Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
golden. Katzenaugen, bei denen die äußeren Augenwinkel höher lagen als die inneren. Gänsehaut überlief seine Arme. Rey schüttelte den Kopf. Er sollte sich lieber auf das konzentrieren, weshalb er hierhergekommen war.
Nachdem er bisher hauptsächlich Landschaftsfilme gedreht hatte, wollte er sich jetzt als Tierfilmer versuchen. Und wo gab es so viele faszinierende Tiere wie hier in den Naturparks in Südafrika? In den letzten Wochen hatte er sich die Tiere vom Auto aus angesehen und wollte nun das erste Mal in freier Wildbahn filmen. Wenn er dazu kam. Wie es bisher aussah, würde er seine Kamera bei diesen kurzen Stopps kaum auspacken können. Hoffentlich würden sie später mehr Zeit dazu haben. Als sie auf die Nashörner gestoßen waren, hätte er sie allzu gern gefilmt. Aber er wusste, dass er sie nicht vernünftig auf Film hätte bannen können, weil sie zum größten Teil von den Büschen verdeckt gewesen waren. Dennoch juckte es ihn immer in den Fingern, sobald er etwas Interessantes sah.
Und er entdeckte ständig und überall faszinierende Dinge. Beinahe in allem, das die Natur erschaffen hatte, konnte Rey etwas Besonderes sehen. Das war eine Gabe, manchmal aber auch ein Fluch. Zum Beispiel, wenn ihm eine Frau wie Laurel nicht mehr aus dem Kopf ging, selbst wenn sie so offensichtlich kein Interesse an ihm zeigte. Aber wie sie ihn eben angeschaut hatte – war da nicht doch etwas ganz anderes in ihren Augen aufgeblitzt? Vielleicht Neugierde oder gar Sehnsucht?
Laurel konnte fast den intensiven Blick spüren, der sich in ihren Hinterkopf bohrte. Warum interessierte Rey sich so unübersehbar für sie? Schon die ganze Zeit über war er in ihrer Nähe geblieben, war kaum mehr als einen Meter entfernt gewesen. Natürlich war sie die einzige ungebundene Frau hier auf der Wanderung, aber das hatte er ja vorher nicht wissen können. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass sie auch Amerikanerin war und er jemanden suchte, mit dem er sich unterhalten konnte. Laurel blieb fast stehen, als ihr diese Erkenntnis kam. Er meinte gar nicht sie persönlich, sondern suchte einfach nur angenehme Gesellschaft! Sie ignorierte den Stich der Enttäuschung, der sie bei diesem Gedanken durchfuhr, und atmete gleichzeitig erleichtert aus. Natürlich, so war es: Laurel, die Gesellschafterin.
Ein leises Lachen entfuhr ihr, das sie sofort unterdrückte. Wenn Rey nette, leichte Unterhaltung suchte, dann war er bei ihr wirklich an der falschen Adresse. Sie war noch nie gut im Small Talk gewesen, erst recht nicht irgendwo mitten in der Wildnis. Aber sie könnte immerhin etwas freundlicher zu ihm sein. Ihr Schritt wurde federnder, während sie die Natur um sich herum endlich in aller Ruhe genießen konnte.
Kurz vor dem Lager trafen sie erneut auf eine der zahlreichen Schlaufen, in denen sich der Fluss durch den weitläufigen Park schlängelte. Doch diesmal gab es keine ebenerdigen Sandbänke, sondern ein sandiges, mit stacheligen Pflanzen bedecktes Steilufer, das sie barfuß hinunterklettern mussten. Dann sollten sie – möglichst ohne auszurutschen – in das hüfttiefe Wasser springen. Normalerweise wäre das kein Problem, aber mit schwerem Gepäck und Schuhen in den Händen oder um den Hals gebunden, war es eine knifflige Angelegenheit. Diesmal wollte Laurel sich nicht entgehen lassen, ein Foto zu machen. Sie ließ die anderen vorgehen und drückte dann auf den Auslöser ihrer Digitalkamera. Natürlich wäre es fast noch besser gewesen, wenn jemand in dem Moment kopfüber ins Wasser gefallen wäre, aber man konnte nicht alles haben. Laurel unterdrückte ein Grinsen, während sie die Kamera wieder sicher verstaute und sich bereit machte, selbst in das Wasser zu springen.
»Fertig?«
Erstaunt hob sie den Kopf, als sie Reys Stimme hörte. Er stand im Wasser und hielt ihr seine Hand entgegen.
»Ja, danke.« Sie wäre ungern selbst zur Lachnummer geworden. Aber verdient hätte sie es wahrscheinlich für ihre Gedanken. So hängte sie sich ihre an den Schnürbändern zusammengebundenen Schuhe um den Hals und ergriff seine kräftige Hand. Mit einem langen Schritt war sie hüfttief im Wasser und krallte ihre Zehen in den Sandboden, um nicht von der Strömung mitgerissen zu werden. Wenigstens war das Wasser nicht besonders kalt, sondern fühlte sich in der Hitze des Tages sogar recht angenehm an. Allerdings wollte sie lieber nicht darüber nachdenken, was sich alles in dem trüben Wasser verbarg. Vorsichtig hielt sie ihre Schuhe in die
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