Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
sie es ein zweites Mal tat, dann drückte sie erneut auf den roten Knopf und beendete damit die Aufnahme. Fast bedauernd gab sie Rey die Kamera zurück. Dieser ging auf den Anfang zurück und klappte den kleinen Bildschirm aus, um ihr zu zeigen, was sie gefilmt hatte. Die Aufnahme war gar nicht so schlecht. Sie war nur ein klein wenig verwackelt.
Laurel zog unzufrieden die Augenbrauen zusammen. »Ein Grund, warum ich nur fotografiere, ist, dass ich die Hände einfach nicht ruhig halten kann. Bei mir verwackelt alles.«
»Dafür gibt es Stative. Wenn ich ernsthaft filme, habe ich sie immer dabei. Manchmal hilft auch der SteadyShot, ein Stabilisierungs-System, aber das benutze ich nur bei unbewegten Objekten.«
Er suchte sich eine andere Perspektive und filmte noch eine Sequenz. Laurel war sprachlos, als er ihr die Aufnahme zeigte: Obwohl es sich um das gleiche Motiv unter gleichen Bedingungen handelte, wirkte der Film gleich viel lebendiger und professioneller.
»Du bist wirklich gut.«
Röte kroch in Reys Wangen, während er eilig die Kamera ausschaltete und in seinem Rucksack verstaute. »Ich habe dir das nicht gezeigt, um damit anzugeben, sondern nur …«
Laurel unterbrach ihn. »Ich weiß. Du wolltest deine Freude an der Natur und am Filmen mit mir teilen.«
Langsam breitete sich wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Genau. Und, hat es geklappt?«
»Auf jeden Fall. Am liebsten …«
Ein lautes Krachen und anschließendes aufgeregtes Stimmengewirr unterbrachen sie. Der Guard war aufgestanden, gestikulierte heftig und gab Klicklaute von sich. Was Jim keineswegs aus seinem seligen Schlaf zu reißen vermochte. Erst als seine Frau ihn mehrmals anstieß, setzte er sich langsam auf.
»Rhino!«
Nachdem er die Situation erkannt hatte, winkte Jim die verstreuten Tourteilnehmer hektisch zu sich. Rasch schlüpfte Rey in die Riemen seines Rucksacks und half Laurel in ihre. Dann schob er sie vor sich her in das Unterholz. Die krachenden Geräusche kamen näher. Jim und Nkosi standen nebeneinander mit ihren Gewehren in den Händen und berieten sich auf Zulu. Das machte es für die anderen unmöglich, dem Gespräch zu folgen. Den Gesten nach zu urteilen ging es wohl um die Frage, in welche Richtung sie sich zurückziehen sollten. Schließlich wandte sich Jim mit leiser Stimme an die Gruppe.
»Es sieht so aus, als kämen Nashörner auf uns zu. Sie scheinen aufgebracht zu sein, wahrscheinlich haben sie ein Junges bei sich. Wir werden so schnell und leise wie möglich in die andere Richtung verschwinden. Okay?«
Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Unsicher blickten sie sich an. Laurel wusste nicht, ob sie die Situation aufregend oder beängstigend finden sollte. So leise wie möglich folgte sie Jim durch das dichte, teilweise dornige Gebüsch, während Nkosi wie immer den Schluss bildete. Von Zeit zu Zeit stieß er Klicklaute aus, worauf Jim eine andere Richtung einschlug. Gerade als Laurel dachte, sie hätten die Tiere abgehängt, tauchte vor ihnen eine Mutter mit ihrem Jungen auf. Jim blieb ruckartig stehen und gab ihnen mit Handbewegungen zu verstehen, ganz vorsichtig rückwärtszugehen. Jetzt konnte Laurel das graue Ungetüm zum ersten Mal richtig sehen, und vor allem hören. Unruhig stampfte die Mutter auf den Boden, hin und wieder ertönte ein Schnauben. Fliegenschwärme umtanzten die erhitzten Körper und folgten jeder Bewegung.
Während ihm die Angst im Nacken saß, wünschte sich Rey gleichzeitig, er könnte die Szene filmen. Umsichtig stieg er über Sträucher und umgeknickte Baumstämme, immer bemüht, auf Anweisungen von Jim zu achten. Vor allem aber ließ er Laurel keine Sekunde aus den Augen. Ihr angstvoller Gesichtsausdruck vorhin schnitt ihm ins Herz. Offensichtlich hatte sie mit dieser Art von Gefahr auf der Tour nicht gerechnet. Er auch nicht, wenn er ehrlich war. Menschen wurden normalerweise von wilden Tieren nicht als Nahrung oder Gefahr gesehen und eigentlich nur angegriffen, wenn sie zu dicht herankamen. Was mochte die Nashörner aufgeschreckt haben?
Jäh wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als Vivian plötzlich mit einem leisen Aufschrei zu Boden stürzte. Ihr Mann zog sie hastig hoch, aber das Geräusch von knackendem Holz machte die Nashornkuh noch nervöser und vor allem aggressiver. Jetzt hielt sie direkt auf die beiden Amerikaner zu, die sich in letzter Sekunde gerade noch hinter einen Busch retten konnten. Jim schlug auf sein Gewehr, um von den beiden abzulenken. Wild
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