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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Sie war immer nur eine Last für ihre Großeltern gewesen, und irgendwie hatte sie heute alles noch schlimmer gemacht.
            In der Nacht träumte sie, ein Engel sei zu ihr gekommen, und der Engel war Polly, ihre schöne Mutter. Sie nahm ihre Hand, und zusammen gingen sie fort, ließen das düstere alte Haus hinter sich und liefen, bis sie zu einem wunderschönen weißen Häuschen im Wald kamen. Doch dann wachte sie weinend auf, denn plötzlich war Polly verschwunden und ein kalter, trüber Tag war angebrochen.
             
            Fortan wurde der blaue Mantel nur bei festlichen Anlässen aus dem Schrank geholt, und Regal kam nach Saint Ives, einer kleineren, von einem Ehepaar betriebenen Schule. Mr. Trotter unterrichtete die Jungen, seine Frau die Mädchen, und im Schulhof waren die Geschlechter durch eine hohe Hecke streng voneinander getrennt. Dieses Mal brachte Jessie sie bis zum Schultor, und da der Weg über die Straße eine Meile weit war, nahmen sie eine Abkürzung über die Felder. Ihre neuen Schuhe waren zu fein für eine Wanderung dieser Art, also trug sie Stiefel.
            Die Jungen lugten durch die Hecke, und ein paar Mädchen blieben stehen und starrten Regal an, als sie ganz allein den Schulhof überquerte. Er kam ihr so endlos vor wie das Meer. Sie wußten es, dachte sie. Sie alle wußten, daß sie von der ›guten‹ Schule abgewiesen worden war. Regal hörte das Gekicher sehr wohl, sah aus dem Augenwinkel Finger, die auf sie zeigten. In ihrer Hast stolperte sie auf den Stufen und fiel der Länge nach hin. Sie landete genau zu Mrs. Trotters Füßen.
            »Wer bist denn du?« fragte die kleine, rundliche Frau.
            »Regal Hayes«, murmelte sie und hob ihren Ranzen auf. Hinter sich hörte sie höhnisches Gelächter.
            »Ach richtig, Regal. Ich hatte ganz vergessen, daß heute dein erster Tag ist. Ich bin Mrs. Trotter. Komm nur mit mir. Meine Güte, was hast du für einen hübschen Ranzen.«
            Regal war vor Angst wie erstarrt, aber dann regte sie sich und folgte ihr einen langen, kahlen Flur entlang in ein Klassenzimmer. Im Raum war es kalt. Schulbänke standen in mehreren Reihen gegenüber einer Tafel.
            Mrs. Trotter zeigte auf eine der Bänke. »Setz dich hierhin, Regal. Ich bin gleich zurück.«
            Regal schlüpfte in die Schulbank, umklammerte ihren Ranzen und wartete auf das Unvermeidliche: Mrs. Trotter würde zurückkommen und sie hinauswerfen. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie sich den langen, einsamen Rückweg über den Schulhof ausmalte, wieder gedemütigt, von allen angestarrt und ausgelacht. Vielleicht warfen sie sogar Steine nach ihr, um sie fortzujagen. Jeden Augenblick würde Mrs. Trotter auf diese geheimnisvolle Weise der Erwachsenen herausbekommen, daß sie ein uneheliches Kind war. Oh ja, Regal kannte das Wort inzwischen. Freundinnen, die nicht mehr ihre Freundinnen waren und auf die feine Pringle-Schule gingen, hatten ihr dieses Wort auf der Straße nachgerufen, voller Verachtung für das Mädchen, das nicht gut genug war, mit ihnen zu verkehren. An dieser Schule hier kannte Regal niemanden, aber es würde nicht lange dauern, bis diese Fremden Zeugen wurden, wie man sie hinauswies. Und sie würden sie auf der Straße wiedererkennen und ihr den Rücken zukehren. Regal wünschte, sie wäre tot. Ganz gleich, was sie zu Hause sagten, ganz gleich, welche Strafe ihr drohte: Wenn das hier vorbei war, wollte sie nie wieder einen Fuß in eine Schule setzen. Und wenn sie sie schlugen, bis sie blutete. Dann würde sie eben als Märtyrerin enden.
            Leise traten die Mädchen nach und nach ein und stellten sich neben ihre Pulte. Ihre Nachbarin stieß Regal an, um ihr zu bedeuten, sie müsse aufstehen, aber Regal kauerte sich zusammen, um möglichst unsichtbar zu bleiben, bis es Zeit wäre, sich davonzuschleichen.
            Dann stand Mrs. Trotter mit einemmal vor ihnen und wünschte ihnen einen guten Morgen. Die Mädchen erwiderten den Gruß, ehe sie sich setzten.
            Regals Kopf berührte beinah ihr Pult. Wie eine Angeklagte wartete sie mit gesenktem Kopf, daß ihr Urteil verkündet würde. So nahm sie kaum zur Kenntnis, was Mrs. Trotter sagte. »Wir haben eine neue Mitschülerin bekommen. Miss Hayes. Regal Hayes. Und weil sie neu bei uns ist, möchte ich, daß ihr besonders nett zu ihr seid. Und jetzt wollen wir Regal alle willkommen

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