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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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vorstellen, dass ich im Moment ziemlich unter Druck stehe. Mit den Behörden rede ich gern, aber ich sah keinen Grund, mich über Gebühr mit einem Kaufhausdetektiv zu unterhalten, der im Übrigen so penetrant war, dass ich ihn von meinem Sicherheitsdienst entfernen lassen musste. Können wir jetzt zur Sache kommen? Es pressiert gerade ziemlich.«
    Â»Was genau pressiert denn so?«
    Â»Wollen Sie eine Kopie meines Terminkalenders? Sie meinen wohl, die Sache mit der toten Frau lässt mich kalt? Es hat noch nie Reaktionen dieser Art gegeben. Ja, vereinzelt gibt es Frauen, die auf ›Jeune‹ allergisch reagieren, aber niemals in einer solchen Art und Weise.«
    Â»Die Tote war allergisch gegen Krustentiere«, bemerkte Schlageter. »Was haben denn Shrimps in Ihrer Creme verloren?«
    Â»Sie finden in ›Jeune‹ mehr als siebzig Inhaltsstoffe, die entweder Wirkstoffe sind oder als Trägerstoffe fungieren«, begann die Lefèvre zu dozieren. »Dann gibt es noch Füllstoffe und Konservierungsmittel. Ein Bestandteil ist Krill.«
    Â»Krill?«
    Â»Ganz kleine Garnelen. Wale fressen die. Jetzt fragen Sie mich nicht, wieso, aber Krill ist günstig zu bekommen und dient als ein Füllstoff, der gleichzeitig dafür sorgt, dass die anderen Bestandteile sich gut miteinander verbinden. Das wurde im Labor so festgelegt. Krill ist aber nur in absolut geringen Mengen in ›Jeune‹ enthalten und vollkommen ungefährlich. Wie gesagt, es kann Unverträglichkeiten geben, jedoch niemals eine so starke Reaktion. Das habe ich Ihrem Kollegen alles schon gesagt.«
    Â»Sie gehen also davon aus, dass die Frau nicht aufgrund der allergischen Reaktion verstorben ist?«
    Â»Nein, das habe ich nicht gesagt. Wissen Sie, ich will mich nicht aus meiner Verantwortung herausreden. Aber ich produziere ›Jeune‹ nicht selbst, sondern lasse es in China herstellen. Letztlich ist der Transport günstiger, als hier vor Ort Leute dafür anzustellen. Natürlich habe ich gleich heute früh meinen Kontaktmann angemailt, dass er herausfinden soll, ob etwa aus Versehen eine höhere Krillkonzentration in die Creme gelangt ist. Ich meine, so etwas kann natürlich mal passieren. Die meisten Arbeiter sind ja nicht unbedingt sehr gebildet.«
    Schlageter stellte seine Frage nun andersherum: »Sie gehen also davon aus, dass die Frau wegen ihrer Allergie gestorben ist?«
    Â»Hören Sie, ich bin keine Ärztin, sondern eine Geschäftsfrau. Alles, wovon ich ausgehe, ist, dass ich ziemlich schlechte Publicity bekomme, wenn die Sache hochkocht. Zu Unrecht. ›Jeune‹ ist ein wirklich tolles Produkt, das viele Frauen sehr glücklich macht …«
    Â»â€¦Â und Ihnen gute Gewinne beschert, nehme ich an.«
    Â»Ist es verboten, Geld zu verdienen?«
    Schlageter schüttelte den Kopf. »Darf ich fragen, ob Sie Tamara Brockmann persönlich kannten?«
    Â»Nein, natürlich kannte ich sie nicht.«
    Â»Warum haben Sie ausgerechnet sie ausgewählt?«
    Emanuelle Lefèvre legte die Hände auf den Schreibtisch und verschränkte sie ineinander. Schlageter sah eine Menge Falten und sogar erste Altersflecken. Man kann noch so viel am Gesicht machen lassen, dachte er, die Hände zeigen doch immer das wahre Alter.
    Â»Ich habe sie ausgewählt, weil sie in mein Kundinnenschema passte. Mittleres Alter, gut aussehend, affin, für Schönheit Geld auszugeben. Dass ich in ihre Richtung gegangen bin, war allerdings Zufall. Ich hätte die meisten der umstehenden Damen auswählen können. Und glauben Sie mir, es tut mir sehr leid, dass ich mich ausgerechnet für Tamara Brockmann entschieden habe. Ich würde das gern ungeschehen machen.«
    Â»Wenn Sie sagen, sie war affin, für Schönheit Geld auszugeben, was meinen Sie damit?«
    Â»Ihre Frisur saß perfekt, sie war also gerade beim Friseur gewesen. Sie trug Designerkleidung, ich bin nicht ganz sicher, glaube aber, es war Prada. Ihre Umhängetasche war von Chloé, und ihre Stirn war sehr faltenfrei, sodass ich davon ausging, dass sie sich regelmäßig spritzen lässt. Ach ja, an den Lippen ist wahrscheinlich auch etwas gemacht worden, allerdings sehr gut.«
    Schlageter registrierte verwundert, was die Lefèvre in den wenigen Momenten so alles mitbekommen hatte. Ihm waren die Kleidung und die Marke der Tasche bei Frauen ziemlich egal, aber offenbar achteten sie

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