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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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die gespannten Muskeln lösen.
    Der Gehängte ist festgenagelt am Holz seiner erstarrten Einstellungen. Seine Augen sind geschlossen. Jeder neue Impuls wird ignoriert. Er hat den Kopf nach unten. Wenn er sich rumdreht und die Augen aufmacht, sieht alles ganz anders aus. Nicht die Welt steht Kopf, sondern er. Das Untere würde nach oben gekehrt und …
    Es fährt durch Vera wie ein Stromschlag. Wir haben von Anfang an nur in eine Richtung ermittelt. Durch den Überfall der Skins auf die Pizzeria stand alles fest. Aber was, wenn das nur ein Ablenkungsmanöver war, was wenn …
    Sie steigt aus der Wanne. Ohne sich abzutrocknen, schlupft sie in ihren Bademantel und läuft barfuß zum Telefon.
    Sie erreicht Kramer nicht mehr im Präsidium. Er hat seinen Kegelabend. Um sich durch die Laboruntersuchung den Spaß nicht verderben zu lassen, hat er die Information zurückgehalten. Sie kam eh kurz vor Dienstschluss.
    Als Vera ihn jetzt auf der Bahn anruft, er hat gerade einen Kranz-Hand geworfen, rückt er damit heraus: Die Fingerabdrücke hinten auf dem Trabbi sind mit denen auf den Bildern, die Petra Freitag gebracht hat, identisch. Johannes Schmidtmüller muss den Wagen geschoben haben.
    „Du blödes Arschloch!“, schreit Vera. „Warum sagst du mir das erst jetzt?“
    „Weil es wenig ändert. Weil ich nicht nur Kommissar bin, sondern auch noch Privatmensch und wir heute Abend hier die Vorauswahl für die Kreismeisterschaft auskegeln. Aber das sagt dir wohl gar nichts, wie?“
    Sie knallt den Hörer auf und kaut einen Moment nachdenklich auf der Unterlippe herum.

69
    Yogi ist verwirrt. Er ist plötzlich allein im Haus. Alle Türen stehen auf. So war es noch nie.
    Ängstlich versteckt er sich unter dem Bett.
    Dort findet er etwas.
    Etwas, das er nicht kennt.
    Ein Auto? Micky Maus? Spielzeug?
    Hat Siggi das für ihn versteckt?
    Ein Geschenk? Weihnachten? Christkindchen? Au ja!

70
    Vera Bilewski wählt hektisch die Nummer von Schmidtmüllers. Sie weiß es mit jeder Pore ihres Körpers: Wenn Yogi Zeuge des Mordes war, ist er in höchster Lebensgefahr, egal, wer der Täter ist.
    Bei Schmidtmüllers hebt niemand ab.
    Vera läuft im Bademantel zum Kleiderschrank. Sie überlegt kurz, was sie anziehen soll, dann nimmt sie nur ihre Dienstwaffe und den Autoschlüssel. Der Gedanke, sie könne sich in dem Aufzug lächerlich machen, kommt ihr erst gar nicht.
    Sie könnte wetten, dass Yogi allein zuhause ist.
    Kopfüber sieht man die Welt anders. The hanged man.

71
    Siggi kriegt Seitenstiche vom Rennen.
    Da ist der Steinbruch. Endlich.
    Wolf hat ein Lagerfeuer entfacht und Bierdosen angeschleppt. Es soll ein geiler Abend werden, in würdiger Landschaft. Erst das Gottesurteil, wer es machen darf, dann Komasaufen. Heute Nacht wird er alle Probleme loswerden. Gleich. Mit einem Knall. Vielleicht wird Siggi zunächst ausflippen, aber dann …
    “Wooolf, du Saaauuuuh!“
    Als er den Schrei hört, bringt er sich instinktiv in Sicherheit. Raus aus dem Licht des Feuers. Die unglaubliche Wut in Siggis Stimme hallt im Steinbruch wider.
    Die Bombe kann noch nicht explodiert sein.
    Er weiß es.
    Wolf greift nach seinem Hammer.
    Gleich wird Blut fließen. Anders lässt sich die Sache nicht mehr regeln. Ich hab es ja gleich gesagt. Das wird böse enden mit dir.
    Siggis Blicke tasten die Steinlandschaft um die Feuerstelle ab. Wolf muss hier irgendwo sein.
    „Komm raus! Du hast Renate umgebracht! Du Mörder, du!
    Siggis feuchte Hände krampfen sich fest um den Baseballschläger. Das Isolierband löst sich. Ein Ende flattert um seine Hand und macht ihn nervös.
    Nur nicht ablenken lassen.
    Wolf kann Siggi die ganze Zeit sehen. Er kriegt jede Bewegung mit.
    Siggi steht zu nah am Feuer. Wolf könnte jetzt von hinten …
    „Dreh nicht durch.“
    Siggi wirbelt kampfbereit herum.
    Wolf stützt sich lässig auf seinen Hammer.
    „Dein Bruder, der geisteskranke Idiot, war es. Wir wissen es beide. Weißt du, was der Führer früher mit solchen Leuten gemacht hat? Gaskammer und aus. Volksschädlinge. Unwertes Leben.“
    Siggi schlägt nach Wolf, trifft ihn aber nicht, weil er zu weit weg steht.
    „Sei ruhig!“, faucht Siggi.
    „Warum? Weil du die Wahrheit nicht hören kannst? Ein Bekloppter braucht drei Gesunde, die sich um ihn kümmern, ihn pflegen, für ihn arbeiten gehen und …“
    Wieder schlägt Siggi ungestüm zu. Wolf weicht aus.
    „Du sollst die Fresse halten! Du Schwein, du!“
    „Guck dich doch an. Dich und deine Familie. Der Yogi macht euch

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