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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Ecke des Palastes abgeschnitten – erkannte er Spendius.
    â€žGeh weg!“ rief Matho.
    Ohne etwas zu erwidern, begann der Sklave seine Tunika mit den Zähnen zu zerreißen. Dann kniete er neben Matho nieder, fasste behutsam dessen Arm und befühlte ihn, um im Dunkeln die Wunde zu finden.
    Ein Mondstrahl glitt aus einer Wolkenspalte, und Spendius erblickte in der Mitte des Armes eine klaffende Wunde. Er verband sie mit dem Stück Stoff. Doch der andere rief zornig:
    â€žLass mich! Lass mich!“
    â€žNein, nein!“ antwortete der Sklave. „Du hast mich aus dem Kerker befreit. Ich bin dein, und du bist mein Gebieter! Befiehl!“
    Matho tastete sich an der Mauer hin, die ganze Terrasse entlang. Bei jedem Schritt horchte er auf und tauchte seinen Blick durch die vergoldeten Gitterstäbe hinein in die stillen Gemächer. Endlich blieb er verzweifelt stehen.
    â€žHöre!“ redete der Sklave ihn an. „Verachte mich nicht wegen meiner Armseligkeit! Ich habe in diesem Palast gelebt. Wie eine Schlange kann ich durch die Mauern schlüpfen. Komm! In der Ahnengruft liegt ein Goldbarren unter jeder Steinfliese. Ein unterirdischer Gang führt zu den Gräbern ...“
    â€žWas kümmert das mich!“ antwortete Matho.
    Spendius schwieg.
    Sie standen auf der Terrasse. Eine ungeheure Schattenmasse breitete sich vor ihnen in phantastischer Gliederung aus, wie die gigantischen Wogen eines schwarzen versteinerten Meeres.
    Da glühte im Osten ein heller Streifen auf. Und tief unten begannen die Kanäle von Megara mit ihren silbernen Windungen im Grün der Gärten aufzublitzen. Allmählich reckten die kegelförmigen Dächer der siebenseitigen Tempel, die Treppen, Terrassen und Wälle ihre Umrisse aus dem bleichen Morgengrau heraus. Rings um die karthagische Halbinsel brodelte ein weißer Schaumgürtel. Das smaragdgrüne Meer schlief noch in der Morgenfrische. Je höher die Röte am Himmel emporstieg, umso deutlicher wurden die hohen Häuser, die sich an die Hänge klammerten oder wie eine zu Tal ziehende Herde schwarzer Ziegen abwärts drängten. Die menschenleeren Straßen schienen endlos lang. Palmen, die hier und da die Mauern überragten, standen regungslos. Die bis an den Rand gefüllten Zisternen in den Höfen glichen silbernen dort liegen gelassenen Schilden. Das Leuchtturmfeuer auf dem Vorgebirge glimmte nur noch. Im Zypressenhain oben auf dem Burgberg setzten die Pferde Eschmuns, das Nahen des Tages witternd, ihre Hufe auf die Marmorbrüstung und wieherten der Sonne entgegen.
    Sie tauchte auf. Spendius erhob die Arme und stieß einen Schrei aus.
    Alles war von Rot überflutet. Der Gott goss wie in Selbstopferung den Goldregen seines Blutes in vollen Strömen über Karthago aus. Die Schnäbel der Galeeren blitzten, das Dach des Khamon-Tempels schien ein Flammenmeer, und im Innern der anderen Tempel, deren Pforten sich nun auftaten, schimmerten matte Lichter. Große Karren, die vom Lande hereinkamen, rollten und rasselten über das Straßenpflaster. Dromedare, mit Ballen beladen, schwankten die Abhänge hinab. Die Wechsler in den Gassen spannten die Schutzdächer über ihren Läden auf. Störche flogen dahin. Weiße Segel flatterten. Im Hain der Tanit erklangen die Schellentrommeln der geheiligten Hetären, 7 und auf der Höhe der Mappalierstraße begann der Rauch aus den Öfen zu wirbeln, in denen die Tonsärge gebrannt wurden.
    Spendius beugte sich über das Geländer. Seine Zähne schlugen aufeinander.
    â€žJa ... ja ... Herr!“ wiederholte er mehrmals. „Ich begreife, warum du soeben vom Plündern des Hauses nichts wissen wolltest!“
    Matho erwachte beim Zischen dieser Stimme wie aus einem Traume. Offenbar hatte er die Worte nicht verstanden.
    â€žAch, was für Reichtümer!“ hob Spendius von neuem an. „Und ihre Besitzer haben nicht einmal Schwerter, sie zu verteidigen!“
    Dann wies er mit der ausgestreckten Rechten auf ein paar Leute aus dem niederen Volk, die auf dem Sand vor dem Hafendamm herumkrochen und Goldkörner suchten.
    â€žSieh!“ sagte er. „Die Republik gleicht diesen Schelmen. Am Strand des Meeres hockend, wühlt sie mit gierigen Händen in allen Ländern. Das Rauschen der Wogen betäubt ihr Ohr, und sie hört nichts; auch nicht wenn ihr von hinten der Tritt eines Herrschers naht!“
    Damit zog er Matho nach dem

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