Salvatore, R.A. - Todfeind2
reagierte mit schlangengleicher Flinkheit und Präzision, tauchte zur Seite aus dem Weg und riss Milkeila mit sich, die tief in ihre Trance versunken blieb.
Starr stand Cormack da und verfolgte, wie sich der Schlangenhals des Drachen nach vorn faltete und die Bestie die Flügel einzog. Als sie sich umdrehte, besaß sie nicht mehr den Unterleib eines Reptils, sondern die Beine eines Menschen, die Fußnägel waren zur Zierde bunt bemalt und die Füße von Sandalen umhüllt. Badden beendete seine Verwandlung, als er den Salto abschloss. Nun war es ein Mann und nicht ein Drache, der vor dem Brunnen landete.
Aber es war nicht nur irgendein Mann, sondern der Altvater der Samhaistaner.
Er landete mit solcher Wucht, als betrüge sein Gewicht ein Vielfaches seiner Erscheinung. Und die gleiche Magie, die diesen Eindruck weckte, strömte von Badden in den Eisgrund unter seinen Füßen. Wellen breiteten sich aus, Wellen aus Eis, als nähme der Boden einen Zustand zwischen hart und flüssig an. Die Wellen buckelten und schleuderten Zwerge und Menschen hoch in die Luft. Sie prallten gegen die Wände und das Brunnenbecken, und die Waffen in ihren Händen wirbelten nutzlos davon. Milkeila versank im Brunnen, und bei diesem Durcheinander brauchte sie lange, um ihren Kopf wieder aus dem Wasser zu heben.
Sie hatte es jedoch am besten getroffen, denn der einzige Ort im Raum, der nicht vom heftigen Wellengang erfasst wurde, war – außer Baddens Füßen – dieses Becken. Die Schamanin verfolgte mit Entsetzen, wie Mcwigik und Bikelbrin an ihr vorbeisegelten. Sie klammerten sich aneinander, bis die Brunnensäule sie voneinander trennte und jeder einer Wand entgegentrudelte. Milkeila schrie klagend auf, als ihr geliebter Cormack in die Luft geworfen wurde, mehr als ein Dutzend Fuß – und nur sein Geschick als Kämpfer erlaubte ihm, seinen Flug so zu steuern, dass er nicht mit dem Kopf zuerst aufschlug, als er wieder in die Tiefe stürzte.
Gebannt gewahrte sie Bransen, der nicht herumgeworfen wurde, sondern über den harten Wellen tanzte wie ein Boot in wilder Brandung. Und sie sah voller Schrecken, wie eine Welle den armen Ruggirs überrollte, ihn mit furchtbarer Wucht zu Boden streckte und ihm die Luft mit einem tiefen Ächzen aus dem Körper presste. Die Eiswoge deckte ihn zu und vergrub ihn im Boden.
Nicht weit von ihr gackerte Altvater Badden vor Vergnügen los und stampfte abermals mit dem Fuß auf. Die Folge waren weitere Wellen, die mit den ersten, die zurückwallten, zusammenstießen und den ganzen Raum erschütterten. Selbst die Wände schwankten und wogten! Alle Freunde Milkeilas flogen und rollten jetzt hilflos durcheinander – bis auf den zugedeckten Ruggirs und einen anderen seiner Gefährten.
Die Jhesta-Tu kannten Bransens Pose als doan-chi-kree – »Berg, der niemals schwankt« –, ein Zustand vollkommenen Gleichgewichts und tiefster Ruhe. In dieser aufrechten, geraden Haltung erreichte der Mystiker seine Lebensenergie, sein M, tiefer in seinem Schoß sein ki und schließlich sein doan im Grund tief unter seinen Füßen. Dieser Strang Lebensenergie wurde zu seiner Wurzel und verlieh ihm Unverrückbarkeit. In dieser Haltung konnte ein Jhesta-Tu nicht mal von einem Riesen erschüttert werden.
Auf Baddens Befehl wogte der Boden unter Bransens Füßen, doch Bransen machte die Bewegung mit, bog und streckte seine Beine so, dass sein Oberkörper absolut ruhig verharrte. Er blickte Badden in die Augen. Der Altvater stampfte abermals auf. Doch Bransen war nicht zu erschüttern.
Bei diesem Anblick fasste Milkeila Mut und schüttelte ihre Lähmung ab. Sie tauchte wieder in ihre Magie ein und lenkte sie in Baddens Brunnen, um die Gewalt zu bannen.
Es kam ihr so vor, als versuchte sie dem Mirianischen Ozean Einhalt zu gebieten! Doch sie verdrängte ihre Verzweiflung, ließ sich durch nichts mehr ablenken und dachte nur noch an ihr Ziel.
Der Raum beruhigte sich.
Altvater Badden löste die Blickverbindung und schaute sich über die Schulter nach der Frau um. Er spürte ihr Eindringen in seine Magie so deutlich, als zerrte sie an seinen Eingeweiden. Der Samhaistaner brüllte, seine Stimme war sowohl die eines Drachen wie auch die eines Menschen, und streckte die Hände nach der Fontäne in der Brunnenmitte aus. Das aufgewühlte Wasser gefror schlagartig und umschloss Milkeilas Hände und Arme mit mörderischem Griff.
Badden beschrieb mit dem Arm eine jähe Kreisbewegung. Der Eiszapfen folgte ihr, stellte sich auf den
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