Salomos letzte Geliebte
hinkippte.
Plötzlich hatte ich mit meinem Gleichgewicht zu kämpfen. Ich verlor zwar nicht die Übersicht, aber ich geriet aus dem Tritt, und das nutzte der andere aus.
Er war schnell und flink. Eine blitzschnelle Drehung nach rechts gab ihm genau den Schwung, den er brauchte, um wieder auf die Füße zu kommen.
Er riss seine Lanze mit hoch, deren Spitze verdammt gefährlich aussah. Dabei sprang er nach hinten und stieß die Lanze in die entgegengesetzte Richtung vor, denn genau dort wusste er mich als Ziel.
Ich war zu weit weg, so dass er mich mit der Waffe nicht erwischte, aber ich musste auch zurück, weil er mir folgte. Aus seinem offenen Mund flossen dabei keuchende Geräusche, und in seinen Augen las ich den Willen, mich zu vernichten.
Für mich stand längst fest, dass ich in einer anderen Zeit gelandet war. Dort hatte es auch andere Waffen gegeben wie eben diese Lanze, mit der mein Gegner agierte. Er war darin super. Er hatte sich damit vertraut gemacht, und ich wäre sicherlich nicht der Erste gewesen, der von seiner Lanze aufgespießt worden wäre.
Ich wich so weit wie möglich vor ihm zurück, weil ich wollte, dass er einen langen Anlauf nehmen musste, um mich zu erreichen.
Ich wartete ab. Nachdem er drei kleine Schritte auf mich zugelaufen war, bewegte ich mich. Ich hatte mir schon vorher das viereckige Sitzkissen ausgesucht, bückte mich genau zum richtigen Zeitpunkt und riss es mit beiden Händen an mich.
Der Mann stieß zu!
Dabei schrie er wie ein wilder Raubvogel. Er rechnete damit, mich zu treffen. Wahrscheinlich hatte ihn seine Angriffslust auch blind gemacht, denn er traf.
Nur nicht mich!
Die Lanze bohrte sich tief in das Kissen hinein, das ich als Deckung vor meinen Körper hielt. Ich spürte die Wucht, ich wurde sogar nach hinten getrieben und hoffte nur, dass die Füllung dicht genug war, um zu halten.
Sie hielt dem Stoß tatsächlich stand. Die Spitze der Lanze blieb im Kissen stecken, das ich nicht losgelassen hatte.
Einen Moment später erfolgte mein Gegenangriff.
Ich ging vor, rammte das Kissen mit der Lanze nach vom und diesem Gegendruck konnte er nichts entgegensetzen. Er musste zurück, ging auch mit schnellen, kleinen Schritten, und übersah, dass der Boden mit Teppichen und Fellen bedeckt war. So war es schon eine zwangsläufige Folge, dass er über einen der Ränder stolperte, und irgendwie hatte ich darauf auch gewartet.
Plötzlich lag er in der Luft und kippte nach hinten. Die Füße hoben ebenfalls ab, und dann dauerte es nicht mal eine Sekunde, bis er auf den Rücken fiel.
Eine weitere Sekunde später war ich bei und über ihm. Er wollte sich noch zur Seite drehen und dabei in die Höhe kommen, aber das gelang ihm nicht mehr.
Wieder war ich schneller!
Diesmal riss ich mit einer schnellen Bewegung die Lanze aus dem Kissen, das er noch immer festhielt. Ich kippte sie, und plötzlich berührte die Spitze die dünne Haut an seiner Kehle.
Ich schaute von oben her auf ihn herab und sprach ihn auch an. »Ruhig bleiben, ganz ruhig bleiben. Wenn du dich bewegst, hast du keinen Hals mehr, mein Freund.«
Er blieb liegen. Ich war mir sicher, dass er meine Worte nicht verstanden hatte, aber die Gestik war eindeutig. Er würde sich hüten, auch nur falsch mit den Augen zu zwinkern.
Ich konzentrierte mich auf seine Augen. Sein Blick war anders geworden. Ich las darin nicht mehr den Willen, diesen Kampf zu gewinnen, jetzt war die Furcht vor einem schlimmen Ende nicht mehr zu übersehen. Einer wie er kannte nur Sieg oder Niederlage. Leben oder Tod. Etwas anderes gab es nicht.
Bevor ich mich noch melden konnte, fing er an zu sprechen. Und wie er redete. Ein gewaltiger Wortschwall prasselte auf mich nieder. Ich verstand nichts und konnte nur raten, ob die kehligen Laute zur arabischen Sprache gehörten.
Wie lange er gesprochen hatte, wusste ich nicht, aber urplötzlich verstummte er, und mir war ebenfalls klar, dass ich mit ihm nicht mehr weiterkam. Er war mir keine Hilfe, aber ich wollte ihn auch nicht so zurücklassen.
Er hatte nicht damit gerechnet und erschrak sogar, als ich die Lanzenspitze von seiner Kehle wegzog. Kaum war die Gefahr vorbei, da richtete er sich auf.
Genau darauf hatte ich gewartet. Er hatte kaum den Kontakt mit dem Boden verloren, da hatte ich schon ausgeholt und schlug mit der Lanzenspitze zu.
Ich traf den Kopf des Mannes mit der Breitseite. Zwar trug er so etwas wie einen Helm, aber der bestand nicht aus Eisen oder einem ähnlichen Material. Beim
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