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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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beide gegen den Rest der Welt. Eileen schien das nur allzu schnell vergessen zu haben.
    »Okay, bis Samstag dann!«
    »Bis Samstag.«
    Während ihr das Freizeichen vom Telefon nervig ins Ohr piepte, starrte Eve nach draußen, bis sie nichts mehr sehen konnte. Sie zog die Nase kräftig hoch und stopfte das Porträt in die Schublade ihres Nachtschränkchens. Was bildete sich diese Frau bloß ein! Sie griff nach ihrem Handy. L UST AUF F ILM UND F RITTEN ?, simste sie Lies. L IEBER F RITTEN UND F ILM :-) K OMM NUR RÜBER !, las sie kurze Zeit später. Eve war schon zur Tür hinaus.

»Und was hast du mitgebracht, Eve?«
    Vorsichtig nahm Eve das Foto aus ihrer Tasche. Sie bereute schon, dass sie es ausgewählt hatte, denn die anderen hatten alle ganz normale Sachen dabei, wie eine Armbanduhr oder ein Tagebuch. Die einzige Ausnahme war eine Tüte Chips.
    »Hoffentlich sagt das nicht zu viel über deinen Inhalt, Philip«, hatte Gloria ihn geneckt und Philip war genauso rot geworden wie die Chipstüte in seiner Hand.
    Eve schaute herausfordernd in die Gesichter um sie herum, die auf das Porträt in ihrem Schoß starrten.
    »Wer ist das, Eve?«, fragte Gloria.
    »Das weiß ich nicht, ich habe das Foto vorgestern im Keller gefunden.«
    »Ein Familienmitglied?«
    »Ganz bestimmt nicht. Vielleicht hat sie früher in unserem Haus gewohnt.«
    »Was sagt ihr dazu?« Gloria blickte in die Runde.
    »Gruselig«, schauderte es Chea, eines der beiden blonden Mädchen, das Eve gegenübersaß, und sie schüttelte sich.
    Eve konnte sie auf Anhieb nicht ausstehen.
    »Traurig«, sagte Marie, ein stilles, dunkelhäutiges Mädchen. »Es wirkt so, als trüge sie das Elend der ganzen Welt auf ihren Schultern. Und noch viel mehr.«
    »Sie sieht auf jeden Fall nicht danach aus, als wäre sie angenehme Gesellschaft«, murmelte Philip aus seiner Ecke.
    »Wie kannst du das denn an einem einzigen Foto festmachen?«, entgegnete Lies.
    »Ihr beschließt doch auch nur aufgrund dieses einen Fotos, dass sie traurig ist. Vielleicht habe ich lieber fröhliche Menschen um mich, ist das etwa verboten?«
    »Ist ja gut«, beschwichtigte Gloria ihn. »Auf jeden Fall haben wir genug Anregungen. Ich möchte, dass ihr drei Gruppen bildet. Ihr habt eine Stunde Zeit, euch einen Sketch auszudenken, in dem ihr die Gegenstände eurer Gruppe benutzt. Viel Erfolg!«
    Eve wollte sich schon zu Lies beugen, als Jacob plötzlich neben ihr stand. »Darf ich bei euch mitmachen? Ich finde das Foto interessant. Kann ich es noch mal sehen?«
    Eve wusste nicht, was sie sagen sollte, so überrascht war sie. Zum Glück nickte Lies und Jacob setzte sich neben Philip.
    »Okay, dann wollen wir mal«, sagte Lies. »Wir haben ein Foto, eine Tüte Paprikachips, eine Armbanduhr und eine Brille. Was machen wir damit?«
    »Jemand könnte süchtig nach Chips sein«, schlug Philip vor.
    »Sehr lebensecht«, meinte Lies. »Und dann? Wie können wir das Foto verwenden?«
    »Und wenn die Frau auf dem Foto die Tochter eines Mannes ist? Er hat sie verloren und weiß nicht, wo sie wohnt. Das Einzige, was er noch von ihr hat, ist dieses Bild«, sagte Eve.
    »Hm. Und dann?«, fragte Lies.
    »Er bekommt den Tipp, dass eine Frau, die der auf dem Foto ähnelt, jeden Tag in einen bestimmten Supermarkt geht. Er stellt sich vor den Laden. Dann können wir meine Uhr benutzen«, ergänzte Jacob.
    »Was machen wir mit den Paprikachips und der Brille?«
    »Er isst Paprikachips. Dann hat er etwas zu tun und fällt nicht weiter auf vor dem Laden.«
    Lies schaute zweifelnd zu Eve. »Ich glaube, das fällt erst recht auf.«
    »Doch, ich denke, das geht«, fand Eve. »Dann brauchen wir nur noch was für die Brille.«
    »Sie trägt immer eine Brille. Deswegen erkennt er sie nicht, obwohl er sie schon mehrmals gesehen hat. Aber dann lässt sie eines Tages ihre Brille fallen«, sagte Philip entschieden.
    »Ist das nicht ein wenig fade?«, zögerte Eve.
    »Nein, gar nicht«, beruhigte Jacob sie. »Wir müssen es einfach überzeugend bringen.«
    »Das ist ja gerade das Problem.«
    »Unterschätz dich selbst und uns nicht. Das wird schon klappen.« Jacob kniff sie kurz in den Arm.
    Eine Weile später lachten alle laut, als sie ihren Sketch aufführten, und Eve wurde klar, dass die anderen drei wirklich viel Talent hatten.
    Und während Jacob sie am Ende als verlorene Tochter in die Arme nahm, genoss Eve das mit geschlossenen Augen. Er roch gut, nach Pfefferminz und frischer Luft. Und er fühlte sich schön warm an.
    »Gut

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