Salamitaktik
leise: »Nicht dass ich glaube, es könnte dich interessieren, aber Schlageter hat gemeint, er würde sich freuen, wenn du morgen um halb acht zu seiner Verabschiedung in die Polizeidirektion kommen würdest.« Ohne auf eine Antwort zu warten, lieà er die Scheibe wieder hochfahren und startete den Wagen. Als er vom Hafengelände fuhr, bog zeitgleich Schlageters Mercedes durch das Tor ein. Ihre Augen trafen sich für einen Moment. Beide stutzten.
8
Das konnte doch verdammt noch mal nicht sein. Was hatte Schlaicher hier zu suchen? Damit war ja wohl klar, dass an der Geschichte tatsächlich mehr dran war, als man auf den ersten Blick denken mochte.
Dass der Testdieb schon wieder schneller zu sein schien als er selbst, machte Schlageter richtig wütend. Auch der Anblick der beiden hübschen weiblichen Gestalten, die sich auf dem Parkplatz vor einer der Hallen unterhielten, beruhigte ihn nicht. Das war Martina Holzhausen, die sich mit einer Asiatin unterhielt. Moment, die zweite Frau hatte er doch gestern Abend im Karstadt auch kurz gesehen.
Schlageter bremste erst, als er mit den Vorderreifen schon fast die weiÃe Markierung auf dem Boden neben dem Jaguar erreicht hatte. Die Frauen schauten empört in den Wagen. Schlageter bemerkte, dass Martina ihn sofort erkannte, und stieg aus. »Was machen Sie hier?«, fragte er grob.
»Wir arbeiten«, antwortete Martina ebenso barsch.
»Und was wollte Schlaicher hier?«
»Wahrscheinlich dasselbe wie Sie.«
Na also, dachte Schlageter. Er ermittelt.
»Was arbeiten Sie denn hier, wenn man fragen darf?«
»Ich habe jetzt einen privaten Sicherheitsdienst«, antwortete Martina und kramte aus ihrer Tasche eine Visitenkarte hervor, die sie ihm reichte. Er steckte sie ungesehen in seine Jackentasche. Sie fuhr derweil fort: »Das ist meine Mitarbeiterin Weng Kirchhoff. Wir wurden von Frau Lefèvre engagiert, um bei der Show gestern aufzupassen.«
Schlageter wurde hellhörig. »Was hat sie denn befürchtet, was passieren könnte?«
»Es gab wohl schon des Ãfteren Gedränge während und nach den Shows«, erklärte Martina.
»Aha«, sagte Schlageter ungläubig. »Ist sie da drin?«
Martina nickte.
»Ach so, hat Ihr Freund Sie schon wegen meiner Abschiedsfeier morgen Abend angesprochen?«
»Ich habe im Moment keinen Freund.«
»Ãh, ich dachte, Sie sind wieder mit Schlaicher zusammen?«
Schlageter bemerkte, dass die Asiatin gen Himmel blickte, als erhoffe sie spontanen göttlichen Beistand.
»Hat er das gesagt?« Martinas Stimme klang richtiggehend angriffslustig.
Schlageter überlegte kurz und musste dann zugeben: »Hmm, nein, ich glaube nicht.«
»Kann ich denn trotzdem kommen?«, wollte sie nun etwas ruhiger wissen.
»Ich würde mich freuen. Entschuldigen Sie, wenn ich eben vielleicht ein bisschen stürmisch war.«
»Kein Problem.«
Schlageter verabschiedete sich etwas besser gelaunt und lieà sich von einem kleinen, bierbäuchigen Typen durch die Halle zu einer Treppe führen, über die er die Galerie mit den Büros erreichte. Sie war hoch und steil und machte Schlageters nicht besonders guter Kondition ziemlich zu schaffen. Vollkommen auÃer Atem fand er die Tür zum Büro der Chefin. Er atmete noch einmal durch und klopfte kurz an, dann öffnete er die Tür.
Emanuelle Lefèvre saà an ihrem pompösen Schreibtisch und blickte Schlageter genervt entgegen.
»Guten Tag, Schlageter, Kripo Lörrach«, schnaufte er.
»Ja, wir haben uns doch gestern schon gesehen. Was wollen Sie noch hier? Ich habe mit Ihren Kollegen bereits alles besprochen.«
»Es haben sich aber noch ein paar Fragen ergeben, über die ich mich gerne mit Ihnen unterhalten würde.«
Emanuelle Lefèvre wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, und Schlageter nahm, von den Treppen noch immer ein bisschen geschafft, Platz. Er seufzte erleichtert.
»Also, was wollen Sie wissen?«
»Was wollte Schlaicher von Ihnen?«
»Richtig, Sie kennen diesen Typen. Sie haben sich gestern Abend mit ihm unterhalten«, bemerkte sie nur.
Schlageter ging nicht darauf ein, sondern stellte die Frage erneut.
»Er hat mir wegen gestern ein paar Fragen gestellt. Anscheinend muss er für den Karstadt einen Bericht schreiben.«
»Worum ging es genau?«
»Ich konnte ihm nicht viel sagen. AuÃerdem können Sie sich
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