Salon der Lüste - 3
verführerischen Ivy. Er gestattete sich ein vielsagendes Schmunzeln, während er sie unverhohlen von oben bis unten musterte.
>ja, das bin ich fürwahr. «
Er würde nicht sagen, dass sie errötete, denn das klang viel zu mädchenhaft für sie.
Es war beinahe, als würden Pfirsiche vor seinen Augen reifen, den köstlichsten Rosaton annehmen, der verkündete, sie wäre bereit, sich von ihm pflücken und verschlingen zu lassen.
»Ich habe Blut«, erklärte Madeline, der die Spannung zwischen Saint und ihrer Tochter gar nicht aufzufallen schien. »Es macht dir hoffentlich nichts aus, dass es Zimmertemperatur hat.«
Das Blut stand in einem Kristallkognakschwenker auf dem Tisch. Saint hatte seine liebe Mühe, ihn nicht geradewegs zu packen und den Inhalt in einem Schluck hinunterzuschütten. »Selbstverständlich nicht, aber ihr beide könntet euch unwohl fühlen, mir beim Trinken zuzusehen.«
Madeline sah ihn verwundert an. »Du kannst unmöglich ernsthaft annehmen, dass ich so zart besaitet bin.«
Saint zuckte mit den Schultern und warf einen Blick zu Ivy.
Die junge Frau beobachtete ihn verärgert, als wollte sie seine Sorge mittels Trotz verneinen. »Ich habe schon Vampire trinken gesehen, Mr. Saint.«
»Ach, haben Sie das? Und, gefiel es Ihnen?«
»Saint, bitte, necke meine Tochter nicht! «
»Verzeih mir, Madeline! Miss Ivy.« Er setzte sich an den Tisch, nahm den Kognakschwenker und hob ihn an seine Lippen. Das Blut war nicht so warm, wie er es vorgezogen hätte, aber es war süß und salzig, und es stillte seinen Hunger. Wohlige Wärme breitete sich in seinem Bauch aus.
Ihm gegenüber nippte Madeline an ihrem Tee, als wäre gar nichts bizarr an der Situation. Ihre Tochter stand stocksteif ein Stück entfernt, die Arme unter ihren lieblichen Brüsten verschränkt. Zum Teufel mit der gegenwärtigen Mode der hochgeschlossenen Kleider! Hals und Brüste einer Frau sollten möglichst viel gezeigt werden.
»Erzähl mir, was geschehen ist, Maddie«, kam er sanft auf das eigentliche Thema zurück.
»Zwei meiner Mädchen wurden ermordet.« Sie sah ihn mit tränenglänzenden Augen an. »Sehr brutal.«
»Du müsstest es mir genauer erzählen, meine Liebe. Falls es nicht zu schmerzlich ist.«
Es war Ivy, die antwortete, als ihre Mutter zögerte. »Sie wurden weiter weg vom Haus gefunden. Ihre Hälse waren aufgeschlitzt und ihre Schöße ausgehöhlt. Die Behörden sind nicht sicher, welche Wunden ihnen zuerst zugefügt wurden.«
Saint sah sie an. Sosehr sie sich auch bemühte, gefasst und kühl zu bleiben, entging ihm das Beben in ihrer Stimme ebenso wenig wie ihre auffallend blassen Wangen.
»Es tut mir unendlich leid, Maddie«, sagte er und ergriff Madelines kalte Hand.
Sie nickte und kniff die Lippen zusammen, als kämpfte sie mit den Tränen.
»Danke.«
»Gab es bisher nur diese beiden Opfer?«
»Die sind doch wohl mehr als genug, würde ich meinen!«, antwortete Ivy.
»Nun, Miss Ivy, wenngleich ich Ihren schnippischen Ton beinahe charmant finde«, konterte er mit einem aufgesetzten Lächeln, »möchte ich mich lediglich vergewissern, ob es weitere Morde gab, von denen Sie wissen.«
Jetzt wurde sie rot. Gut zu wissen, dass sie zumindest eine Vorstellung von Benehmen hatte! »Nein.«
»Danke.« Er wandte sich wieder an Madeline. »Also scheint das Maison Rouge vorerst die einzige Verbindung zu sein.«
Madeline schüttelte den Kopf. »Niemand, der dieses Haus aufsucht, wäre solcher Taten fähig.«
Ihre Gewissheit war gleichermaßen vorhersehbar wie unzuverlässig. Madeline war viel zu gutherzig und vertrauensselig. Wie sie dieses Geschäft erhalten und erfolgreich betreiben konnte, war Saint rätselhaft, denn die dafür nötige Gefühlskälte mangelte ihr vollkommen.
Er sah zu Ivy. »Stimmen Sie dem zu?«
Sie wirkte verwundert, dass er fragte. »Ich halte jeden für fähig, eine Tat aus Leidenschaft zu begehen. Aber der Gedanke, einer unserer Gäste könnte auf solch schauerliche Weise töten, erscheint mir abwegig.«
Saint war weit eher geneigt, Ivys Gefühlen zu trauen als denen ihrer Mutter. Ivy kam ihm wie eine Frau vor, die niemandem vertraute, bevor er sich ihres Vertrauens nicht würdig erwies.
»Warum seid ihr nicht zu Reign gegangen?« Dem anderen Vampir gehörte das Maison Rouge. Reign hatte seinerzeit die Idee gehabt, dieses Bordell zu eröffnen, und folglich war er in erster Linie für das Wohl der Bewohnerinnen verantwortlich.
»Ich war bei Reign«, entgegnete Ivy. »Er ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher