Salon der Lüste - 3
mein Wohlergehen sorgst!« Es gab Momente, in denen er eine solche Bemerkung mit einem geckenhaften Unterton vorbrachte, doch nun hörte sie sich fast trotzig an - leider.
»Wann. hast du dir das letzte Mal erlaubt, wahre Liebe zu erleben?«
»Diese Unterhaltung führe ich nicht mit dir.« Er trank noch einen Schluck. Könnte er doch nur dieses eine Mal betrunken werden!
»Es war Marta, nicht wahr?«
Saint schüttelte den Kopf. Der Schmerz, der mit der Erwähnung ihres Namens einherging, war nun so dumpf, dass Saint sich schämte. »Das tut nichts zur Sache.«
»Seit deiner Ankunft warst du noch mit keinem der Mädchen zusammen.«
»Ich denke nicht, dass das unter den gegebenen Umständen angebracht wäre.«
Das und weil keine Einzige von ihnen ihn reizte.
»>Richtig< oder >Falsch< hat dich nie interessiert.«
»Na schön, ich vögle deine Tochter«, knurrte er leise. »Ist es das, was du willst?«
»Versuche nicht, mich zu schockieren, Saint!«, konterte sie mit einem überlegenen Lächeln. »Es wird dir nicht gelingen.«
»Was ich möchte, ist, dass du ruhig bist. Ginge das vielleicht?«
»Saint … «
»Um Himmels willen, Weib! « Er schloss die Augen, weil er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. »Mach mich mit einigen der Gäste bekannt, damit ich herausfinde, ob einer von ihnen der Mörder ist! Danach kann ich endlich aus diesem Haus und der Stadt verschwinden.«
Madeline war so klug, nichts mehr zu dem Thema zu sagen, und führte ihn im Zimmer herum. Erst als sie den Leuten zu erzählen begann, er wäre ein talentierter Musikerfreund aus Paris, fing Saint an, den verbalen Schlagabtausch mit ihr zu bereuen.
Natürlich bewirkte ihre List, dass die sämtlichst kunstduseligen Gäste ihn umso bereitwilliger in ihrer Mitte akzeptierten, das hieß allerdings auch, dass sie ihn regelrecht enthusiastisch aufforderten, ihnen etwas darzubieten.
»Ich hasse dich!«, murmelte er Madeline zu, als sie sich von der letzten Gruppe entfernten. Er war Malern und Schriftstellern vorgestellt worden, Politikern und Adligen. Selbstverständlich gab es ein paar Gäste, die nicht zum Salon gekommen waren, sondern um sich mit den Mädchen zu amüsieren. Sie zahlten ein Vermögen für das Privileg und gingen hinterher wieder. Doch an ihnen war Saint ohnehin weniger interessiert. Die Mädchen waren von jemandem ermordet worden, der Ivys Arbeiten gesehen hatte. Dessen war er sich sicher.
Madeline grinste ihn an wie eine Katze, die soeben einen Kanarienvogel gefressen hatte. »Du liebst mich«, korrigierte sie.
Und wie es das Schicksal wollte, erschien ausgerechnet in diesem Moment Ivy neben ihrer Mutter. Sie trug heute Abend ein tiefdekolletiertes Kleid, und Saints übernatürliche Sehkraft war unnötig, um die leichte Röte zu erkennen, die von ihrer Brust bis hinauf zu ihren Wangen wanderte. Hingegen war der Duft ihres erhitzten Blutes, die Wärme, die unter ihrer elfenbeinfarbenen Haut brodelte und seine Sinne mit ihrem zarten Bouquet erfüllte, ganz allein sein Vergnügen.
»Ivy.« Begnadete Schauspielerin, die sie war, lächelte Madeline, als wäre alles bestens. »Wie schön, dass du zufällig zu uns kommst! Mr. Fontaine, ich glaube, Sie wurden unserem Freund, Mr. Saint, noch nicht vorgestellt.«
Die kleine Hexe besaß tatsächlich die Frechheit, das Wort »Freund« ganz besonders zu betonen! Nun, mit ein bisschen Glück war Mr. Fontaines Schädel genauso dick wie sein Bizeps, und er bemerkte es gar nicht; Ivy hingegen entging es nicht, wie Saint unschwer von ihrem Gesicht ablas.
Eifersüchtig. Seinetwegen. Was für eine furchtbare Entwicklung! Er wollte ihre Eifersucht nicht. Er wollte überhaupt nicht, dass sie irgendetwas für ihn empfand. Und er wollte nichts für sie empfinden. Gegen das Verlangen war er machtlos, denn schließlich war sie exakt die Art Frau, die jedermannes Lust weckte. Aber alles darüber hinaus wäre eine Katastrophe.
Ivy räusperte sich. »Wenn Sie gestatten. Mr. Samt, darf ich Ihnen Mr. Justin Fontaine vorstellen? Justin ist Maler.«
Noch mehr Vornamenvertrautheit. Hatte sie schon mit Fontaine geschlafen, oder war er bloß ein weiterer Eintrag auf ihrer Liste potenzieller Eroberungen? Nein, sie hatte noch nicht mit ihm geschlafen, denn dafür sah der hübsche Fontaine sie entschieden zu gierig an.
Die rechte Hand des Schönlings hielt Ivys, was umso ärgerlicher war, als ein Silberring an seinem Finger glänzte. Da Saint ihm nicht die Hand schüttelte, brauchte er sich
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