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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ziehen, damit eine genügend große Lücke entstand. Die Plane war schon sehr schwer und auch mit einem Öl getränkt, das ihr einen bestimmten Geruch verlieh, der mir schon ziemlich fremd in die Nase stieg.
    Auch jetzt, wo ich mich relativ dicht am Ausgang des Zeltes befand, war nicht viel an Außengeräuschen zu hören. Das Gemurmel war geblieben, aber nun vernahm ich hin und wieder den fernen Klang eines Instruments, das sich wie eine Leier anhörte.
    In meiner Kopfhöhe schob ich die beiden Planenseiten nach rechts und nach links weg, um mir den ersten freien Blick nach draußen zu verschaffen.
    Ich hatte mir dabei überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, was ich zu sehen bekommen würde, aber was ich tatsächlich sah, damit hätte ich auch nicht gerechnet.
    Dicht vor mir stand eine Gestalt!
    Sie bewegte sich nicht, und schon beim ersten Hinschauen erinnerte sie mich an einen Wächter oder Aufpasser, der einzig und allein für mich abgestellt worden war.
    An ihm vorbeizukommen, war schlichtweg nicht möglich. Er würde mich immer zur Kenntnis nehmen, ob ich nun an der rechten oder an der linken Seite an ihm vorbeischlich.
    Was tun?
    Das war der Moment, in dem ich mich entscheiden musste und wo auch die Spannung in mir hochstieg, denn einen Fehler durfte ich mir nicht erlauben. Wie die weitere Umgebung aussah, war mir zunächst gleichgültig, das würde ich später ergründen, zunächst mal ging es mir darum, den Typen aus dem Weg zu schaffen.
    Ich duckte mich und verbreiterte dabei zugleich den Ausstieg. Der Mann bewegte sich nicht. Er war nicht gekleidet wie die Menschen in meiner Zeit und natürlich auch nicht wie ich. Er trug ein Gewand, das ungefähr in Höhe der Schienbeine endete. Jetzt sah ich auch, dass er bewaffnet war, denn mit der rechten Hand umklammerte er den Griff einer Lanze. Die Spitze wies nach oben, das untere Ende hatte er gegen den Boden gedrückt.
    Er schaute nur nach vom und dachte wohl nicht im Traum daran, dass jemand hinter ihm sein könnte.
    Auf seinem Kopf trug er so etwas wie einen Schutz, der mich an einen Helm erinnerte. Er würde schon die Schläge abhalten, und so kam es für mich nicht in Frage, ihn bewusstlos zu schlagen.
    Es war nicht hell, aber auch nicht dunkel. Es musste die Zeit sein, an der sich der Tag allmählich verabschiedete und in die Nacht hineinglitt.
    Der Wächter bewegte sich noch immer nicht. Nur die Ränder seines Gewands zitterten leicht im Wind.
    Mit möglichst geräuschlosen Bewegungen verbreiterte ich den Spalt so weit wie möglich. Ich wollte mir eine gewisse Handlungsfreiheit schaffen und bei der Aktion nicht durch den Zeltstoff gestört werden, wenn er zurückfiel.
    Durch den halb offen stehenden Mund holte ich Luft. Kein anderer kümmerte sich um mich, und dann griff ich an und zu.
    Es passierte so schnell, dass Winnetou sicherlich mit mir zufrieden gewesen wäre. Eine Hand presste ich auf die Lippen des Aufpassers und unterdrückte so dessen Schrei. Den rechten Arm legte ich um seine Hüfte und zerrte die Gestalt mit einer ruckartigen Bewegung in das große Zelt hinein.
    Widerstand erlebte ich nicht. Der Mann war viel zu überrascht worden, weil er mit dieser Aktion nicht gerechnet hatte. Bevor er richtig erfasste, was überhaupt geschehen war, lag er schon rücklings auf einem der dicken Teppiche und ich kniete wie ein Gestalt gewordener böser Albtraum auf ihm.
    Ein dunkelhäutiges, noch recht junges Gesicht schaute mich erstaunt an. Der Knabe hatte noch nicht richtig erfasst, was mit ihm eigentlich geschehen war. Da ich nicht davon ausging, dass er meine Sprache verstand, entschloss ich mich zu einer internationalen Geste, die jedem verständlich sein musste. Ich legte einen Finger für den Moment auf die Lippen und senkte die Arme dann ab, um mit den Händen seine beiden Handgelenke zu umfassen.
    »Pst...«
    Fast kam mir meine Aktion schon ein wenig lächerlich vor, aber es gab keine andere Möglichkeit.
    Er tat auch nichts. Er blieb wie ein Stockfisch liegen, starrte hoch in mein Gesicht und begriff allmählich, dass ich ihn überlistet hatte. Dieses Erkennen, was ich auch mitbekam, sorgte dafür, dass er sich wehrte. Der Gegenangriff erfolgte plötzlich, und ich wurde überrascht. Es war nicht tragisch, aber mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schaffte es der Wächter, seinen Oberkörper in die Höhe zu wuchten. Ich saß auf ihm, und mein Halt war nicht eben der Beste.
    Der Fluch rutschte mir über die Lippen, als ich zur rechten Seite

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