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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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Norden?«
    Katharina rümpfte die Nase. »Kalt, windig und nass. Aber die Hamburger unterscheiden sich gar nicht so sehr von den Salzburgern.«
    »Das tut mir leid.« Bosch leerte sein Champagnerglas in einem Zug. Langsam bekam er Hunger. Das war ihm lange nicht mehr passiert, und er führte dieses vertraute Gefühl auf ihre Gegenwart zurück.
    Katharina lachte. »Aber der Job ist klasse.«
    Bosch zuckte mit den Schultern und biss in seine Brezel.
    »Jedenfalls kein Provinzblatt«, fuhr sie fort. »Wir berichten aus der großen Welt der Schönen und Reichen, aber eben nicht nur. Architektur, Reisen und Kultur gehören auch dazu.«
    Bosch nickte mit vollem Mund. Mehr als Höflichkeit brachte er für dieses Thema beim besten Willen nicht auf. Er verstand sowieso nicht, warum sich irgendwer für die Privatangelegenheiten anderer Leute interessieren sollte. Und darum ging es ja bei Katharinas Arbeit, wenn er das richtig verstanden hatte.
    »Unsere Leserschicht ist natürlich international. Interessiert sich nicht nur für die Eröffnung eines neuen Friseursalons oder irgendeiner Provinzgalerie.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des Fensters, hinter dem die prachtvolle Kirchenfassade hell angeleuchtet erstrahlte. »Oder für die Weihnachtsworte des Herrn Erzbischof. Du kannst uns am Hotelkiosk in Bali oder St. Moritz kaufen. Vorausgesetzt natürlich, es ist ein gutes Hotel.«
    »Natürlich«, sagte Bosch.
    Der Kellner kam mit den Getränken und der Suppe. Bosch tauchte den Löffel in die helle Erdäpfelcreme. Sie war heiß und mit Steinpilzen, genau, wie er es liebte. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihm aus. Wie lange hatte ihm die Muße gefehlt, um sein Essen zu genießen. Der einzige Gewinn von dem Fast Food, das er seit Wochen ohne nachzudenken in sich hineinstopfte, waren ein paar zusätzliche Kilos.
    »Hübsche Krawatte.«
    Er schaute von der Suppe hoch. Katharina war tatsächlich seine neue Krawatte aufgefallen.
    »Hermès?«
    »Was?« Er sah hinunter zu der gelben Seidenkrawatte. »Äh, ja, vielleicht. War ein Geschenk.« Sollte er sagen, dass ihm seine Mutter seit Jahren immer nur Krawatten zu Weihnachten schenkte?
    Katharina lächelte und nippte wieder am Champagner. »So was hab ich mir schon gedacht.« Sie ringelte eine Locke um ihren Zeigefinger. Wie die junge Frau am Nebentisch trug sie auch Ohrringe, aber es waren kleine blutrote Granate, die im Kerzenlicht funkelten. »Ich habe mehrmals versucht, dich zu erreichen. Wieso rufst du eigentlich nie zurück?«
    Bosch legte den Löffel auf den halb leeren Suppenteller. »Hm?«
    »Ich habe dir auch den Artikel damals geschickt. ›Kunst und Künstler oder der Tod zu Salzburg.‹ Was hältst du von dem Titel?« Die Frage klang so rhetorisch, dass Bosch sich eine Antwort schenkte. »Nicht schlecht, was?«
    Bosch löffelte weiter seine Suppe.
    »Was ist denn mit dir los? Freust du dich denn gar nicht über unser Wiedersehen?«
    Bosch griff nach dem Wein und schwenkte das bauchige Glas. Der tiefrote Zweigelt erglühte im Kerzenschein. Der Umschlag aus Hamburg hatte ihn erreicht, als er gerade wieder einmal versucht hatte, zu malen. Seit Monaten wollte ihm kein Bild gelingen, und in seiner Verzweiflung war er nahe daran gewesen, sein Versagen einem Fluch von Franz zuzuschreiben. Und dann auf einmal der Artikel, geradezu wie ein Gruß von ihm. Er kannte niemanden, mit dem er über seine Ängste reden konnte. Aber Katharina würde ihn verstehen.
    »Ich hab den Artikel gelesen. Wirklich gut. Aber warum hast du die Sache damals nicht auffliegen lassen?«
    Katharina schürzte die Lippen. »Wie meinst du das?«
    »Na, wenn ich mich recht erinnere, wolltest du doch die ganz große Story. Deinen Einstand als Enthüllungsjournalistin.« Seriöse Journalistin wollte er nicht sagen, um sie nicht zu kränken, aber er meinte es.
    »Ach das«, seufzte Katharina und lehnte sich zurück. »Das hatte ich doch schon vorher ad acta gelegt. Weißt du, das bin ich einfach nicht. Enthüllungen schön und gut, eine Politikeraffäre hier, ein Heiratsgerücht da. Aber doch nicht gleich Mord und Totschlag. Und überhaupt – vielleicht war ja gar nichts dran.«
    »Nichts dran?« Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. »Und die Fälschungen, die Erpressung? Und der …« Er schluckte. »Der Sturz?«
    »Der was?« Katharina wirkte überrascht. »Ach so, ja … Schwarzenberger.« Sie zuckte die Schultern. »Das war ein Unfall.«
    »Ich hätte ihn retten können«, sagte Bosch

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