Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
aufgeregten Wortwechsel entdeckt. Dicht vor ihnen standen einige Nashörner im Gebüsch, die unruhig mit den Hufen auf dem sandigen Boden aufstampften. Dumpfe Laute stiegen auf, weshalb wohl auch das Vogelgezwitscher verstummt war. Laurel stockte der Atem. Sie war mitten in der Natur, vor ihr eine Herde Nashörner, und es gab keinen Zaun, der sie vor ihnen schützte!
Laurels Herz klopfte heftig, Angst breitete sich in ihr aus. Langsam schob sie ihre Sonnenbrille auf den Schild ihrer Baseballkappe. Sie hatte nicht erwartet, dass die Gruppe so plötzlich auf große Tiere stoßen würde, und jetzt stand sie hier, etwa dreißig Meter von ihnen entfernt. Sie reckte den Hals, um besser sehen zu können, aber mehr als unförmige, graue Umrisse konnte sie hinter den Büschen nicht erkennen. Wenn sie doch nur etwas größer wäre! Unruhig wischte sie die schweißnassen Finger an ihrer Hose ab und rückte ihre Kappe zurecht. Auch beim Ranger und Nkosi konnte sie eine gewisse Nervosität ausmachen. Sie hatten die Gewehre erhoben, während sie das weitere Vorgehen berieten.
Die Tourmitglieder drängten sich dicht zusammen. Keiner gab einen Laut von sich, während sie die gewaltigen Tiere zwar fasziniert, gleichzeitig aber auch ängstlich beobachteten. Wahrscheinlich hatten sie alle Nashörner schon im Park vom Auto aus gesehen, aber es war ein völlig anderes Gefühl, plötzlich ohne Schutz vor ihnen zu stehen. Es war direkter, gewaltiger und elementarer. Ein Beben durchlief Laurels Körper, während ihr Blick wie gebannt an den Tieren haftete. Eine Weile standen sie so da, niemand rührte sich, weder die Menschen noch die Nashörner. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben, als hätte alles andere keinerlei Bedeutung mehr.
Schließlich flüsterte Jim ihnen zu, dass sie weiter hinter ihm bleiben sollten, während er versuchen wolle, die Tiere zu vertreiben. Er trat ein paar Schritte vor und schlug dann mit einer Patronenhülse auf sein Gewehr. Den Nashörnern gefiel das laute Geräusch offenbar nicht. Sie stampften und schnaubten, rührten sich aber sonst nicht von der Stelle. Sand wirbelte auf, Büsche knackten. Jim sah ziemlich ratlos drein, dann versuchte er es noch einmal, diesmal mit seiner Stimme.
»Los doch, macht Platz!«
Erneutes Schnauben, dann brachen die Kolosse durch das Unterholz, glücklicherweise in die entgegengesetzte Richtung. Lautes Krachen und Stampfen ertönte, während sie sich schnell entfernten. Laurel atmete auf. Sie hätte die Tiere zwar gerne noch länger beobachtet, aber nicht bei der lauernden Gefahr, im nächsten Augenblick von ihnen überrannt zu werden.
Jim wandte sich an die Gruppe. »Normalerweise hätte ich die Tiere einfach weitläufig umrundet, aber wir waren schon zu dicht dran. Außerdem standen sie direkt in unserem Weg, und einen Umweg können wir uns heute nicht leisten. Weiter geht’s.« Er legte sein Gewehr wieder in die Armbeuge und lief los.
Erst jetzt nahm Laurel zur Kenntnis, dass sie sich Schutz suchend an Reys starken Körper gelehnt hatte. Ihr Blick traf seinen und versank darin. Seine hellgrünen Augen waren mit dunklen Punkten durchsetzt, die beinahe hypnotisch auf sie wirkten. Abrupt löste sie sich von ihm, um den Bann zu brechen. Sie drehte sich um und setzte hastig ihren Weg fort. Sie meinte, ein unterdrücktes Lachen zu hören, blickte sich aber nicht um. Es war peinlich genug, dass sie sich beim ersten Anzeichen einer Gefahr an ihn gedrängt hatte. Laurel ballte die Hände zu Fäusten. Am besten tat sie einfach so, als wäre überhaupt nichts passiert. Es war doch verständlich, wenn eine Frau in der Aufregung etwas die Kontrolle verlor. Und wenn Rey das nicht verstand, dann war das sein Problem. Laurel hob den Kopf und straffte die Schultern.
Rey beobachtete amüsiert Laurels Reaktion. Es hatte ihm sehr gefallen, wie sie ihren zierlichen Körper an ihn gepresst hatte. Schade nur, dass der riesige Rucksack sich zwischen sie gedrängt hatte. Aber wer weiß, was in den nächsten zwei Tagen noch geschehen würde, dachte er bei sich. Zwei Tage – das war sein Mantra, seit er Laurel das erste Mal gesehen hatte. Noch stand zwar in den Sternen, was in diesen zwei Tagen passieren würde, aber auf jeden Fall würde er versuchen, mehr über diese Frau zu erfahren und ihr vielleicht auch etwas näherzukommen. Besonders, nachdem er endlich einen Blick in ihre wunderschönen Augen hatte werfen können. Die Iris war aus einem ungewöhnlich hellen Braun, fast schon
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