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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Nervengift, das an die Muskelrezeptoren andockt und die Muskeln dadurch lähmt. Du kannst dann zum Beispiel die sogenannten Zornesfalten zwischen den Augen einfach nicht mehr bilden. Damit schon bestehende Falten weggehen, musst du sie auffüllen, zum Beispiel mit Hyaluronsäure.«
    Â»Von welcher Konzentration sprechen wir genau?«, wollte Schlageter wissen.
    Â»Es gibt verschiedene Präparate, die den Wirkstoff Botulismustoxin A beinhalten. Jeder Hersteller benutzt andere Konzentrationen je Einheit. Normalerweise werden daher je nach Faltentiefe und Konzentration bis zu fünfzig Einheiten gegeben. Die Tote hatte aber mindestens fünfhundert Einheiten der durchschnittlichen Konzentration intus. Außerdem ist das Toxin auch in die Blutbahn gelangt.«
    Â»Was heißt das?«
    Â»Intravenös ist das Zeug noch viel giftiger. Ein Gift, das die Muskeln lähmt, hat verheerende Auswirkungen, wenn die Blutbahn es überallhin transportiert«, erklärte Werner. »Es lähmt das Herz, das ein Muskel ist. Es lähmt die Atmung, die ebenfalls durch Muskeln gesteuert wird. Und schon ist man tot.«
    Â»Meinst du, es wurde ihr absichtlich gespritzt?«
    Â»Du weißt genau, dass ich dir dazu nichts sagen kann. Das ist dein Job. Es ist aber möglich. Die Dosis war jedenfalls hoch genug, um einen extrem schnellen Verlauf der Vergiftung zu bewirken. So schnell, dass man sie im Krankenhaus vielleicht nicht mehr rechtzeitig hätte feststellen können. Im vorliegenden Fall hätte die gleichzeitige Allergie dem Täter zusätzlich in die Hände gespielt, weil die Hautirritation alles andere in den Schatten gestellt hat. Wenn es ein Mordversuch gewesen sein sollte, wäre es aber dennoch ein ziemlich riskanter gewesen. In jedem Krankenhaus gibt es ein Gegengift.«
    Â»Wie kommt man an dieses Botox-Zeug?«
    Â»Das bekommst du nur als Arzt. Es gibt allerdings auch schwarze Produktionen. Da würde sich ein verantwortungsvoller Arzt natürlich nie eindecken, weil man nicht sicher sein kann, ob die Konzentration dem Aufdruck entspricht.«
    Â»Aber wenn man auf schnelles Geld aus ist, lohnt sich das?«
    Â»Kommt darauf an, wie viele Patienten man hat. Aber ja, man könnte wahrscheinlich ganz gut was sparen und die Mittel trotzdem teuer verkaufen.«
    Schlageters Kribbeln im Bauch erinnerte jetzt an einen Schwarm wilder Hornissen. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Jetzt hatte er neben der Leiche auch einen Beweis, dass es sich um Mord handelte. Fehlte noch der Mörder, wobei ihm auf Anhieb Peter Brockmann einfiel, der wegen seines Zugangs zu Botulismustoxin eindeutig die Möglichkeit gehabt hatte. Jetzt brauchte es nur noch ein Motiv und natürlich einen stichhaltigen Beweis. Wenn er Glück hatte, würde sein Wunschtraum Wirklichkeit werden und er morgen nicht nur verabschiedet, sondern als Lörrachs größter Ermittler aller Zeiten gefeiert. Wahrscheinlich würde er im Anschluss noch einen Orden bekommen. Zumindest aber würden Schönhorst und Danner eine Lektion in Sachen guter Polizeiarbeit erhalten.
    Â»Das war übrigens noch nicht alles, was ich festgestellt habe«, sagte Werner und holte Schlageter damit in die Realität zurück. »Die Frau war schwanger.«
    Damit hatte er nicht gerechnet. »Was? Wirklich?«
    Â»Elfte oder zwölfte Woche.«
    Â»Das muss ich jetzt erst mal verdauen«, sagte Schlageter. »Danke Werner. Ich habe dir sehr, sehr zu danken.«
    Â»Schon gut. Spätestens morgen Abend bei deiner Party musst du mir aber den Obduktionsauftrag geben.«
    Schlageter wählte Helbachs Nummer direkt im Anschluss.
    Â»Polizeidirektion Lörrach, Helbach am Apparat«, erklang die gewohnt tiefe Stimme seines Assistenten.
    Â»Helbach, wir müssen uns dringend unterhalten.«
    Â»Chef! Wo stecken Sie den ganzen Tag?«
    Â»Darum wird es gehen. Wissen Sie was, wir treffen uns bei mir zu Hause. Ich habe Neuigkeiten.«
    Â»Gleich ist Feierabend«, sagte Helbach.
    Â»Feierabend können Sie ab nächste Woche machen, wann immer Sie wollen. Aber noch bin ich Ihr Vorgesetzter«, murrte Schlageter ins Telefon. »Setzen Sie sich in den Wagen und fahren Sie zu mir. Ich bin auch gleich da.« Er legte auf, bevor es weitere Widerworte geben konnte.
    Er mochte bisher allein eine grandiose Arbeit geleistet haben, aber ihm war klar, dass er für den Rest einen zweiten Mann brauchte. Und

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