Salomos letzte Geliebte
du?«
»Augenblick...«
Sie ging weiter und hob dabei ein paar Mal die Schultern, aber sie gab nicht auf. Glenda hatte das Gefühl, als erlebte sie hier ein Schauspiel, dessen Ende sie nicht kannte, im Gegensatz zu der anderen Person, die alles genau wusste.
Plötzlich blieb sie stehen!
Auch Glenda hielt den Atem an, denn sie sah, dass die Besucherin auf einen bestimmten Gegenstand innerhalb des Zimmers fixiert war. Es war ein Schrank mit zwei schmalen Türen. Die beiden Türen waren verschlossen, und die Person musste nicht erst die Hand heben, damit Glenda bewusst wurde, was sie meinte.
Sie wusste jetzt, was die Frau haben wollte.
Das Schwert des Salomo!
***
Fast hätte Glenda Perkins aufgeschrien. Im letzten Augenblick gelang es ihr, eine Hand gegen den Mund zu pressen. Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen.
Das Schwert des Salomo! Ausgerechnet diese Waffe, die John von einer Reise in die Vergangenheit mitgebracht hatte, von Salomo selbst erhalten, die sollte ihm jetzt von dieser Frau genommen werden, weil er sie angeblich nicht besitzen sollte?
Glenda konnte und wollte es nicht glauben, und sie merkte, dass sie von einem Schwindelgefühl erfasst wurde und weiche Knie bekam. Sie hatte das Gefühl, dass alles nicht stimmte, und sie kam sich vor, als würde sie neben sich stehen.
Es war hell im Zimmer. Sie erkannte jede Einzelheit. Da blieb nichts verborgen. Dennoch kam es ihr vor, als würde sie sich in einer fremden Welt aufhalten.
Noch hatte sie ihre Gedanken nicht bestätigt bekommen, aber das wollte und brauchte sie.
»Ist es das Schwert?«
»Ja.«
Glenda dachte daran, der Frau zu sagen, dass es sich nicht in John’s Besitz befand, doch diese Lösung hätte sie nie und nimmer akzeptiert. Außerdem stand sie schon vor dem schmalen Schrank, in dem es verborgen war.
»Warum?«, fragte Glenda.
»Es gehört nicht ihm.«
»Das stimmt nicht!«, rief Glenda. »Das ist ein verdammter Irrtum! Salomo hat das Schwert John Sinclair überlassen, weil...«
»Er hat sich geirrt!«
Diese Antwort duldete keinen Widerspruch. Glenda schnaubte. Ihre Wut stieg an. Geirrt! Lächerlich, das stimmte einfach nicht. Dass John das Schwert des Salomo bekommen hatte, war alles andere als ein Irrtum gewesen. So sollte sie in ein perfides und hinterhältiges Spiel getrieben werden, und zwar durch eine Person, deren Aussagen ebenso falsch waren wie ihr Lächeln.
Glenda schüttelte langsam und sehr bestimmt den Kopf. »Nein«, sagte sie mit leiser Stimme, »das ist kein Irrtum gewesen. Diese Waffe gehört John Sinclair. Er hat Salomo gesehen, als er in die Vergangenheit reiste. Es ist alles so gekommen, wie es das Schicksal vorgeschrieben hat. Sie können mir hier viel erzählen. Es ist nur ein Trugschluss. Sie sind nichts anderes als eine Diebin.«
»Meinst du?«
»Ja!«
Die Exotin hob die Schultern an. Sie wirkte plötzlich sehr arrogant und überheblich. Mit einer lässigen Bewegung wies sie auf den Schrank, in dem John Sinclair diese außergewöhnliche Waffe aufbewahrte. »Man kann ihn aufschließen oder aufbrechen. Was ist dir lieber?«
Es war eine Blitzidee, die Glenda Perkins durchzuckte. Nur musste sie trotzdem durchdacht werden, und deshalb gab sie zunächst keine Antwort. Eine Idee verwoben mit einem Bluff, das musste es eigentlich sein. Das war es doch.
Sie musste sich nur zusammenreißen, um ein Zittern zu unterdrücken. »Es wäre ein Jammer, wenn der Schrank zerstört werden soll.«
»Meine ich auch.«
»Ich schließe ihn auf!«, erklärte Glenda, und sie wusste, dass sie sich mit dieser Aussage einer entscheidenden Stelle genähert hatte. Jetzt kam es auf die Reaktion der anderen Person an.
»Du weißt, wo sich der Schlüssel befindet?«
»Ja.«
»Wo?«
»John Sinclair trägt ihn bei sich. Das ist so. Er hat ihn bei seinen anderen wichtigen Schlüsseln.«
»Sehr gut. Hol ihn!«
»Ja, Moment, das werde ich machen.« Glenda hatte etwas zögernd und auch leise geantwortet.
Sie wollte nicht zeigen, wie gut sich die Dinge in ihrem Sinne entwickelten. Von einem innerlichen Jubel war sie noch weit entfernt, aber sie näherte sich dem bestimmten Fixpunkt und schärfte sich ein, nur die Nerven zu bewahren.
Zudem musste sie eine gute Schauspielerin sein. Die andere Person durfte das Gefühl der Sicherheit auf keinen Fall verlieren. Wenn sie merkte, dass sie getäuscht werden sollte, konnte es für Glenda tödlich enden.
Sie tat so, als wollte sie zögern, und sofort sprang die Unbekannte darauf
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