie eine Königstochter, – ich bringe dir schleunigst, was du begehrst, und leg es dir zu Füßen! Du wirfst mir vor, dass ich die Schlacht gegen Hanno verloren habe. Aber ich habe sie ja dann doch noch gewonnen! Gesteh nur, meine brennenden Schweine haben uns mehr genützt als die spartanische Phalanx!“ Und indem er dem Bedürfnis nachgab, sich herauszustreichen und Rache zu üben, zählte er alles auf, was er für die Sache der Söldner getan hatte. „Ich war's, der in den Gärten des Sufeten den Gallier antrieb! Dann, in Sikka, habe ich sie mit der Furcht vor der Republik toll gemacht! Gisco leuchtete ihnen heim, – ich ließ die Dolmetscher gar nicht zu Worte kommen! Ha, wie ihnen die Zungen aus dem Halse hingen! Entsinnst du dich noch? Ich habe dich nach Karthago hineingebracht! Ich habe den Zaimph geraubt! Ich habe dich zu ihr geführt. Und

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