SAM
kommt zu uns und hebt seinen Sohn auf den Arm. „Kommt! Wir sagen Helene bescheid, dass wir jetzt frühstücken können.“
Beim Frühstück kehrt für ein paar Minuten wieder Normalität in mein Gefühlsleben ein. Helene bringt uns, während wir essen, noch unseren jüngsten Sohn. Alexander nimmt ihn ihr ab, und gibt ihm an meiner Stelle die Flasche. Ich werde diesen Augenblick nie vergessen. Alexander und meine drei wunderbaren Kinder um mich zu haben. Es ist ein Moment unfassbaren Glücks, der sich für immer und ewig in mein Gedächtnis brennen soll.
Es ist ein wirklich wunderschöner Tag. Natürlich weitet sich unser Frühstück fast bis in die Mittagsstunden aus. Die Kinder kleben förmlich an mir und eigentlich vergeht nicht eine Sekunde, in der ich nicht eines meiner Kinder auf dem Arm oder auf meinem Schoss habe. Dean hat inzwischen ein paar Spielsachen aus den Kinderzimmern geholt und Lilly ist mit Eifer dabei weitere „Fantasie“-Bilder für mich zu malen. Anthony ist inzwischen satt und liegt friedlich bei seinem Vater im Arm. Wir lachen und erzählen viel und auch die Haus-Dairuns lassen es sich nicht nehmen, mir herzlichst zu meinem Geburtstag zu gratulieren. Erst am Nachmittag, nach einem ausgiebigen Spaziergang mit den Kindern am Strand und den ersten Versuchen, einen Drachen im Wind steigen zu lassen, kehrt etwas Ruhe ein und ich kann mich für meine große Geburtstagsparty am Abend zurecht machen. Seit Wochen wird ein Riesengeheimnis daraus gemacht. Diese Geburtstagsparty ist so ultra geheim, dass ich mich spontan für das Organisationskomitee gemeldet habe, was bei allen Beteiligten schallendes Gelächter verursachte. Nun, ich weiß inzwischen, dass alle uns nah stehenden Vampire und auch die Verwandtschaft kommen werden. Und ich freue mich auch darauf, sie alle zu sehen. Ich werde ein letztes Mal als Sterbliche vor ihnen stehen und ich werde jede Sekunde genießen.
Rhys war mir in den letzten Wochen eine große, seelische Hilfe. Immer wenn mich die Angst vor diesem Tag packte, war er da und sprach mir Mut und Zuversicht zu. Und er half mir, meine Emotionen vor Alex geheim zu halten. Denn das war eine meiner größten Befürchtungen: dass Alex irgendetwas spürt.
Während die Kinder ein Schläfchen halten, liege ich in der Wanne und genieße die letzten Stunden meines sterblichen Lebens. Das warme Wasser umspült meinen Körper und die Anspannung der letzten Tage scheint sich zu legen. Ich schließe die Augen und denke nach. Wann wird Lylha kommen um mich zu holen? Vermutlich erst nach Sonnenuntergang. Wird Alex ihre Nähe wahrnehmen? Wohin wird sie mich bringen, um zu vollenden, was wir vor Jahren beschlossen haben? Ich denke an die Worte Jasons zurück. Seine Schöpferin ließ ihn zurück, ließ ihn die Wandlung qualvoll alleine überstehen. Zeigte ihm nicht, wie man frisst, als neue geborener Vampir, so dass er fast verhungerte.
Was passiert mit mir? Wird Lylha mich anleiten? Werde ich die Schmerzen ertragen? Ich öffne die Augen. Alexander steht vor mir, sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen grübelnd an.
„Was hast du, Sam? Du hast furchtbare Angst! Du machst dir Sorgen!“, stellt er fest. Schnell ziehe ich mein emotionales Schutzschild wieder hoch, lächle ihn an und bestätige: „Emilys Zähne. Ich glaube sie hatte heute Nachmittag etwas erhöhte Temperatur“, lüge ich ihn an. Er kauft mir die Lüge nicht ab. Seine braunen Augen blicken mich immer noch prüfend an.
„Aber deswegen musst du doch nicht so eine Todesangst haben!“
Verdammt, verdammt! „Du weißt doch, wenn es um die Kinder geht, bin ich immer überängstlich“, versichere ich ihm. Als er mich immer noch verwundert ansieht, ergreife ich spontan das Wort, um ihn abzulenken. „Hast du nicht Lust zu mir zu kommen? Ein heißes Bad tut dir bestimmt auch gut“, schnurre ich. Ein Grinsen umspielt seine perfekten Lippen, als er antwortet: „Nichts lieber als das!“, und in null Komma nichts ist er nackt und klettert zu mir in die Wanne. Dennoch lässt ihn das, was er glaubt wahrgenommen zu haben, nicht in Ruhe. „Mach dir nicht immer solche Sorgen um die Kinder. Marco sagt, es ist alles in Ordnung. Sie entwickeln sich genau so, wie es sein soll.“
Ich lehne mich gegen seine Brust und seufze. „Ja! Vermutlich hast du recht. Es ist nur so,…ich kann manchmal mein Glück nicht fassen. Und dann schleichen sich solche absurden Ängste in meinen Kopf.“
Er küsst sanft meinen Nacken.
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