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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Feinde, Saint. jedenfalls keine, die hinreichend erbittert sind, dass sie morden würden, um mich zu treffen.«
    »Ich bezweifle auch, dass irgendjemandes Hass grotesk genug ist, deine Freundinnen zu töten. Aber ich vermute, dass du alle drei Opfer photographiert hast.«
    »Das habe ich.« Guter Gott, es stimmte! Sie sank auf das Bett zurück.
    »Auch Clementine?«, fragte er sanft, als fürchtete er, es könnte alles zu viel für sie werden.
    Tatsächlich zitterte ihre Hand, mit der sie sich über das Gesicht strich. »Ja -
    genaugenommen habe ich jede Frau photographiert, die in den letzten zwei Jahren im Maison Rouge arbeitete oder zu Gast war. «
    »Wer hat die Aufnahmen gesehen?«
    »Das kann ich nicht sagen. Mama veranstaltete im Frühling eine Ausstellung meiner Werke. Beinahe eine Woche lang hingen meine Photographien im Haus aus. jeder, der kam, konnte sie sehen.«
    »Tja, Mist!« Er erschrak. »Verzeih mir!«
    Sie sah ihn verwundert an. »Denkst du, ich hätte das Wort noch nie gehört?«
    »Ich wurde gelehrt, in Anwesenheit von Damen nicht zu fluchen.«
    »Ich bin ebenso wenig eine Dame wie du ein Herr«, entgegnete sie und errötete sogleich. »Tut mir leid, ich meinte nicht … «
    »Schon gut.« Er klang ernst, doch da war ein Blitzen in seinen Augen. War er verletzt?
    Fühlte sie sich schuldig? ja. Würde sie nachgeben und abermals versuchen, sich zu entschuldigen? Nein. Er war derjenige, der sie zurückgewiesen hatte. Falls er glaubte, seine Gefühle wären verletzt, sollte er einmal darüber nachdenken, was er ihren angetan hatte.

    Leider machte seine Abweisung ihn bloß umso anziehender. Mochte man ihr auch einen absonderlichen Wunsch nach Bestrafung unterstellen, aber sie begehrte ihn in diesem Moment mit noch mehr Inbrunst als vor Stunden.
    Eigentlich sollte sie sich schämen, dass sie an ihr Verlangen dachte, während weit dringendere Arbeit getan werden musste.
    Samt war es, der das unangenehme Schweigen brach. »Ich muss alle Photographien sehen, die du gemacht hast. Irgendwo dort muss es eine Verbindung geben.«
    »Selbstverständlich.« Eilig lief Ivy zu dem Schrank neben dem Kamin. Darin bewahrte sie all ihre Photographien auf. Obgleich hier die Brandgefahr nicht unerheblich war, zog sie einen solchen Lagerort doch allemal dem erheblich größeren Risiko vor, dass die Aufnahmen vom feuchten englischen Wetter vernichtet wurden.
    Die Kartons waren säuberlich aufgestapelt und beschriftet, so dass sie auf einen Blick sah, welche Aufnahmen wo zu finden waren.
    Sie zog einen heraus, auf dem MAISON ROUGE AUSSTELLUNG, JUNI 1899 notiert war. Zu ihrer Überraschung stand Saint plötzlich neben ihr und nahm ihn ihr ab, auch wenn der Karton gar nicht schwer war. ‘
    »Neugierig?«, fragte sie lächelnd. »Oder versuchst du wieder einmal, ganz feiner Herr zu sein?«
    »Ich bin doch kein Herr, schon vergessen?« Er erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern drückte ihr den Karton zurück in die Hände. »Also nimm du! «
    Vor Schreck stolperte Ivy einen Schritt rückwärts. »Was ist mit dir?«
    »Als ich herkam, machte ich mir Vorwürfe, weil ich mich wie ein Schurke benommen hatte, und nun, da ich mich bemühe, respektvoll zu sein, machst du dich über mich lustig. Bitte, entscheide dich für eine Meinung über mich ‘ und bleibe bei ihr! « Abermals nahm er ihr den Karton ab und ging damit zu dem Tisch hinten an der Wand, während Ivy sprachlos dastand und ihm nachsah.
    »Ich soll mich für eine Meinung entscheiden?« Sie folgte ihm mit rauschenden Röcken, weil sie aufgebracht war. »Als du hier eintrafst, sprachst du mit mir, als könntest du es gar nicht erwarten, mich ins Bett zu bekommen, und dann, als ich mich dir anbot, hast du brüsk abgelehnt. Vielleicht bist du derjenige, der sich für eine Meinung entscheiden und zu ihr stehen sollte! «
    Der Karton knallte mit solcher Wucht auf die Tischplatte, dass eine Ecke buchstäblich einbog. »Möglicherweise hast du recht.«
    Ivy starrte ihn mit großen Augen an, doch er entfernte unbeirrt den Deckel und begann, die Photographien herauszunehmen. War das alles? Mehr wollte er nicht sagen? Besaß er tatsächlich die Dreistigkeit, ihr nicht einmal zu verraten, auf welche Meinung er sich zu verlegen gedachte?
    »Also meintest du es niemals ernst?« Ihr Stolz litt erbärmlich, weil sie fragte. »Alles war bloß ein Spiel?«
    Er warf ihr einen Blick zu, der die meisten Menschen auf der Stelle hätte zu einem Aschehäufchen verbrennen lassen. In Ivys Fall

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