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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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begann von neuem.
    Die Barbaren ermatteten. Von den griechischen Schwerbewaffneten, den Hopliten, warf ein Teil die Waffen weg. Schrecken ergriff die übrigen. Man sah Spendius auf seinem Dromedar hängen, wie er es an den Schultern mit zwei Speeren anstachelte. Da stürzte alles auf die Seite und eilte auf Utica zu.
    Die karthagischen Klinabaren, deren Pferde erschöpft waren, machten keinen Versuch, die Söldner zu verfolgen. Die Ligurer, von Durst verzehrt, schrien und wollten zum Fluss. Nur die Karthager, die in der Mitte der Karrees gestanden und weniger auszuhalten gehabt hatten, stampften vor Begier, weil ihnen die Gelegenheit zur Rache zu entgehen drohte. Schon machten sie sich zur Verfolgung der Söldner auf – da erschien Hamilkar.
    Er hielt sein schweißbedecktes, getigertes Pferd an silberbeschlagenen Zügeln. Die an den Hörnern seines Helmes flatternden Bänder wehten hinter ihm im Wind. Seinen ovalen Schild hatte er unter den linken Schenkel geschoben. Mit einem Zeichen seiner dreizackigen Lanze gebot er dem Heer Halt.
    Die Tarentiner sprangen schnell von den Sattelpferden auf ihre Handpferde und galoppierten in verschiedenen Richtungen nach der Stadt und nach dem Fluss zu.
    Die Phalanx vernichtete gemächlich alles, was von den Barbaren noch übrig war. Gegnerischen Schwertern nah, hielten die Söldner die Kehle hin und schlossen die Augen. Andere verteidigten sich verzweifelt. Man warf sie aus der Ferne mit Steinen tot wie tolle Hunde. Hamilkar hatte befohlen, Gefangene zu machen. Doch die Karthager gehorchten ihm nur mit Groll. Es war ihnen ein Vergnügen, ihre Schwerter in die Leiber der Barbaren zu stoßen. Da es ihnen zu heiß wurde, begannen sie, wie Schnitter, mit entblößten Armen zu arbeiten. Wenn sie innehielten, um Atem zu schöpfen, folgten sie mit den Augen den Reitern, die in der Ebene hinter Söldnern herjagten, und sahen zu, wie es ihnen gelang, die Flüchtlinge bei den Haaren zu packen, wie sie sie eine Zeitlang festhielten und dann mit Axthieben niederschlugen.
    Die Nacht brach an. Karthager wie Barbaren waren verschwunden. Flüchtige Elefanten jagten am Horizont mit brennenden Türmen umher. Da und dort leuchteten sie durch die Finsternis wie halb im Nebel verlorene Blinkfeuer. In der weiten Ebene bemerkte man keine andere Bewegung als das Wogen des Flusses, der durch die vielen Leichen angeschwollen war, die er dem Meer zutrug.
    *
    Zwei Stunden später kam Matho an. Beim Schein der Sterne sah er lange, unregelmäßige Haufen auf dem Boden liegen.
    Es waren die Reihen der Barbaren. Er bückte sich. Sie waren alle tot. Er rief. Keine Stimme gab ihm Antwort.
    Er hatte am Morgen dieses Tages mit seinen Truppen Hippo-Diarrhyt verlassen, um gegen Karthago zu marschieren. Als er Utica erreichte, war das Heer des Spendius bereits abgezogen, und die Einwohner waren eben dabei, die Belagerungsmaschinen zu verbrennen. Man hatte sich auf beiden Seiten mit Erbitterung geschlagen. Doch als das Getöse, das man in der Richtung auf die Brücke hörte, in unbegreiflicher Weise zunahm, war Matho auf dem kürzesten Wege über die Berge geeilt. Niemand begegnete ihm, da die Barbaren in die Ebene flohen.
    Vor ihm im Dunkel erhoben sich kleine pyramidenartige Massen, und diesseits des Flusses, noch näher, brannten dicht über dem Boden unbewegliche Lichter. Die Karthager hatten sich hinter die Brücke zurückgezogen. Um die Barbaren jedoch zu täuschen, hatte der Sufet zahlreiche Wachtposten am linken Ufer aufgestellt.
    Matho ging weiter. Er glaubte punische Feldzeichen zu erkennen. Es waren regungslose Pferdeköpfe auf den Spitzen von Lanzenpyramiden, die er undeutlich sah. In der Ferne hörte er starken Lärm, laute Lieder und Becherklang.
    Er wusste nicht, wo er war, noch wo er Spendius finden könne. Von Angst befallen, verwirrt und im Dunkel verloren, kehrte er in noch größerer Hast auf demselben Wege zurück. Der Morgen graute, als er von der Berghöhe Utica erblickte, davor die Gerippe der vom Feuer geschwärzten Belagerungsmaschinen, die wie Riesenskelette an den Stadtmauern lehnten. Südlich davon war das Söldnerlager.
    Alles ruhte in seltsamer Stille und Ermattung. Zwischen den Soldaten, dicht an den Zelten, schliefen halbnackte Männer, auf dem Rücken liegend oder die Stirn auf den Arm gelegt, der auf ihrem Panzer ruhte. Einige wickelten blutige Binden von ihren Beinen. Sterbende

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