Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
und breit. Ein Schauer kroch ihm über den Rücken. Keine besonders angenehme Vorstellung. Er gab Laurel ein Zeichen, sich nicht von der Stelle zu rühren, und kroch wieder ein Stück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Wenn das Nashorn sich entfernt hatte, könnten sie an den Ausgangspunkt zurückkehren und dort vielleicht auf die anderen treffen. Dornen zerkratzten ihm Gesicht und Hände, rissen an seinen Haaren, und sein Zopf löste sich allmählich auf.
Vorsichtig schob er den Kopf durch das Gestrüpp und blickte sich um. Nichts zu sehen. Gerade wollte er erleichtert aufatmen, als er neben sich ein lautes Schnauben hörte. Er erstarrte. Keine fünf Meter vor ihm stand das Nashorn und schaute ihn an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es so blind war, ihn selbst auf diese kurze Distanz nicht zu sehen. Was sich im nächsten Moment zu bewahrheiten schien. Denn das Tier schnaubte erneut, setzte sich in Bewegung und steuerte genau auf ihn zu.
»Oh, verdammt!«
So schnell es das dichte Gestrüpp zuließ, kroch er rückwärts zu der Stelle, wo Laurel auf ihn wartete. Mit hektischen Handbewegungen bedeutete er ihr, zur anderen Seite des Strauchs zu flüchten. Sie zögerte erst, doch als es hinter ihm krachte und ächzte, kroch sie los. In Sekunden war Rey bei ihr angelangt, doch auch das Nashorn näherte sich durch das Unterholz, wie sie unschwer hören konnten.
»Schneller!«
Er wusste nicht, ob sie seine Worte überhaupt vernahm, denn das Pochen seines Herzens übertönte alle anderen Geräusche. Fast meinte er, den heißen Atem des Tieres in seinem Nacken zu spüren, während sie sich weiter durch Zweige und Dornen kämpften. Sie mussten unbedingt Schutz finden! Das Nashorn war durch seine dicke Haut viel besser vor den Dornen geschützt als sie, mochte es sich aufgrund seiner Masse in dem Gestrüpp auch schwerer tun. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es sie einholte und angriff. Gerade als er dachte, sie würden es nicht mehr schaffen, stolperten sie auf eine Lichtung. Rey ergriff Laurels Arm und zog sie in die Höhe.
»Lauf!«
»Wohin?«
Eine gute Frage. Rasch blickte Rey sich um. In einiger Entfernung war eine Baumgruppe zu sehen, aber er glaubte nicht, dass sie es bis dahin schaffen würden. Schon gar nicht auf freier Fläche.
»Lauf an den Büschen entlang zu den Bäumen. Wenn es zu nahe kommt, retten wir uns erneut in die Büsche.«
Laurel lief sofort los, die Angst verlieh ihr ungeahnte Energie. Sie war normalerweise recht fit, aber in Wanderstiefeln über einen unebenen Boden zu rennen, noch dazu mit einem auf ihrem Rücken auf und ab hüpfenden Rucksack, das war sie nicht gewohnt. Rey war dicht hinter ihr, sie konnte seinen keuchenden Atem hören. Genauso wie die stampfenden Tritte des Nashorns. Die Angst brachte sie dazu, die letzten Kraftreserven aus ihrem Körper herauszuholen.
Den Blick starr auf die rettenden Bäume gerichtet, war sie vollkommen überrascht, als Rey sie um die Taille packte und sich mit ihr in einen dichten Busch warf. Zweige und Dornen zerkratzten ihre Haut, während sie scheinbar endlos durch das Geäst stürzten. Schließlich kam sie hart auf der Hüfte und dem Ellbogen zum Liegen. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper. Es half auch nicht gerade, dass Rey mit seinem ganzen Gewicht auf sie fiel. Noch bevor sie dazu kam, ihre Verletzungen zu untersuchen, zog er sie bereits wieder auf die Füße und zerrte sie hinter sich her, tiefer in das Gestrüpp hinein. Das Krachen und Poltern in ihrem Rücken bedeuteten ihr, dass sie keine Sekunde zu verlieren hatten.
Ihre Kappe und Sonnenbrille hatte sie längst verloren, ihre Haare flatterten wild um ihr Gesicht. Mit einem Ruck verfing sich eine Strähne an einem dornigen Zweig und brachte sie abrupt zum Stehen. Als Rey bemerkte, dass sie vergeblich versuchte, sich von dem Hindernis zu befreien, legten sich seine blutenden, verschrammten Finger um den Zweig und brachen ihn ab. Er warf einen Blick über ihre Schulter und stieß einen tonlosen Fluch aus. Bevor Laurel sich selbst umdrehen und davon überzeugen konnte, dass das Nashorn ihnen dicht auf den Fersen war, hatte er sie bereits wieder um die Taille gefasst. Mit aller Kraft hechtete er mit ihr seitwärts. Sie brachen durch eine dichte Wand aus Gestrüpp, während hinter ihnen das Nashorn genau über die Stelle trampelte, an der sie gerade noch gestanden hatten.
Bevor Laurel darüber nachdenken konnte, wie knapp sie der Gefahr entkommen waren, landete sie
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