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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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ich etwas ganz Entsetzliches, obwohl mein Engel zugegen war. Ich rannte fort.
    Erfüllt von Scham, kletterte ich so hoch hinauf, wie ich nur konnte – von der Gartenmauer auf die Garage und von da aufs Hausdach. Ich kämpfte mich über die Ziegel bis zum Kamin vor, setzte mich dort hin und blickte in die Ferne, über die Felder bis zu den blauschimmernden Hügeln. Ich wollte nach Hause, in die unsichtbare Welt. Der Anblick des Engels hatte mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich war auf einmal krank vor Heimweh.
    Die Sonne heizte den Ziegelkamin auf und brannte auf mein glänzendes schwarzes Fell. Meine Schnurrhaare zitterten, und die Spitzen meiner Ohren glühten. Ich, Salomon, war ein Versager. Offensichtlich war ich nicht in der Lage, eine normale Katze zu sein.
    Manchmal fühlte sich mein schlanker Körper toll an, wenn er die Treppe hinauf und hinunter tobte oder glückselig in Sesselpolstern versank. Und natürlich, wenn Ellen mich streichelte. Aber ganz tief in mir drin wohnte die Seele eines Löwen – und die passte nicht in eine kleine schwarze Katze.
    Als ich die Bremsen von Joes Auto vor dem Haus quietschen hörte, schreckte ich hoch. Er schlug nach dem Aussteigen so heftig die Autotür hinter sich zu, dass die Rostpartikel nur so durch die Luft stoben. Als er an dem glänzenden Wagen des Gerichtsvollziehers vorbeihastete, runzelte er die Stirn. Seine Aura glühte blutrot.
    Er betrat das Haus. Eine unheilvolle Stille folgte. Nicht einmal ein Murmeln von Stimmen war zu hören.
    »Schau mal, die Katze da auf dem Dach.«
    »Vielleicht kann sie nicht mehr runter.«
    Die Kinder kamen aus der Schule, ein paar von denen, die mich oft streichelten. Gerade jetzt hätte ich ein paar Streicheleinheiten gut gebrauchen können. Fast wäre ich schon der Versuchung erlegen und hinuntergeklettert, da flog die Eingangstür auf. Joe erschien und sah aus, als ob er gleich explodieren würde. Der Gerichtsvollzieher und Ellen – mit hängenden Schultern – folgten ihm. Sie hatte immer noch Johns Handtuch in ihren Händen und drehte es nervös hin und her.
    »Wir erwarten Ihre Zahlung innerhalb von sieben Tagen«, sagte der Gerichtsvollzieher und übergab Joe ein Blatt Papier. Der gab es unwirsch an Ellen weiter.
    »Das nimmst besser du.«
    Das wütende Du wurde förmlich in Ellens Richtung gespuckt. Joe stand offensichtlich kurz vor einem Wutanfall. Kaum war der Gerichtsvollzieher verschwunden, begann das Geschrei.
    »Geh sofort ins Haus!«
    »Es ist doch nicht meine Schuld«, schrie Ellen, bevor die Tür ins Schloss fiel.
    Ich drückte mich nah an dem Kamin und ums Eck, in den kühleren Schatten. Ich fürchtete den Donner, und jetzt donnerte es im Haus. Sogar das Dach bebte. Die Leute auf der Straße blieben stehen, um zu lauschen, und blickten mit erschreckten Gesichtern Richtung Haus.
    »Es ist mal wieder so weit.«
    »Das arme Mädchen. Ich weiß ja nicht, wie sie es überhaupt mit diesem Kerl aushält. Und sie hat so ein süßes Kind.«
    Besorgt dachte ich an den kleinen John. Vielleicht hätte ich in sein Schlafzimmer schlüpfen und ihm ein paar Liebesbeweise geben sollen. Und die arme Jessica. Es war klug von ihr gewesen, die Kleinen unter dem Bett zu verstecken.
    Ellen hatte sie zweimal nach unten gebracht, doch Jessica blieb unbeirrt und trug sie einzeln wieder die Treppe hinauf. Das war wirklich mutig gewesen! Ich stellte mir vor, wie sie während meiner einsamen Dachwache unter dem Bett saß, meine Kleinen säugte und beruhigte. Jessica brauchte zurzeit mehr Futter und viel Unterstützung. Vielleicht sollte ich eine Maus fangen und zu ihr bringen.
    Die Sonne färbte sich schon orange, es musste später Nachmittag sein.
    »Die Katze sitzt immer noch da oben.«
    »Wenn sie bei Einbruch der Dunkelheit nicht verschwunden ist, werde ich im Haus Bescheid sagen.«
    Zwei Frauen mit einem selbstzufriedenen Hund im Schlepptau gingen vorbei.
    Der Blick auf die blauen Hügel lenkte mich von meinen Sorgen ab, ich begann wieder zu träumen. Ich dachte an die unsichtbare Welt, und auf einmal war ich wieder dort, saß auf schillernden Graskissen und schnurrte Millionen Sterne in den Himmel hinaus. Dann schnurrte ich sie wieder herein. Kraftsterne, ausgestattet mit der Macht der Liebe. Sie waren für Ellen, jeder Einzelne von ihnen.
    Das Zuschlagen der Eingangstür brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Joe verschwand mal wieder. Er warf Bücher und Kleidungsstücke ins Auto, gefolgt von ein paar Stiefeln und

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