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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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ich werde noch mehr tun! Du wirst es sehen!“
    Er brach in ein tolles Gelächter aus.
    Matho blickte ihn mit großen Augen an. Er empfand Grauen vor diesem Manne, der so feig und dabei so schrecklich war.
    Der Grieche schnippte mit den Fingern und fuhr in heiterem Ton fort: „Evoe! Auf Regen folgt Sonnenschein! Ich hab in den Steinbrüchen Fronarbeit geleistet und unter goldenem Sonnendach auf einem Schiffe, das mir gehörte, Wein geschlürft wie ein Ptolemäer. Unglück hat den Zweck, uns schlauer zu machen. Das Glück will überlistet werden. Es liebt die Schlauköpfe. Es lässt sich fangen!“
    Er trat auf Matho zu und fasste ihn am Arm.
    â€žHerr, jetzt sind die Karthager ihres Sieges sicher. Du hast ein ganzes Heer, das noch nicht gekämpft hat. Deine Leute gehorchen dir! Stelle sie in die vordere Front! Die meinen werden folgen, um Rache zu nehmen. Ich habe noch dreitausend Karier, zwölfhundert Schleuderer und Bogenschützen, ganze Kompanien. Man kann sogar eine Phalanx formieren. Kehren wir um!“
    Matho, durch das Unglück betäubt, war bis jetzt noch nicht zu der Überlegung gekommen, wie er es vielleicht wieder gutmachen könne. Er hörte mit offenem Munde zu, und die Erzschuppen, die seine Brust umspannten, drohten unter den Schlägen seines Herzens zu zerspringen. Er hob sein Schwert auf und rief:
    â€žFolge mir! Vorwärts!“
    Doch die Aufklärer meldeten bei ihrer Rückkehr, dass die Toten der Karthager fortgeschafft, die Brücke zerstört und Hamilkar verschwunden sei.
    ***
    1 Phalanx, geschlossene, lineare Kampfformation der Infanterie, mehrere Glieder tief. Von den Makedoniern und später von den Römern weiter entwickelt.
    2 Sarisse oder Sarissa, etwa 6 Meter langer Spieß, ursprünglich in der Phalanx der Makedonier eingeführt. Schaft aus weichem leichten Holz, zum Transport in 2 Teile zerlegbar

Kapitel 9
    Im Feld
    Hamilkar hatte geglaubt, die Söldner würden ihn entweder vor Utica erwarten oder gegen ihn vorrücken. Aber da er seine Streitkräfte weder zum Angriff noch zur Verteidigung für ausreichend hielt, war er auf dem rechten Ufer des Flusses nach Süden marschiert, was ihn vor einem unmittelbaren Überfall sicherte.
    Er wollte zunächst die afrikanischen Stämme der Sache der Barbaren abspenstig machen, indem er ihnen ihren Abfall stillschweigend verzieh. Später freilich, wenn sie wieder isoliert dastanden, wollte er einzeln über sie herfallen und sie vernichten.
    In vierzehn Tagen befriedete er die Gegend zwischen Thukkaber und Utica mit den Städten Tignikabah, Tessurah, Vakka und anderen Orten weiter im Westen. Das in den Bergen liegende Zunghar, das durch seinen Tempel berühmte Assuras, das wacholderreiche Djeraado, Thapitis und Hagur schickten ihm Gesandte. Die Landleute kamen mit Lebensmitteln, baten ihn um Schutz, küssten ihm und seinen Soldaten die Füße und beklagten sich über die Barbaren. Einige brachten ihm in Säcken die Köpfe von Söldnern, die sie angeblich getötet hatten. In Wahrheit hatten sie nur Tote geköpft. Viele von den Barbaren hatten sich nämlich auf der Flucht verirrt, und so fand man hier und da unter den Ölbäumen und in den Weinbergen ihre Leichname.
    Um dem Volk etwas zu bieten, hatte Hamilkar am Tage nach dem Sieg die zweitausend Gefangenen, die man auf dem Schlachtfeld gemacht hatte, nach Karthago gesandt. Sie kamen in langen Kolonnen zu je hundert Mann an, die Arme auf dem Rücken an Eisenstangen gefesselt. Sogar die Verwundeten mussten blutend mitlaufen. Reiter hinter ihnen trieben sie mit Peitschenhieben vorwärts.
    Ein Freudentaumel brach in der Stadt aus. Man wiederholte sich immerfort, dass sechstausend Barbaren gefallen waren, dass die anderen nicht Widerstand leisten könnten, dass also der Krieg beendet sei. Man umarmte einander auf den Straßen und rieb die Gesichter der Kabirenstandbilder mit Butter und Zimt ein, um ihnen zu danken. Es sah aus, als ob sie mit ihren Glotzaugen, ihren dicken Bäuchen und den bis zu den Schultern erhobenen Armen unter der frischen Bemalung zum Leben erwachten und an dem Jubel des Volkes teilnähmen. Die Patrizier öffneten ihre Paläste. Die Stadt hallte wider vom Rasseln der Tamburine. Die Tempel waren allnächtlich erleuchtet, und die Hetären der Göttin zogen nach Malka hinunter und errichteten an den Straßenecken Bühnen aus Sykomorenholz, auf

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