Salomos letzte Geliebte
anders aus. Als sie die Hände wieder nach unten sinken ließ und flach auf ihre Knie legte, war sie noch immer zu keinem Entschluss gekommen, und genau das ärgerte sie. Dagegen musste man etwas tun.
»Ich nicht allein«, flüsterte sie. »Ich schaffe es nicht ohne fremde Unterstützung.«
In ihrem Kopf drehte sich ein unsichtbarer Schalter, und es flammte auch ein Gedanke auf.
Sie dachte an die Conollys. Zwar konnten sie ihr nicht praktisch helfen, aber sie würden sie vielleicht trösten oder ihr einen Rat geben. So schnell wie der Gedanke in ihr aufgeflammt war, so rasch verwarf sie ihn auch wieder.
Nein, das war nicht gut. Bill würde vielleicht durchdrehen. Außerdem gab es da noch Sheila. Glenda wollte sich nur dann an die Conollys wenden, wenn ihr nichts anderes mehr einfiel.
Wen gab es noch?«
Die Lösung war schnell gefunden. Sie sprang sie förmlich an, und sie bestand aus dem Namen einer Frau.
Jane Collins!
Glenda stöhnte leicht auf, als sie daran dachte. Ausgerechnet Jane, die ewige Rivalin. Glenda wusste, dass John Sinclair auch mit ihr schon intim zusammen gewesen war, und umgekehrt war es ebenso. Die beiden Frauen standen sich oft skeptisch gegenüber, leicht stutenbissig, und eine belauerte die Reaktionen der anderen, wenn sie mit John Sinclair zusammen waren.
Hier galten diese Regeln nicht. Hier musste Glenda über ihren eigenen Schatten springen, und sie ging davon aus, dass Jane Collins ebenso dachte.
Jane war von Beruf Privatdetektivin, aber sie hatte auch den Geisterjäger schon öfter unterstützt. Außerdem war sie für eine Weile eine Hexe gewesen, eine die voll und ganz auf der Seite des Teufels gestanden hatte, doch das war längst vorbei. Den Teufel oder die Hölle gab es für sie nur noch als Hassobjekt.
Allerdings hatte sie aus ihrer Zeit als Hexe noch etwas zurückbehalten. Es waren die latenten Hexenkräfte, die in ihr schlummerten und die hin und wieder dafür sorgten, dass Jane zu unwahrscheinlichen Leistungen fähig war, wenn sie es schaffte, diese Kräfte zu aktivieren.
Außerdem hing Jane ebenso an John wie Glenda. Wenn er sich in Gefahr befand, würde auch sie die Animositäten, die sie gegen Glenda hatte, über Bord werfen.
Nach diesem Gedankengang kostete es Glenda keine große Überwindung, sich zu erheben und zum Telefon zu gehen. Nach Jane’s Nummer brauchte sie nicht erst zu suchen, denn die kannte sie auswendig.
So locker, wie sie es sich vorgestellt hatte, war sie doch nicht, als sie den Hörer abhob. Das Zittern der Finger konnte sie einfach nicht unterdrücken, aber sie legte nicht auf, sondern hielt durch und tippte die Zahlen ein.
Es war nach Mitternacht, okay, aber Jane würde dafür Verständnis aufbringen.
Es läutete durch.
Einige Male, und Glenda hoffte, dass sich nicht Lady Sarah Goldwyn meldete, in deren Haus Jane Collins wohnte.
Endlich wurde abgehoben, und schon am ersten Ton der Stimme erkannte Glenda, dass es nicht Sarah Goldwyn war.
»Bitte...«
»Jane, ein Glück!«
Es entstand eine kurze Pause. Verständlich, denn die Detektivin war bestimmt aus dem Schlaf gerissen worden und musste erst über die Stimme nachdenken.
»Wer ist denn da?«, erkundigte sie sich noch immer verschlafen.
»Ich, Glenda!«
Schweigen – Stille. Dann ein leicht schnaufendes Geräusch, bevor Jane’s Stimme wieder zu hören war. »Habe ich mich verhört, oder bist du es wirklich?«
»Du hast dich nicht verhört. Ich bin es.«
»Und das mitten in der Nacht.«
»Genau.«
»Nun gut, du wirst deine Gründe haben, wenn du um diese Zeit andere Leute aus dem Bett treibst.«
»Es gibt einen Grund, Jane. Der hat einen Namen. Er heißt John Sinclair.«
»John?«, keuchte Jane Collins erstaunt und war jetzt hellwach, denn ihre Stimme hörte sich nicht mehr so verschlafen an.
»Ja, leider...«
»Verdammt, das hört sich nicht gut an.«
»Es ist auch nicht gut, Jane.«
»Dann lass hören.«
Darauf hatte Glenda gewartet. Sie war darauf vorbereitet. Es fiel ihr trotzdem schwer, einen Ablauf der Geschehnisse zu geben, und sie sprach dabei mit leicht stockender Stimme. Des Öfteren legte sie eine Pause ein, und Jane sorgte dann mit den entsprechenden Bemerkungen dafür, dass sie weitersprach.
»Ja, Jane, und mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Wo bist du jetzt?«
»Noch in John’s Wohnung, wo alles so geschehen ist.«
»Hast du einen Plan?«
»Nein, leider nicht. Ich war ziemlich durcheinander. Ich habe an dich gedacht. Es kann ja sein, dass dir etwas
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