Salon der Lüste - 3
Ausstellung Ausstellung sein zu lassen und hier und jetzt über Saint herzufallen.
»Sehr gern«, murmelte er und ergriff sanft ihre Hand. Seine warme, leicht rauhe Hand auf ihrer wirkte gleichermaßen beängstigend wie tröstlich. So idiotisch es auch war und so romantisch es klingen mochte - es kam ihr beinahe vor, als wären ihre Hände dazu geschaffen, sich miteinander zu verweben.
Sie gingen hinaus, wo die Kutsche ihrer Mutter vor dem Haus wartete.
»Fliegen ginge schneller«, bemerkte er mit einem abfälligen Blick auf den Wagen.
»Aber dann müsste ich dir sagen, wohin wir wollen, und ich möchte lieber, dass es eine Überraschung wird.«
Da er nichts sagte, warf sie ihm einen Seitenblick zu. »Stimmt etwas nicht?«
»Die ist so klein.«
»Es ist nicht weit, und sie bietet genügend Platz, dass du deine Beine ausstrecken kannst.«
»Mir gefallen enge Räume nicht. «
Prompt blieb sie stehen. »Du hast Angst vor einer Kutsche?«
Er sah sie finster an. »Ich habe keine Angst, ich mag sie nur nicht. In engen Räumen fühle ich mich gefangen.«
Bei jedem anderen hätte sie gelacht, aber etwas an der Art, wie er »gefangen«
sagte, machte sie unsicher. Sie hätte ihn gern getröstet. Zudem rührte sie, dass er trotz allem bereit war, mit ihr in der Kutsche zu fahren.
»Dann fliegen wir. Es macht mir nichts aus.«
Saint streckte seine Schultern durch. »Nein, du hast das hier geplant, und ich werde dir um keinen Preis die Überraschung verderben.«
Nachdenklich blickte Ivy ihm nach, als er festen Schrittes zur Kutsche ging. Der Diener öffnete die Tür, und Saint sah sich zu Ivy um. »Kommst du?«
Seine Miene verriet ihr, dass sie nicht weiter über das Thema sprechen sollte, also stieg sie wortlos in den Wagen. Saint folgte ihr und setzte sich ihr gegenüber, den Kopf an die gepolsterte Rückwand gelehnt.
Während der ganzen Fahrt beobachtete Ivy ihn. Er saß so still da, dass sie zwischendurch schon fürchtete, er könnte tot sein, zumal seine Augen geschlossen waren. Sein Gesicht wirkte blass und angespannt. Dennoch beklagte er sich kein einziges Mal, gab überhaupt keinen Mucks von sich.
Sein Schweigen war ein überdeutliches Zeichen, wie sehr ihm die Kutschfahrt zu schaffen machte. Merkwürdig, denn weder der Keller unter dem Haus noch die Tunnel, in denen er sich kreuz und quer durch die Stadt bewegte, schienen ihm etwas auszumachen. Andererseits waren sie alle auch geräumiger als dieser Wagen.
Erst als sie endlich anhielten, öffnete er die Augen wieder und sah Ivy an. »Sind wir da?«
Sie bemühte sich, nicht allzu mitfühlend zu lächeln.
»Ja.«
Saint stieg als Erster aus. Kaum war er draußen, veränderte er sich sichtbar. Seine Gesichtsfarbe wurde wieder normal, seine Haltung entspannter. Der Saint, den sie kannte, war wieder da und reichte ihr die Hand, um ihr hinunterzuhelfen.
Dann schaute er hinauf zu dem Schild über der Tür, vor der sie gehalten hatten.
»Eden?«
»Vor siebzig Jahren war es ein öffentlicher Club. Heute kann man die Säle für private Veranstaltungen mieten, für Partys zum Beispiel.«
»Und für Ausstellungen.«
Sie lächelte. >ja, und für Ausstellungen.«
»Was verheimlichst du mir?«, fragte er mit strengem Blick.
»Ich sagte doch, dass es eine Überraschung ist.« Sie hakte sich bei ihm ein.
»Gehen wir hinein?«
Zunächst betrachtete er sie noch einige Sekunden, bevor er nachgab. Ivy reichte dem Diener an der Tür ihre Einladung, und er ließ sie durch.
Eden war ein Sinnbild an Eleganz und Vornehmheit. Früher war es »der« Club, gewesen, den man besuchte, um fein zu dinieren oder sich zu zerstreuen. Das Interieur schimmerte vor poliertem Marmor. An den Decken funkelten Kronleuchter, akzentuiert von diskret angebrachten elektrischen Lichtern, um die Eleganz längst vergangener Tage nicht zu zerstören. Die Fenster zierten dicke Samtvorhänge.
» Ich glaube, ich war vor vielen Jahren schon einmal hier«, bemerkte Saint, als sie zum Ballsaal gingen. »Hat der Earl of Angelwood früher den Club betrieben, zusammen mit seiner Gemahlin?«
Ivy war beeindruckt von seinem Gedächtnis. »Er gehört immer noch seiner Familie.
Ich glaube, oben hängt noch ein Porträt des Earls und der Countess.«
»Sie sind beide gestorben.« Das war keine Frage. Musste er daran denken, wie viel Zeit vergangen war?
Ivy drückte sanft seinen Arm. »ja.« Ganz gewiss würde sie ihm nicht sagen, dass der Earl und die Countess seit fast dreißig Jahren tot
Weitere Kostenlose Bücher