Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Höhe, damit sie nicht nass wurden, während sie sich mit der anderen Hand weiter an Rey festklammerte. Ihn schien das nicht zu stören, und Laurel bemerkte es erst, als sie am anderen Ufer ankamen. Ein Prickeln schoss ihren Arm hinauf und breitete sich in ihrem Magen aus.
Hastig zog sie die Hand zurück. »Danke.«
»Jederzeit wieder.«
Damit reichte er ihr erneut das kleine Handtuch und setzte sich in den heißen Sand. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel hinauf. Offenbar tief in Gedanken versunken, musste Laurel ihn mehrmals ansprechen, bevor er reagierte und das feuchte Handtuch entgegennahm. Während Jim und der Guard sorgfältig überprüften, ob sich im hohen Schilfgras oder den angrenzenden Büschen nicht vielleicht gefährliche Tiere versteckten, zogen sie schnell ihre Socken und Schuhe wieder an. Sobald sie bereit waren, führte Jim die Gruppe über das sandige Ufer in einen kleinen Wald aus hohen Büschen, Akazien und anderen Laubbäumen. Diesmal boten die Bäume sogar ein wenig Schatten. Dankbar registrierte Laurel eine leichte Abkühlung der Luft.
Auf einem schmalen Trampelpfad durchquerten sie das Waldstück, bis plötzlich das Zeltlager hinter einer Wegbiegung auftauchte. Die Bäume und Büsche wichen einer rechteckigen, dürren Rasenfläche, um die vier mittelgroße Kuppelzelte angeordnet waren. Die grünlich braunen Zelte wirkten, als ständen sie schon einige Jahre am gleichen Fleck und wären häufig genutzt worden. Die Moskitonetze wiesen einige größere Löcher auf, durch die garantiert ganze Horden von Insekten, wenn nicht gar Schlangen hineingelangen konnten.
Laurel verzog bei diesem Gedanken den Mund. Sie hatte zwar nichts anderes erwartet, aber sie hätte sich auch gerne positiv überraschen lassen.
Jim stellte sich vor die Gruppe und erhob die Stimme. »Verteilt euch auf die Zelte, und dann treffen wir uns in fünf Minuten wieder hier, damit ich euch Toilette und Dusche zeigen kann.« Damit verschwand er, fröhlich
Umfolozi sunshine
singend, in seinem Zelt.
Anscheinend hatten alle nur auf das Stichwort gewartet, denn ehe Laurel einmal blinzeln konnte, waren bereits alle Zelte verteilt. Wie angewurzelt blieb sie mitten auf der Lichtung stehen.
Vier
Zelte? Sie war zwar nicht besonders gut in Mathematik, aber für diese Rechnung reichte es gerade noch: Vier Zelte bei acht Teilnehmern bedeutete, dass sie sich die Unterkunft mit jemandem würde teilen müssen. Und da ein deutlicher Männerüberhang herrschte … Verdammt! Sie hatte wirklich gedacht, dass die Unterkünfte nicht ganz so knapp bemessen sein würden. Laurel sah sich nach dem Ranger um, doch der hatte sich bereits mit seiner Frau in sein abseits stehendes Zelt verkrochen und sich damit elegant aus der Affäre gezogen. Ratlos beobachtete sie das Treiben vor und in den Zelten. Die anderen beiden Frauen waren mit ihren Männern gekommen, sie würden sich garantiert nicht mit ihr das Zelt teilen wollen. Hinter den Zelten, die sich unter die Büsche und Bäume kauerten, fiel der Boden ein Stück ab und führte in ein weiteres kleines Lager, das anscheinend den Schwarzen vorbehalten war. Jedenfalls sah sie den Guard dort herumlaufen, sowie einen zweiten Mann, der wahrscheinlich der Koch im Lager war. Dort konnte sie auch nicht übernachten.
Zwar gab es in diesem Land keine staatlich verordnete Rassentrennung mehr, aber in den Köpfen war sie offensichtlich immer noch vorhanden. Schwarz und Weiß schienen hier weniger miteinander zu leben als vielmehr nebeneinander. Offene Konflikte waren seltener geworden, aber unterschwellig spürte sie die Trennung immer noch. Besonders auffällig war es im Berufsleben, wie zum Beispiel in ihrem Hotel in Durban: Schwarze übten meist die typischen Dienstboten-Berufe aus und waren häufig entweder Zimmermädchen oder Kofferträger, während die Weißen als Manager oder als Rezeptionisten arbeiteten. Hier auf der Safari waren der Koch und der Guard schwarz, der Ranger und die Teilnehmer weiß. Natürlich gab es inzwischen auch wohlhabende und besser ausgebildete Schwarzafrikaner, aber die bildeten noch immer die Minderheit. Wenn man bedachte, dass der Anteil der farbigen Bevölkerung in Südafrika erheblich größer war als jener der weißen Minderheit, musste hier noch viel getan werden, bis wirkliche Gleichberechtigung herrschte, dachte Laurel.
»Es werden nicht mehr.«
Erschrocken wirbelte sie herum.
Rey war unbemerkt hinter sie getreten und blickte sie jetzt halb
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