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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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oben stark gemacht für Sie. Aber Sie haben sich disqualifiziert, Schlaicher. Sich und Ihre Agentur.«
    Â»Moment«, ging Schlaicher dazwischen. »Ich bin immer vollkommen ehrlich ge…«
    Â»Ach ja?«
    Â»Doch. Jetzt lassen Sie es mich bitte erklären. Es war wirklich dumm von mir, Ihnen nicht die Wahrheit zu sagen. Ich habe den Herrn gestern erst angestellt und dachte, dass er seine Meinung geändert hat, als er nicht pünktlich am Treffpunkt erschien.«
    Â»Gestern angestellt? Sie hatten mir gesagt, dass sie schon länger mit dem Mann zusammenarbeiten.«
    Â»Das war eine Notlüge. Genauso wie das eben. Ich wollte nicht riskieren, den Auftrag zu verlieren.« Schlaicher stand auf. »Dann gehe ich jetzt wohl besser.«
    Â»Das hätten Sie wohl gern«, brüllte Gampp. »Sie bleiben hier, verdammt noch mal. Wie sieht das denn aus, wenn ich beim nächsten Leiter-Meeting sagen muss, dass ich einem verlogenen Idioten aufgesessen bin?«
    Â»Sie meinen …«
    Â»Ich meine, dass ich genauso Ergebnisse brauche wie Sie. Ich habe gar keine andere Möglichkeit, als Ihnen noch eine letzte Chance zu geben, ob ich das will oder nicht.« Langsam schien sich Gampp ein wenig zu beruhigen. Zumindest spuckte er nicht mehr, wenn er sprach. »Bisher waren wir ja auch zufrieden mit Ihrer Arbeit. Aber denken Sie nicht, dass mich das irgendwie milde stimmen würde. Ich behalte Sie im Auge, Schlaicher. Nur der kleinste Ärger, und Sie können sich darauf gefasst machen, dass Sie in der Region das letzte Mal als Testdieb gearbeitet haben. Ganz abgesehen davon, dass kein Karstadt jemals Ihre Kameras aufhängen wird. Nehmen Sie sich in Acht.«
    Die folgenden fünfzehn Minuten wurden zu den längsten in Schlaichers Leben. Gampp händigte ihm Pläne des Kaufhauses aus, auf denen die für die Ladies Night geplanten Sonderattraktionen eingezeichnet waren. Und egal, was er Schlaicher zeigte oder auftrug, in jedem seiner extrem sachlich formulierten Sätze schwang unterschwellig die Drohung mit, die Zusammenarbeit mit Schlaicher sofort zu beenden, sollte dieser sich noch mal irgendwas erlauben. Gampp war kalt wie ein toter Fisch, und als er Schlaicher schließlich aus dem Briefing entließ, starrte er voller Grimm durch das Fenster auf einen Hinterhof und wandte ihm den Rücken zu.
    Â»Herr Gampp, ich möchte mich noch einmal entschuldigen. Sie werden sehen, wir tun unser Bestes.«
    Gampp drehte sich nicht zu ihm um. »Tun Sie das. Und denken Sie daran: Ich behalte Sie im Auge.«
    Beim Verlassen von Gampps Büro und dem Anblick von Lutz Vollmers nur sehr wenig betroffen wirkendem Gesichtsausdruck verquirlten sich die Gefühle in Schlaicher zu einer explosiven Mischung. Die abgrundtiefe Scham, beim Lügen erwischt worden zu sein, die Erleichterung, das Büro verlassen zu haben, die Wut auf sich selbst und vor allem der Ärger über seinen zu spät gekommenen Mitarbeiter, der mit seinen Ausreden alles noch schlimmer gemacht hatte. Alles zusammen ergab einen wilden, zehrenden Zorn, der nach draußen drängte. Doch nicht hier im Vorzimmer. Schlaicher zerrte Lutz Vollmer am Arm hinaus in den Flur und noch ein paar Meter weiter in eine stille Ecke, die gleich darauf gar nicht mehr so still war.
    Â»Bin ich gefeuert?«, fragte Lutz Vollmer entspannt.
    Schlaicher war so aufgebracht, dass er kaum etwas sagen konnte. Stattdessen packte er seinen Mitarbeiter an den Schultern und schüttelte ihn. Erst als der ihn zurückstieß, brüllte Schlaicher los: »Gefeuert? Verdammt noch mal, nein! Wenn ich dich feuere, dann freust du dich ja sogar noch. Aber ich nehme deine scheiß Kündigung an.«
    Lutz Vollmer wirkte nun wirklich etwas eingeschüchtert, als er antwortete: »Aber dann bekomme ich drei Monate kein Geld.«
    Â»Meinst du etwa, dass mich das auch nur im Geringsten interessiert? Weißt du, in was für eine Situation du mich gerade gebracht hast?«
    Â»Aber ich wollte doch nur …«
    Â»Ist mir ganz egal, was du wolltest. Ich stehe vor Gampp da wie ein absoluter Depp.«
    Â»Tut mir leid«, sagte Lutz Vollmer ganz leise.
    Â»Was?«, schrie Schlaicher.
    Â»Tut mir leid«, wiederholte er kaum lauter.
    Schlaicher drehte sich um und ging hastig fünf Schritte von Lutz Vollmer weg, bevor er sich wieder zu ihm hindrehte und ebenso schnellen Schrittes zurückkam. »Gampp hat mich den Job

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