SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Bombenhagel ein. Die fliegenden Ungetüme
standen nun unter Beschuss aber Nichts schien sie vom Himmel zu holen,
stattdessen begannen sie das Feuer zu erwidern und mit einem Mal war es mitten
in der Nacht taghell. Ich konnte die Hitze des Feuers spüren und immer wieder
riss mich die Druckwelle einer Explosion nieder. Sie wurden heftiger und
heftiger, aber sie waren noch weit genug von mir entfernt um mich nicht direkt
zu verletzen. Es würde aber nicht so bleiben, wenn ich nicht schneller
vorankäme. Das war die Hölle. Ich wollte nur noch weg, irgendwie weg, doch es
ging einfach nicht. Als ich erneut von einer Druckwelle zu Boden gerissen
wurde, blieb ich liegen. Mit letzter Kraft rollte ich mich auf den Rücken und
versuchte die Schmerzen zu verdrängen, die mich mittlerweile verrückt machten.
Meine Ohren waren vom Wasser bedeckt und aus den Lauten Geräuschen um mich
herum wurden dumpfe Klänge. Das Wasser um mich und der Boden unter mir,
zitterten in immer kürzeren Abständen und das Licht über mir wurde immer
heller. Ich war mir sicher, ich war nun mitten drin in den Gefechten. Meine
Augen fielen einfach zu und ich fragte mich, wann es vorbei sein würde und ob
ich sterben müsste. So oft hatte ich den Tod nun schon erwartet und nie war er
gekommen. Irgendwie hatte ich immer überlebt, selbst in den Momenten, in denen
ich mir nicht mehr sicher war, ob ich es noch wollte. Auch jetzt wusste ich es
nicht. Ich wollte kämpfen, nur fühlte ich mich so schwach, so unendlich müde
und die Schmerzen lähmten meinen Verstand. Ich konnte nicht mehr rational
denken und fühlte die Verzweiflung in mir aufkommen.
Es
vergingen vielleicht mehrere Minuten und meine Gedanken waren abgeschweift. Ich
musste wieder an Radu denken. Alles, was er getan hatte, hatte er getan um frei
zu sein. Er hatte es geschafft. Er hatte erreicht, was ich bis jetzt nicht
erreichte hatte, doch nach allem was geschehen war, musste ich nicht mehr
genau, was das überhaupt war. Aljoscha sagte, sie bräuchten mich und ich wollte
etwas tun. Ich hatte versprochen, für Ihsan und mich zusammen, frei zu sein und
nun lag ich hier und hatte mich aufgegeben. Dafür hatte ich das alles nicht
überstanden. Dafür, war ich nicht so weit gekommen. Ich öffnete die Augen und
kämpfte mich aus dem Matsch. Die Schmerzen waren immer noch die Hölle, aber ich
unterdrückte sie mit aller Kraft. Die Erschöpfung war das größere Problem. Ich
fühlte mich kraftlos und war körperlich bereits am Limit. Das kalte Wasser, die
Anstrengung, meine Verletzung. Zusammen mit dem andauernden Todeskampf der
letzten Tage gab mir nur noch mein Überlebenswille Antrieb. Ein Blick nach
vorne bestätigte, dass ich mitten in einem Schlachtfeld war, doch etwas war
anders. Es gab keine Explosionen mehr und es war wieder dunkel geworden. Nur
ein paar brennende Fahrzeuge in der Ferne vor mir. Ich sah zu den Dronen auf,
die wie trügerisch, friedliche Ballons, langsam wieder zurück auf ihre
Positionen schwebten. Für einen kurzen Augenblick, war ich wieder wie erstarrt,
dann setzte ich mich in Bewegung. Nach jedem einzelnen Schritt sagte ich mir, nur
noch einen weiteren. So ging es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich das erste
brennende Fahrzeug erreichte. Die Flammen schlugen weit aus und ich konnte
nicht mal erkennen, ob sich noch jemand darin befunden hatte oder nicht. Ich
ging weiter und dort waren noch mindestens zehn weitere. Manche waren in ihre
Einzelteile zersprengt worden, andere brannten nur teilweise. Auf ihnen waren
riesige Geschütze aufgepflanzt... sie hatten versagt. Ihre beeindruckende Größe
und Durchschlagskraft hatten nichts bewirkt. Es waren die brennenden Zeugen
einer ungleichen Schlacht. Mein Fuß blieb an etwas hängen und ich verlor das
Gleichgewicht. Als ich nach sah, was mich zu Fall gebracht hatte, lag dort der
Arm eines Mannes. Für Sekunden starrte ich auf das abgetrennte Körperteil. Es
wirkte so unecht. Ich sah kein Blut an ihm. Ich dachte kurz daran, ihn zu
berühren, drehte dann aber das Gesicht weg. Mir wurde wieder schwarz vor Augen
und ich kämpfte dagegen an, bewusstlos zu werden. Ich wollte aufstehen, doch
meine Arme und Beine zitterten wie verrückt. So konnte ich keinen einzigen
Schritt vor den anderen machen. Ein starker Wind kam auf und ich hörte ein
rhythmisches Brummen. Das war kein Sturm, ich kannte dieses Geräusch. Das waren
die Rotorblätter eines Helis. Ich sah auf und da war er, direkt über mir. Er
kam dem Boden sehr nah, doch landete
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