Salomos letzte Geliebte
beobachtete ihn genau.
Jetzt musste John ihn zu sich heranziehen. Es war die einzige Möglichkeit, an die sie glaubte.
Leider passierte es nicht. John Sinclair blieb stehen, wie gelähmt. Der Ring musste damit zu tun haben, und trotz der Steifheit glaubte sie, sein Zittern zu sehen.
Dann war es vorbei!
Das war der berühmte unsichtbare Blitz, der ihn getroffen hatte, so dass er auf der Stelle zusammenbrach, auf dem Boden liegen blieb und sich nicht mehr bewegte.
Glenda wollte schreien.
Sie konnte es nicht. Sie kam nicht mal aus ihrem Sessel hoch und blieb auf der Kante sitzen. Etwas Unsichtbares drückte sie in die Polster hinein. Die Gesichtszüge waren in einem Schrecken erstarrt, und sie schaffte es nicht mehr, normal zu denken. Alles war für sie so anders geworden. Sie hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass man John Sinclair so schnell ausschalten konnte.
Noch immer schwebte der Totenkopf in der Luft. Klein, bleich und verdammt gefährlich. Vergeblich hielt Glenda Ausschau nach der dazugehörigen Person, obwohl sie davon überzeugt war, dass sie sich innerhalb dieses Zimmers aufhielt.
Auch jetzt, da einige Sekunden vergangen waren, konnte sie noch immer nicht sprechen, obwohl sie es wollte, denn sie wusste auch, dass es jetzt auf sie ankam.
Aber da machten ihr Körper und auch ihre Psyche nicht mit. Sie war gefangen. Sie stand unter einer fremden Macht, die sich hier in der Wohnung ausgebreitet hatte, das wurde ihr immer deutlicher klar.
John war außer Gefecht gesetzt worden. Sie hatte ihren Helfer oder Beschützer verloren. Jetzt war sie allein mit dem Totenkopfring und dessen Trägerin, die sie noch immer nicht sah, aber plötzlich hören konnte.
»He, du hast nicht damit gerechnet, dass es mich noch gibt und dass ich so schnell bei euch sein kann...«
»Nein, habe ich nicht.« Der Knoten in ihrer Kehle hatte sich gelöst, und Glenda freute sich über dieses erste Erfolgserlebnis. Nur wusste sie nicht, wie es weitergehen sollte. John Sinclair lag am Boden. Er war fertig, erwischt von einer Kraft, die sie nicht begreifen konnte.
»Ich setze immer all das durch, was ich will. Die Zeit ist gekommen. Sie ist reif, um das zu tun, was getan werden muss. Daran kannst auch du nichts ändern, und John Sinclair ebenfalls nicht, denn für uns ist er sehr wichtig.«
»Was willst du?«
»Nichts, was dich unmittelbar betrifft. Aber du solltest wissen, dass ich keine Störungen dulde. Merke dir das. Mische dich auf keinen Fall ein.«
»Wobei denn?«
Aus dem Dunkeln drang Glenda wieder die geheimnisvolle Stimme entgegen. »Es geht um John Sinclair. Es geht nur um ihn, der auch der Sohn des Lichts genannt wird.«
Ja, das stimmte. Das wusste Glenda Perkins genau. Zu lange schon arbeitete sie mit John Sinclair zusammen. Sie kannte vieles. Sie wusste, dass John mehrmals wiedergeboren war und auch einen guten Draht zur Vergangenheit besaß.
Und wieder einmal hatte sie zugeschlagen. Was hier passiert war, hatte mit der Vergangenheit zu tun.
Wir brauchen dich!, hatte die Stimme gesagt. Und dann diesen rätselhaften Begriff.
»She-ba«, flüsterte Glenda vor sich hin.
Sofort erhielt sie eine Reaktion. Dabei glaubte sie auch, hinter oder in der Nähe des kleinen Totenkopfs eine Bewegung zu sehen, und ebenso flüsternd wie sie gesprochen hatte, erreichte sie die nächste Frage: »Was hast du gesagt?«
»Nichts, schon gut. Gar nichts...«
»Du kennst sie?«
Diese Frage irritierte Glenda Perkins. Sie hatte sie genau verstanden, aber sie wusste nicht, welche Person gemeint war und flüsterte deshalb: »Wen sollte ich kennen?«
»Sie...«
»Nein, ich...«
»Seine Geliebte...«
Jetzt hatte sie eine Antwort erhalten, aber sie konnte damit nichts anfangen. Glenda saß noch immer in ihrem Sessel. Wenn sie nach rechts schaute, sah sie den bewegungslosen Körper des Geisterjägers. John war zum Glück nicht auf das Gesicht gefallen, sondern zur Seite und hatte sich dann durch den noch eigenen Schwung auf den Rücken gedreht. Sie glaubte nicht daran, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren war.
»Von wem?«
»Das ist jetzt egal. Du bist nicht betroffen. Es geht mir nur um ihn.«
»Was willst du denn?«
»Nicht reden. Nichts mehr sagen!«, flüsterte die Person, die sich noch immer nicht zeigte.
Der kleine bleiche Totenkopf schwebte noch immer in der Luft, und zwar so, als hätte die Person den Arm angehoben, ihn gedreht und ihn Glenda entgegengestreckt. Sie war darauf gefasst, die exotische Person
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