Samantha Und William
Seine Brust senkte sich und sein Kopf fiel kraftlos zur Seite. Danu erschrak und musste die Tränen, die sich einen Weg aus ihren Augen suchten, zurückhalten. Jetzt war nicht die Zeit, um zu trauern. Sie hatte eine Aufgabe. Hier kam sie zu spät, dachte Danu und bedauerte, ihn nicht einfach ohne seine Erlaubnis nach Anwynn mitgenommen zu haben. Sie hatte gewusst, dass nicht mehr viel Zeit blieb. Aber es war besser, ihm seinen freien Willen zu lassen. Alles andere wäre gegen das gegangen, wofür das Volk Dé Danann stand. Eine Träne rollte über Danus Wange. Sie wollte sich gerade erheben, als Caileans Brust sich unter ihren Fingern zitternd hob. Erleichtert atmete sie auf. Fast hätte sie ihn aufgegeben, dabei flackerte noch eine winzige Lebensflamme im Körper des Kriegers.
»Sag ja«, flüsterte sie flehend an seinem Ohr. »Du musst nicht sterben .«
» Deagh-bheusan tha mo onair«, antwortete Cailean tonlos, aber Danu hatte es von seinen Lippen gelesen. Tugend ist meine Ehre, das Motto der MacLeans.
Schnell ritzte Danu sich mit ihrem Sgian Dubh, dem Strumpfmesser, ihr Handgelenk auf und drückte die blutende Wunde auf Caileans Mund. »Drink mein Sohn. Die Magie der heiligen Quelle in meinem Blut wird dich genesen lassen.«
Cailean schlug die Augen auf. Erst hatte Danu entsetzen in seinem Blick befürchtet, doch da war keine Spur. Nein, sein Gesicht drückte Entschlossenheit aus. Er war noch nicht bereit, zu sterben. Und das würde er auch nicht. Dieser Mann war auserkoren, Danus Armee aus unsterblichen Highlandern gegen die Firbolg zu führen.
1.Kapitel
Cailean hing kraftlos in den Ketten mit denen man ihn an die feuchte, schimmlige Wand des Kerkers gefesselt hatte. Er konnte nicht sehen, wen man in seine Zelle gebracht hatte, weil er zu schwach war, den Kopf zu heben. Getrocknetes Blut versiegelte seine Augenlider. Seine aufgeplatzte Unterlippe pochte im Rhythmus seines Herzschlages. Er atmete nur flach, damit der Schmerz in seinen geschundenen Rippen nicht zu stark war. Jeder Atemzug versetzte ihn zurück in die schlimmsten Stunden seines Lebens – seines unsterblichen Lebens, denn als Sterblicher hatte er weit Entsetzlicheres erlebt.
Er war mit weit gespreizten Armen und Beinen an Decke und Boden seines Gefängnisses fixiert. Unzählige Male hatten Airmeds Folterer das Leder ihrer Peitschen auf sein Fleisch niedersausen lassen, tiefe brennende Wunden in seine Haut am ganzen Körper geschnitten. Verschorfte Narben zierten seine Brust, seine Oberarme, Beine und seinen Rücken. Cailean hatte das Gefühl, dass nicht ein Zentimeter seines Körpers unbeschadet geblieben war. Sie hatten ihn getreten, ihm die Rippen gebrochen, ihm die Haut in dünnen Streifen vom Körper geschnitten. Dann hatten sie zugesehen, wie er wieder heilte, um von vorne zu beginnen. Doch nichts, was sie taten war so grauenvoll gewesen wie das, was Lord Lancaster mit ihm getan hatte.
Cailean hatte jedes Zeitgefühl verloren. Er hatte keine Ahnung, wie lange er jetzt schon hier unten gefangen war, Zeit hatte in Anwynn sowieso keine Bedeutung. Er wusste nur, dass er nicht eine Sekunde aufgehört hatte, darüber nachzudenken, wie er sich an seinen Peinigern rächen würde. Und seine Qualen, die er sich für Airmed ausgedacht hatte, die würden eine Ewigkeit dauern. Wie lang war die Ewigkeit in einem Reich, in dem die Zeit nicht verging?
Jemand legte kalte Finger unter sein Kinn, eine kleine zarte Hand. Cailean erschauerte. Die Berührung durch Airmed war ihm zuwider. Sie war Danus Schwester. Wenn Danu all das Gute, das man sich nur vorstellen konnte in sich trug, war in Airmed das Böse dieser Welt. Sie war Herrin über die Seelenlosen. Wesen, die weder Mitleid noch Liebe kannten. Ihr Leben wurde von Gewalt und Hass geprägt. Wenn sie Seelen besaßen, dann waren diese durch und durch schwarz.
Airmed liebte es, Leid zu verursachen. Und sie war eine machtgierige Hexe, die solange Cailean schon in Anwynn lebte, versuchte ihre Schwester zu beseitigen. Bei der Vorstellung, dass diese Hände über seinen Körper geglitten waren, er seinen Schwanz in diesem Weib versenkt hatte, wurde ihm übel. Wie hatte er nur auf ihre Maskerade hereinfallen können? Sie hatte seine Liebe zum weiblichen Geschlecht ausgenutzt, und den Fluch, der auf ihm lastete, der ihm seinen eigenen Willen nahm.
In der Gestalt einer anderen Frau hatte sie sich ihm genähert. Er war neben ihr eingeschlafen, betäubt von Drogen, die sie ihm in seinen Met gegeben hatte,
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