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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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Kühe mit dem Wasser bewegen.«
    Sie setzte sich neben Jacob ins Gras, spürte, wie sein Bein ihres berührte. Sofort begann ihr Herz zu rasen und sie merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Um etwas zu tun, pflückte sie eines der Blümchen, die neben ihr wuchsen. Es waren dieselben wie zu Hause im Garten.
    Jacob pflückte auch eins und hielt es feierlich in die Höhe. »Strandastern. Die gehören zum Land von Saeftinghe.«
    »Wie heißen die?«
    »Strandastern.«
    »Bei uns im Garten stehen sie auch.«
    »Dann habt ihr Glück, denn sie blühen im Gegensatz zu früher nicht mehr überall. Kennst du die Geschichte, die dazugehört?«
    Eve schüttelte den Kopf. Sie strich mit der Blüte über ihre Handfläche und sah Jacob erwartungsvoll an.
    »Hier steckt ihr also!« Mit viel Schwung landeten Philip und Lies neben ihnen im Gras.
    Eve schluckte ihre Enttäuschung herunter und schaute zu Jacob. »Später«, sagte er lautlos. Eve lächelte. Er hatte recht, sie hatten noch das ganze Wochenende.
    »Wir rechnen mit eurer Unterstützung«, sagte Philip, der von all dem nichts mitbekommen hatte.
    »Unterstützung wofür?«
    »Wir wollen Fritten holen, weil Gloria damit droht, selbst zu kochen.«
    »Meine Stimme hast du«, antwortete Jacob sofort.
    »Was ist so schlimm an Glorias Kochkünsten?«
    Die anderen drei sahen Eve erstaunt an.
    »Dass es sie nicht gibt«, sagte Jacob grinsend. »Es sei denn, du hast Lust auf eine Lebensmittelvergiftung.«
    »Im ersten Jahr haben wir sie kochen lassen«, erzählte Lies. »Aber danach nie wieder!«
    »Gloria ist Vegetarierin, also denkt sie, dass niemand Fleisch mag. Und angebrannter Tofu schmeckt womöglich noch schlimmer als angebranntes Fleisch.«
    »Ganz zu schweigen von angebrannten Strandastern«, fügte Philip hinzu.
    »Meinst du diese? Kann man die essen?« Eve betrachtete das Blümchen, das sie noch immer in der Hand hielt.
    »Ja, sie gelten sogar als Delikatesse. Darfst du bestimmt irgendwann mal kosten«, sagte Jacob und zwinkerte ihr zu. Eves Bauch durchfuhr ein Kribbeln. Sie widmete sich dem Blümchen in ihrer Hand und zerrieb es sorgfältig zwischen den Fingern. Wie sonst konnte sie den Aufruhr in ihrem Inneren verbergen?

»Und jetzt wird geschlafen, wehe, ich höre noch einen Mucks von euch!« Lachend zog Gloria das Scheunentor mit einem Knall hinter sich zu.
    Im Dunkeln spürte Eve eine Hand auf ihrem Arm. »Sollen wir noch kurz rausgehen?«
    Eve nickte wortlos und folgte Jacob durch das Heu an die frische Luft.
    Nebeneinander gingen sie über den Deich. Der sah im Dunkeln noch größer aus als bei Tageslicht. Jacob öffnete ein Gatter und breitete eine Decke im Gras oben auf dem Hügel aus, auf die sie sich setzten.
    »Du hast auch an alles gedacht«, sagte Eve lachend.
    »Das will ich doch hoffen«, antwortete Jacob und lächelte verschmitzt. Er legte die Arme um ihre Schultern und zog Eve zu sich heran. Ihr Herz pochte wild, als sie sich mit dem Rücken an seine Brust lehnte.
    »Und jetzt ist es Zeit für eine Geschichte.«
    »Was denn für eine Geschichte?« Neugierig drehte sich Eve zu ihm um.
    »Die Geschichte über die Strandastern, die du noch immer kosten musst.«
    »Oh.«
    »Eigentlich kommen Strandastern nämlich nicht aus der Erde, sondern aus dem Himmel.« Eve folgte Jacobs Finger und blickte nach oben.
    »Es waren mal zwei unglaublich arme Kinder. Sie hatten kaum eine Faser am Leib und nichts zu essen außer dem Gras, das auf dem Deich wuchs. Jeden Tag kamen sie her, um neues Gras zu pflücken. Das kochte ihre Mutter auf dem Ofen zu einem dicken Brei.«
    Jacob beugte sich vor und Eve wurde klar, dass er sie jeden Moment küssen würde. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie spürte seinen warmen Atem. Sanft legten sich seine Lippen auf ihre. Eve überlief ein Kribbeln. Zaghaft öffnete sie den Mund, spürte Jacobs Zunge …
    Als sie sich kurz darauf tief in die Augen blickten, lächelte Jacob wieder verschmitzt. Auffordernd hielt er ihr einen Grashalm hin.
    Eve war nicht gerade versessen darauf zu probieren, aber sie tat Jacob den Gefallen. Kaum hatte sich der bittere Geschmack in ihrem Mund ausgebreitet, verzog sie das Gesicht. »Igitt!« Eve spuckte ins Gras.
    »Das machten die Kinder auch immer, wenn sie den Brei essen mussten«, fuhr Jacob ungerührt fort. »Denn Gras schmeckt sehr bitter. Es ist der Geschmack von Enttäuschung, den man nicht so schnell wieder loswird.«
    Eve nickte, während sie heftig schluckte. Ihre Zunge brannte, aber den

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