Salvatore, R.A. - Todfeind2
vom Gletscher, stürzte Hunderte Fuß senkrecht hinab, ehe er sich fing und kaum eine Mannshöhe über dem Wasser dahinjagte.
Altvater Badden nahm alles in sich auf: die Höhlen der Trolle, die das Ufer säumten, die zahlreichen Inseln, Dutzende und Aberdutzende, einige waren nicht mehr als nur ein paar Felsen, die aus den dampfenden Fluten ragten, andere wirkten groß und bewaldet. Eine dieser Inseln, größer noch und dichter bewaldet als die anderen, war gefleckt mit Hütten, wie sie die Barbaren in dieser Region zu bauen pflegten, wenngleich nicht so gründlich gesichert vor dem Einfluss der Elemente wie die Behausungen in der alpinadoranischen Tundra. Deutlich erkannte er Stammeskrieger, hochgewachsen und stark, geschmückt mit Halsketten aus Klauen und Zähnen. Allerdings trugen sie, da sie an einem warmen See lebten, weitaus weniger Kleidung als die Barbaren Alpinadors.
Badden versenkte sich in sich selbst und spürte die laue Luft, die von dem von Quellen gespeisten See aufstieg und die Schwingen seines Wirtes wärmte.
Demnach hatten sich die Barbaren also erdreistet, sich an diesem heiligen Ort niederzulassen. Er nickte und fragte sich, ob er sie bei seinen Kämpfen gegen Gwydre wohl einsetzen könnte. Einige Stämme hatten sich mit ihm verbündet, allerdings nur für kurze Unternehmungen gegen die Südländer, aber keine der Auseinandersetzungen war so verlaufen, wie Badden es sich erhofft hatte. Diese Nordländer, die Alpinadoraner, waren ein eigensinniges Volk, zuverlässig bloß in ihrer Wildheit, jedoch so tief verwurzelt in Traditionen, dass Badden nur wenig Einfluss auf sie ausüben konnte.
Der betagte Altvater kicherte und rief sich ins Gedächtnis, weshalb es für ihn wichtig war, den Süden im Auge zu behalten, wo Vanguard, die nördliche Provinz Honces, und Honce selbst lagen. Dies waren seine Leute, seine Herde, die zivilisierten Männer und Frauen, die seit Jahrhunderten nach den Regeln Samhains lebten. Sie hatten sie widerspruchslos befolgt, bis der Emporkömmling Abelle sie in den Tagen, als Badden noch ein Kind war, mit falschen Versprechungen gelockt hatte.
Der Samhaistaner verdrängte solche unangenehmen Gedanken und gab sich wieder der Schönheit des Mithranidoon hin. Kurz darauf zuckte er jedoch zusammen, als die Krähe ihren Flug fortsetzte und eine nahezu kahle Felsmasse überquerte. Es schmerzte den alten Mann sehr, Pauris – Zwerge mit roten Mützen – auf dem See zu sehen.
Aber selbst sie konnten ihn nicht auf den nächsten Anblick vorbereiten, und als der Vogel eine weitere Insel überflog, entdeckte Badden ein im Entstehen befindliches Gebäude, dessen Architektur ihm vertraut erschien. Sogar hierher waren sie also gekommen! Selbst zu diesem heiligsten aller samhaistanischen Orte waren sie vorgedrungen, und es schien so, als wollten sie bleiben.
So tief saß der Schock bei Badden, dass er die Verbindung zu dem Vogel verlor, und er geriet so heftig ins Taumeln, dass er beinahe vom Rand des Gletschers abgestürzt wäre.
»Das kann nicht sein«, murmelte er wieder und wieder.
Sein Geist befand sich in Aufruhr, seine Gedanken wirbelten umher, wogen ab und suchten nach einem Weg, wie er den Mithranidoon von dieser schlimmen Krankheit befreien konnte. Jegliche Überlegung, die Barbaren zu Verbündeten zu machen, verflüchtigte sich. Sie waren allesamt unrein. Sie alle mussten sterben.
»Das kann nicht sein«, entschied Altvater Badden, und in all seinen Jahren als Führer der Samhaistaner hatte er niemals eine solche Erklärung abgegeben, ohne gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie in die Tat umgesetzt wurde.
TEIL EINS
IM SCHATTEN DES STORCHS
Ich kannte meinen Weg Wie hätte es auch anders sein können! Ich hatte meine Schwächen zum Teil durch die Verwendung des abellikanischen Edelsteins, auch als Hämatit oder Seelenstein bekannt, bezwungen, aber sogar trotz dieses Hilfsmittels war meine Befreiung größtenteils ein Erfolg der Übungen, die ich durch die Lektüre des Buchs erhielt, das von meinem Vater geschrieben wurde. Das Buch Jhest, das gebündelte Wissen der Jhesta-Tu-Mystiker. Dies ist ein Orden, dem meine Mutter in dem südlich gelegenen Land namens Behren angehört hatte. Falls es etwas gab, das mir noch mehr Freiheit von meinem Elend versprach, so würde ich es dort finden.
Die Straße dorthin war bekannt. All meine Hoffnungen, mich vom Edelstein und vom Schatten des Storchs zu befreien, konzentrierten sich deutlich auf einen Ort.
Dieser Ort lag im
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