Salon der Lüste - 3
Jacques Torrent eine zu ausgeprägte Vorliebe für Fesselspiele und Menages a trois, obgleich er nicht leugnen würde, dass der Mann ein sehr talentierter Maler war.
»Er kann sehr gut mit Farbe umgehen«, bemerkte er, wobei sein Blick auf ein Gemälde fiel, das eine üppige Frau nackt auf einem Bett darstellte. Ihre Hand- und Fußgelenke waren mit durchscheinenden Schals an die Bettpfosten gebunden. Kein Zentimeter ihres Körpers blieb der Phantasie überlassen, und Torrent hatte jedes Detail naturgetreu abgebildet. ja, es wirkte so echt, dass Samt beinahe glauben wollte, Feuchtigkeit fühlen zu können, würde er ihr Geschlecht berühren.
»Ich finde seine Arbeiten sehr sinnlich«, sagte Ivy, als er keine weitere Kritik äußerte. »Man glaubt fast, das Parfum seines Modells zu riechen, den Moschusduft von Leidenschaft wahrzunehmen. Siehst du, wie gerötet ihr Bauch ist?« Sie zeigte auf ein anderes Bild, auf dem sich eine Frau mit einem Elfenbeinphallus befriedigte. »Ihm entgeht kein einziges Detail. Ich kann ihre Erregung richtig spüren.«
Das wollte Saint wahrlich nicht wissen. »Nun, wenigstens gefallen mir seine Arbeiten besser als die Zeichnung von der Frau mit einer Kerze im Hintern.«
Ivy lachte, wobei ihre jadegrünen Augen Funken sprühten. »Ja, mir auch!«
Saint sah rasch weg. Noch ein Blick zu ihr, und seine Gedanken schweiften in eine Richtung ab, in die sie sich besser nicht bewegten.
Leider hatte er nun eine sehr graphische und dennoch wunderschöne Darstellung einer halbnackten jungen Frau vor sich, die auf einem Stuhl saß. Zwischen ihren gespreizten Schenkeln kniete ein Mann. Er erfreute sie mit dem Mund, die Zunge tief in ihren rotbraunen Locken vergraben. Ihrer Wangenröte nach zu urteilen und so wie sie in das Haar des Mannes griff, würde Samt annehmen, dass sie es genoss.
Gern würde er Ivy auf genau diese Weise zum Erröten bringen, sie auf seinen Lippen fühlen, sie dort liebkosen, bis sie erschauderte und ihr Nektar ihm entgegenfloss.
Er dankte Gott, dass er einen langen Gehrock trug, der über seinen Schritt reichte.
Noch mehr solche r Gedanken, die sich über den Abend leider zu ballen schienen, und er würde wie ein Buckliger gehen.
»Ich sehe nichts in diesen Gemälden, das Torrent als den Mann ausweist, den wir suchen. Allerdings sehe ich auch nichts, das mich überzeugt, dass er es nicht sein kann.« Mit betont neutralem Gesichtsausdruck drehte er sich zu Ivy. »Und da der Mann selbst nicht einmal hier ist, denke ich, wir sollten jetzt gehen.«
»Einen Moment noch.« Sie nahm seine Hand. »Ich möchte dir noch einen Raum zeigen. «
Gütiger Himmel, das überlebte er nicht! Allmählich hatte er den Verdacht, dass sie ihn nicht hergebracht hatte, um Torrents Arbeiten zu sehen, sondern um ihn mit Tausenden erotischer Bilder zu quälen. Trotzdem folgte er ihr, wohin sie ihn führte.
Sie könnte mit ihm in einen Raum voller Leute gehen, die ihn mit Silberdolchen erstechen wollten, und er würde sich nicht dagegen wehren. Er war zu einem Schoßhündchen mit Reißzähnen verkümmert!
Anstelle eines Dolchstoßzimmers entpuppte Ivys Ziel sich als ein weiterer kleiner Salon, ähnlich dem, in dem Torrents Arbeiten ausgestellt waren, nur dass hier Photographien hingen.
Betörend schöne erotische Photographien.
An ihnen war nichts so offensichtlich wie bei den anderen Arbeiten, die er heute Abend gesehen hatte. Auch waren sie nicht ganz so drastisch und farbenprächtig wie Torrents Gemälde. Diese Bilder waren subtile Schattenspiele in Schwarz und Weiß -
zarte verlockende Grautöne, akzentuiert von sanften Lichtspiegelungen und verführerischen Schatten.
Ineinander verschlungene Körper unter durchsichtigem Stoff, durch den sich die nebulösen Umrisse einer Brust oder die sanfte Wölbung eines Pos abzeichneten. Auf einem anderen Bild war ein nackter Busen gerade eben auszumachen, den eine starke dunkle Männerhand umfasste. Die Gesichter lagen im Schatten, die Augen waren im stummen Genuss geschlossen.
Samt schluckte. Diese Photographien waren von jemandem gemacht, der sich mit Verführung auskannte. Der Künstler begriff den Unterschied zwischen faszinierender und übertriebener Enthüllung. In der Nahaufnahme von dem Gesicht einer Frau, deren Lippen verzückt geöffnet waren, hatte der Photograph die Essenz des Höhepunktes eingefangen, ohne mehr zeigen zu müssen.
Und dann sah er es. Unter einigen der Einzelporträts, die zumeist ätherische Akte darstellten, fand
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