Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
erneut unsanft neben Rey auf der Erde. Schmerzen schossen durch ihren Körper und nahmen ihr förmlich den Atem. Sie wollte sich aufrappeln, als der Boden unter ihnen wegbrach und sie ins Rutschen gerieten. Aneinandergeklammert rollten sie einen sandigen Abhang hinunter, über Gras, Pflanzen, kleinere Büsche und den ein oder anderen Stein hinweg. Stöhnend registrierte Laurel die stachelige Pflanze, die durch ihre dünne Hose drang, ignorierte aber den Schmerz, als sie einen riesigen Termitenhügel auf sich zukommen sah.
»Achtung!«
Rey reagierte sofort auf ihren Warnschrei. Er warf sich herum und katapultierte sie beide haarscharf an dem Bau vorbei. Irgendwann – Laurel kam es wie nach einer Ewigkeit vor – wurde ihr Sturz mit Wucht abgebremst. Sie mussten durch das Gestrüpp einer steilen Böschung gebrochen sein, die ein schmales ausgetrocknetes Flussbett begrenzte. Noch immer aneinandergekrallt blieben sie wie betäubt liegen.
Schließlich öffnete Laurel die Augen und blickte Rey an. »Leben wir noch?«
Rey verzog das Gesicht. »Da ich jeden einzelnen Knochen in meinem Körper spüre, würde ich sagen: ja.« Aufmerksam betrachtete er Laurel. »Du siehst etwas mitgenommen aus. Geht es dir gut?«
»Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Dazu müsste ich erst aus diesem Loch herauskommen und meine Knochen sortieren.« Unsicher sah sie ihn an. »Wir kommen doch raus, oder?«
»Ja. Ich würde aber vorschlagen, dass wir erst noch eine Weile ruhig hier liegen bleiben, uns erholen und sicherstellen, dass dieses verdammte Nashorn endlich unsere Spur verloren hat.«
Laurels Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Meinst du, es kann uns hören?«
Rey zuckte mit den Schultern und stöhnte auf. »Autsch. Ich weiß es nicht, aber es kann nicht schaden, wenn wir so leise wie möglich sind.«
Laurel nickte, legte den Kopf in den Sand zurück und schloss die Augen. Vielleicht könnte sie einfach einschlafen und dann in einem gemütlichen, sauberen Hotelbett wieder aufwachen. Allerdings würde dort nicht Reys Körper wie die zweite Hälfte eines Sandwichs neben ihr liegen. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob das ein Verlust oder eine Erleichterung wäre.
Als Laurel den Mund öffnete, um etwas zu sagen, kam Rey ihr zuvor, indem er den Arm unter ihrer Hüfte hervorzog und einen Finger über ihre Lippen legte. Laurel verstand seine Aufforderung zu schweigen und klappte den Mund wieder zu. Dabei rieb Reys rauer Finger über ihre Lippen. Eine Welle heißer Empfindungen überrollte sie. Jäh wurde ihr bewusst, dass jedes Mal, wenn Rey sie berührte, ein Schauer sie überlief. Fast wie von selbst bewegten sich ihre Lippen und strichen erneut an seinem Finger entlang.
Eine seltsame Erregung erfasste Laurel, als sie spürte, dass auch Reys Herzschlag sich beschleunigt hatte. Oh ja, es war offensichtlich, dass Rey ganz und gar nicht unberührt blieb. Unter normalen Bedingungen hätte sie sich jetzt von ihm zurückgezogen, aber hier konnte sie das nicht. Auch auf ihre stärkste Waffe, eine sarkastische Bemerkung, konnte sie im Moment nicht zurückgreifen. Und wenn sie ihn ganz einfach küsste …? Oh Gott, was dachte sie denn da? Fast hätte sie enttäuscht aufgestöhnt, als er seinen Finger zurückzog. Um keinen Laut von sich zu geben, biss sie sich auf die Unterlippe.
Noch immer hingen Reys Augen wie gebannt an ihrem Mund, schienen ihn mit Blicken zu streicheln. Ihre Lippen prickelten. Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Sie war nahe daran, vor Enttäuschung aufzustöhnen, weil Rey keine Anstalten machte, sie zu küssen. Ihre Lippen waren nur Zentimeter voneinander entfernt, aber irgendwie kam es ihr vor, als gäbe es eine unsichtbare Mauer, die sie trennte. Doch in Reys hellgrünen Augen sah sie die mühsam gebändigte Leidenschaft funkeln. Warum tat er nichts? Plötzlich verstand sie. Er wollte es ihr überlassen, ob sie sich näherkamen oder nicht. Rey wollte sie küssen, doch wartete er darauf, dass sie die Initiative ergriff.
Ihren Blick weiter in seinen versenkt, beugte sie sich langsam vor und berührte mit zitternden Lippen die seinen – flüchtig und kaum wahrnehmbar. Die Berührung durchzuckte sie wie ein Blitz, das Herz trommelte in ihrer Brust, ihr Puls raste. Langsam zog sie sich von ihm zurück, so weit es in der schmalen Rinne möglich war. Heftig stieß Rey den angehaltenen Atem aus. Seine hellen Augen hatten sich verdunkelt, nur noch ein schmaler grüner Rand war um die erweiterte Pupille zu
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