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vorführen.“
„Wir würden uns gerne zunächst allein umsehen und zu gegebener Zeit auf ihre Hilfe zurückkommen“, entgegnet Alexander bestimmt, mit dieser unnachahmlich arroganten Art. Der junge Mann nickt kurz und erwidert mit einem etwas verkniffenen Lächeln: „Selbstverständlich. Bitte sehen sie sich in aller Ruhe um. Und wenn sie irgendwelche Fragen haben, stehe ich ihnen sofort zur Verfügung.“
Mit einem Kopfnicken entlässt Alex den jungen Mann und widmet sich mir mit einem breiten Grinsen. „Bereit ein kleines Vermögen auszugeben?“, zwinkert er mir zu. Ich nicke aufgeregt. Schon nimmt er meine Hand und wir schlendern durch die Ausstellung. Zunächst bleiben wir bei einigen Lampen stehen und versuchen uns vorzustellen, wie sie in dem einen oder anderen Zimmer aussehen könnten. Auch bei den Gemälden und anderen Wohnaccessoires verweilen wir einen Augenblick, um unserer Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Hinsichtlich der Möbel werden wir jedoch bald fündig und entscheiden uns für zwei Ohrensessel für die Bibliothek und den Chippendale Esstisch, der uns bereits im Katalog aufgefallen war. Esstisch ist eigentlich untertrieben. Mit den dazu passenden Stühlen handelt es sich um eine Tafel, an der bis zu zwölf Personen Platz finden. Angemessen für ein Speisezimmer in einem Schloss, meint Alexander. Mir hingegen sind die Dimensionen jedoch etwas unheimlich.
Während Alexander offensichtlich nur danach geht, ob das Möbelstück auch handwerklich hochwertig verarbeitet ist, greife ich auch das eine oder andere Mal nach dem Preisschild, um es jedoch jedes Mal mit einem Aufstöhnen wieder meinen Fingern entgleiten zu lassen. Allein der Tisch und die Stühle kosten so viel, wie ein einfacher Arbeiter im ganzen Jahr verdient. Ich beginne mich wirklich langsam zu fragen, ob Alex nicht etwas untertrieben hat, was den Erfolg seiner Geschäfte angeht . All der Luxus und das feine Gehabe scheinen ihm nichts auszumachen, ja er scheint diesen dekadenten Lebensstil zu genießen und wahrscheinlich war er noch nie gezwungen auf das Geld schauen zu müssen. Er und Jonathan scheinen in der feinen und wohlhabenden Gesellschaft Londons ein fester Bestandteil zu sein. Ich beobachte ihn, als er sich einen antiken Sekretär im viktorianischen Stil genau betrachtet. Er mustert ihn, lässt seine langen, geschmeidigen und doch auch kraftvollen Hände über das Holz gleiten. Er scheint dieses Möbelstück mit allen seinen Sinnen erfassen zu wollen.
„Wunderschön, nicht wahr?“, sagt er leise, als ich mich zu ihm geselle.
„Ja. Gefällt er dir? Wirst du ihn kaufen?“ Noch einmal streicht er mit den Finger sacht über das polierte Holz.
„Nein. Ich habe im Augenblick keine Verwendung für solch ein wunderbares Stück“, gibt er etwas enttäuscht von sich und wir widmen uns den Stoffen, die wir für die Fenster benötigen. Wir merken beide nicht, wie schnell die Zeit vergeht und so sind wir sehr erstaunt, als wir zum Lunch Häppchen mit Kaviar und Champagner gereicht bekommen. Schließlich entscheidet sich Alexander nach dem Mittagessen endgültig für einige Möbel und Einrichtungsgegenstände und der junge Mann, Henry, ist mehr als erfreut über den großzügigen Einkauf. Als die beiden beginnen über die Formalitäten wie Lieferung und so weiter zu reden, schleiche ich mich davon und stöbere noch ein wenig zwischen einigen in Leder gebundenen, wunderschönen, alten Erstausgaben von Agatha Christie Romanen. Ich will gar nicht wissen, welch ein Vermögen Alexander heute hier ausgegeben hat. Dennoch freue ich mich für ihn und bin schon sehr gespannt darauf, die Möbel im Schloss, an ihrem zugedachten Platz, zu sehen.
„Reichtum, Wohlstand und Luxus können einen Menschen sehr einsam machen“, hatte Granny einmal zu mir gesagt. „Denn Zuneigung, Respekt und wahre Liebe kann man sich auch für alles Geld der Welt nicht erkaufen.“ Wie recht Granny doch hatte. Ob Alex deswegen einsam ist? Hat er aufgrund seines Wohlstandes schon einmal eine schlechte Erfahrung gemacht? Ich bin weiß Gott nicht an seinem Geld interessiert. Luxus ist etwas, das es in meinem Leben nie gab und vermutlich auch nie geben wird. Meine Mom und auch meine Großmutter mussten sich immer alles schwer erarbeiten. Ich bin es daher gewohnt, jeden Penny mehrfach umzudrehen und genau abzuwägen, ob ich mir das Eine oder Andere auch wirklich leisten kann. Ich weiß den Wert des Geldes zu schätzen, messe ihm trotzdem nicht allzu
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