Salon der Lüste - 3
seinem Ohr.
»Er ist ein Maler adliger Herkunft. Möchtest du ihn kennenlernen?«
Saint warf ihr nur einen sehr kurzen Blick zu, bevor er wieder zu Ivy und ihrem Verehrer schaute. »Selbstverständlich. Ich möchte alle potenziellen Verdächtigen kennenlernen.«
»Verdächtig? Justin?« Ihre Verwunderung hätte ihn zum Lächeln gebracht, hätte er nicht fast inständig gehofft, dass dieser blonde Adonis irgendeines Verbrechens schuldig war.
»Jeder ist ein Verdächtiger, Erdbeere.« Er nippte an seinem Whisky. Er war weich und leicht rauchig, genau wie er ihn mochte.
»Samt, ich kann nicht glauben … «
»Ich weiß«, unterbrach er sie mit einem vagen Lächeln. »Deshalb bin ich es auch, der nach dem Mörder sucht, nicht du.«
»Aber du wirst doch gewiss nicht die Mädchen verdächtigen?«
»Unser Verdächtiger ist höchstwahrscheinlich ein Mann, bedenkt man die Kraft, die vonnöten ist, um solche Taten zu begehen.«
»Natürlich ist er ein Mann. Eine Frau wäre eines derartigen Hasses gar nicht fähig.«
Er lachte, laut, worauf sich einige interessierte Blicke auf sie richteten. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass das eine Lüge ist.«
Als Madeline zu ihm aufschmunzelte, bemerkte er abermals die kleinen Falten in ihren Augenwinkeln. Sie wurde älter. Dieser Gedanke machte ihm das Herz schwer.
Eines Tages würde er ins Maison Rouge kommen, und sie wäre nicht mehr dort.
Vielleicht war dann Ivy die Madam. Wieder und wieder musste er erleben, wie die Zeit ihm alles nahm.
Unweigerlich, als müsste er sich überzeugen, dass sie noch jung und frisch war, schaute er sich in der Menge nach ihr um. Es dauerte nicht lange, da hatte er sie entdeckt: Sie sah so misstrauisch zu ihrer Mutter und ihm hinüber, dass Saint blinzelte.
Was er in ihren Augen erkannte, war Eifersucht! Sie war eifersüchtig auf ihre eigene Mutter? Seinetwegen? Wie lächerlich!
Wer war sie, eifersüchtig zu sein, während sie diesen jungen Bock praktisch vor Saints Augen verführte? Große athletische blonde Schönlinge konnte er noch nie leiden, weil sie immerfort zu bekommen schienen, was sie wollten. Er vertraute ihnen nicht - ausgenommen seinem Freund Chapel.
»Gütiger Himmel!« Madeline wandte sich wieder zu ihm. »Was hast du getan, dass Ivy dich so ansieht?«
»Ich weigerte mich, das Bett mit ihr zu teilen«, antwortete er, ohne nachzudenken.
»Und ich bin es nicht, dem ihr Blick gilt, sondern sie sieht uns beide an - dich.«
Niemand konnte vor Entsetzen so bezaubernd schauen wie Madeline. »Sag mir bitte, dass das ein Scherz ist! «
»Meine teure Freundin, du dürftest längst begriffen haben, dass ich keinen Humor besitze. « Er nippte an seinem Glas.
»Aber weshalb sollte sie auf uns eifersüchtig sein?«
»Offensichtlich fragt sie sich in diesem Augenblick, wie intim wir beide sind.«
»Grundgütiger!« Sie zog ihre rotblonden Brauen zusammen. Offenbar kitzelte diese Unterhaltung die Irin in Madeline hervor. »Hast du ihr diesen Unsinn eingeredet?«
»Nein, das hat sie ganz allein getan.« Er war schließlich nicht so dumm, eine Frau willentlich eifersüchtig zu machen. Es wäre Unfug und ging niemals gut aus.
»Wenn du dich geweigert hast, mit ihr zu schlafen, warum siehst du dann Justin an, als wolltest du ihm an die Gurgelgehen?«
So vertraut mit der Familie, dass sie ihn beim Vornamen nannten also? Dieser Mistkerl! »Du übertreibst.« Machte es ihr denn gar nichts aus, dass ihre Tochter versucht hatte, ihn zu verführen?
Anscheinend nicht. »Tue ich das?«, fragte sie. »Oder bist du genauso eifersüchtig auf ihn wie meine Tochter auf mich?«
»Ich kenne Ivy nicht lange genug, um irgendwelche Zuneigungen zu ihr entwickelt zu haben.«
»Nun, zweifellos reicht eure Bekanntschaft aus, um welche in ihr zu wecken. «
Samt sah sie an und hoffte inständig, dass sie scherzte. »Du lügst.«
»Ganz sicherlich nicht«, erwiderte sie ein wenig indigniert. »Nach deinem letzten Besuch hier weinte sie tagelang. Sie glaubte, ich würde es nicht bemerken, doch eine Mutter weiß solche Dinge immer. Du hattest mit jedem Mädchen im Haus geschlafen und sie ignoriert.«
Wie sie das sagte, sollte man meinen, er hätte einen Fehler gemacht, indem er die Finger von ihrer Tochter ließ. »Ivy ist vor mir sicher, Maddie«, versicherte er ihr beinahe seufzend. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Sie runzelte nach wie vor die Stirn. »Es ist nicht Ivy, um die ich mich sorge.«
»Bitte, sag mir nicht, dass du dich um
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