SAM
Wann werde ich endlich wieder Ordnung in mein Gefühlsleben bringen können?
Ich stehe von der Bettkante auf, und gehe ins Bad. Nachdem ich mir die Hände gewaschen und meinen Koffer ausgeräumt habe, gehe ich aus meinem Zimmer, hinunter ins Billardzimmer. Als ich Stimmen höre, bleibe ich unwillkürlich stehen.
„…bringst Sie hierher, als wäre nichts. Was läuft da zwischen euch?“
„Nichts, wie kommst du darauf?“
„Komm, ich sehe doch, wie ihr euch anschaut. Außerdem ist mir nicht entgangen, dass du vorhin ihre Hand genommen hast.“
„Ich denke, es geht dich nichts an.“
„Wenn du meinst! Ich sage dir, so etwas kann nicht gutgehen, es endet immer in einer Katastrophe!“
„Ja? Erzähl du mir davon!“
Mit klopfenden Herzen öffne ich die Tür. Alex steht am Billardtisch und lächelt mich sofort an, als er mich sieht. Jonathan steht mit dem Rücken zu mir. Langsam dreht er sich um. Mit seinen kalten, dunklen Augen mustert er mich und ich spüre seine Ablehnung fast körperlich.
„Zeit zum Essen “, ruft er mit einem gezwungenen Lächeln aus.
Das Esszimmer ist sehr modern eingerichtet. Während Alex in vielerlei Hinsicht traditionelle und antike Möbel bevorzugt, ist Jonathan das ganze Gegenteil. Alles ist ultra modern und stylisch. Als wir am Tisch sitzen, und uns Mathilda den Wein eingießt, entgeht mir nicht der Blickkontakt zwischen Alex und Jonathan. Als könnten sie mit Blicken miteinander kommunizieren. Schließlich richtet Jonathan das Wort an mich.
„Alexander hat mir erzählt, dass sie in Amerika studieren…“ Wir plaudern über dies und das, alles eigentlich belanglose Dinge. Alexander ist auffallend still, wirkt nachdenklich. Mir fällt auf, dass Jonathan nicht mit uns isst. Er hätte bereits zu Abend gegessen, entschuldigt er sich. Dafür sehe ich das erste Mal, wie Alex isst. Obwohl man das eigentlich nicht so nennen kann.
In dem Salat hat er nur herumgestochert und ich glaube keinen Bissen in den Mund gesteckt. Bei dem Hauptgericht, Huhn, Gemüse und Kartoffeln, schiebt er die auf seinem Teller liegenden Stücke hin und her und nur, wenn er bemerkt, dass ich ihn beobachte, nur dann nimmt er ein Stück Huhn und steckt es in den Mund. Und auch dann kann von essen keine Rede sein. Er würgt das Hähnchenfleisch unzerkaut hinunter, und lächelt mich dann etwas gezwungen an. Jonathan scheint dies alles mit äußerster Befriedigung und Genugtuung zu beobachten und mir entgeht auch nicht, dass er und Alex feindselige Blicke austauschen. Mir schmeckt das Essen ausgezeichnet und ich lasse es auch gerne Mathilda wissen, die hoch erfreut ist, dass jemand ihre Kochkünste zu schätzen weiß. Nachdem Mathilda den Tisch abgeräumt und den Kaffee serviert hat, fragt Jonathan:
„Und, werdet ihr heute Abend noch etwas unternehmen, euch in das Nachtleben stürzen? Ich kenne da einen Club, der euch bestimmt gefallen wird….“
„Ich würde gerne noch einen kleinen Spaziergang machen“, werfe ich ein und sehe dabei in Alexanders erleichtertes Gesicht.
„Ja, das ist eine ausgezeichnete Idee. Wenn du uns entschuldigst, Jonathan, vielleicht kommen wir ja morgen mit in deinen neuen Club.“
Alex und ich erheben uns von unseren Stühlen und lassen Jonathan mit enttäuschter Miene zurück.
„Ich hole mir nur schnell eine Strickjacke“, verabschiede ich mich kurz darauf von Alex und eile nach oben in mein Zimmer.
Ich freue mich darauf, den restlichen Abend allein mit Alex zu verbringen und bin froh, nicht mehr diesem kalten, abschätzendem Blick Jonathans ausgeliefert zu sein. Als ich wieder unten ankomme, wartet Alexander bereits auf mich. Wir verlassen das Haus und genießen gemeinsam die milde Spätsommerluft. Wir atmen einmal beide tief durch, um dann zeitgleich loszulachen.
„Du scheinst ja genauso froh darüber zu sein, aus Jonathans Reichweite zu sein, wie ich“, stellt Alex fest.
„Ja, ein Glück müssen wir nicht noch den Rest des Abends in seiner Gesellschaft verbringen“, antworte ich erleichtert. Wir spazieren langsam die Straße entlang. Alexander nimmt meine Hand und schweigend genießen wir diesen Moment des Beisammenseins. Auf den Straßen ist es inzwischen ruhig, nur aus der Ferne hört man abgeschwächt die Sirenen eines Einsatzfahrzeuges. In die Stille hinein fragt mich Alexander: „Möchtest du, dass wir in ein Hotel ziehen?“ Ich bin überrascht von dieser Frage. „Nein, nicht unbedingt. Willst du denn?“
„Ich kenne Jonathan schon lange
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