Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
hier in London?“
„Das kann ich dir natürlich auch nicht sagen.“
„Wie soll ich dich denn dann nach Hause bringen?“
„Darüber werden wir uns später Gedanken machen, Mylord.“
„Dash. Nenn mich Dash, Kätzchen.“
Maryanne hätte tausend Gründe aufzählen können, warum sie das nicht tun sollte. Intimitäten, die sie sich jetzt erlaubte, konnten später zur Katastrophe führen, wenn sie sich selbst vergaß. Dash … das war noch vertraulicher als Dashiel. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass er ihre Stimme nicht erkannt hatte, obwohl er einige Abende in ihrer Gegenwart verbracht hatte. Nun, jedenfalls ein paar Minuten an diesen Abenden …
Maryanne Hamilton hatte nicht den geringsten Eindruck auf ihn gemacht.
Aber hatte Verity das getan? Morgen Nacht würde er eine neue Partnerin finden, und dann würde diese Frau sein wunderbares Bett teilen.
„Leg dich hin, Süße. Du warst die ganze Nacht wach. Du musst jetzt schlafen.“
„Aber was ist mit Georgiana? Du hast mir versprochen, mir von ihr zu erzählen.“
„Wie ich sie kenne, würde Georgiana eine Jungfrau an den Mann verschachern, der ihr das meiste Geld dafür bietet, Verity. Und was weißt du über Georgiana Watson?“
Sie schluckte krampfhaft.
„Jetzt leg dich hin, Liebste.“
Sie tat, wie er sie geheißen hatte, und zog die Laken hoch. Als sich der Stoff an ihre schweißnasse Haut schmiegte, stieß sie einen wohligen Seufzer aus. Seine Lordschaft lag auf der Seite. Lächelnd, immer noch mit verbundenen Augen, schmiegte er sich an sie, und ihr Herz machte einen Sprung. Sein muskulöser Arm lag unter der Decke quer über ihrem Bauch, als würde er wissen, dass sie am liebsten davongelaufen wäre, und wollte sie bei sich behalten.
Oh, wie sehr sie sich wünschte, so neben ihm einschlafen zu dürfen.
Aber sie wollte wach bleiben und warten, bis er schlief. Trent House lag nicht weit entfernt … nur ein wenig weiter die Park Lane hinunter – es war ungefährlich, allein dorthin zu laufen. Da ihre Schwester und ihr Schwager die Nächte damit verbrachten, sinnliche Erfahrungen zu sammeln, schliefen sie oft bis spät in den Morgen. Und ihre Mutter und ihre Schwester Grace waren nicht in der Stadt, sondern auch jetzt im Herbst auf dem Land geblieben.
Maryanne schloss die Augen. Es war einfach, wach zu bleiben. Ihr Herz pochte heftig, während sie sich an all die vertraulichen Dinge erinnerte, die er zu ihr gesagt hatte. Morgen Nacht wird er diese Dinge zu einer anderen Frau sagen.
Hatte sie Georgiana verpasst? Die Schuld drückte ihr auf den Magen, bitter und schwer. Oder hatte Lord Swansborough – Dash – recht? War Georgiana, gewissenlos und oberflächlich, einem Earl aufs Land gefolgt, nachdem sie Maryanne einem großen Risiko ausgesetzt hatte, indem sie sie an einen verrufenen Ort bestellte?
War Georgiana wirklich in Schwierigkeiten? War sie in Gefahr?
Was sollte sie als Nächstes tun, um das herauszufinden?
Georgianas Haus. Morgen, oder vielmehr heute, würde sie sich aus dem Haus ihrer Schwester schleichen und versuchen müssen, in das Heim ihrer Geschäftspartnerin zu gelangen. Wie sonst konnte sie den Namen des Gentlemans erfahren, dem Georgiana gefolgt war?
Als er die Augen aufschlug, war völlige Dunkelheit um ihn.
Panik kroch in Dash hoch. Dann nahm er die Schmerzen in seinem Kopf wahr. Verdammt, warum konnte er nichts sehen? Cognac! Er erinnerte sich, wie der Alkohol in seinen Mund und an seinem Kinn hinabgeflossen war.
Er erinnerte sich an das süße, schlichte, erotische Parfüm, das Verity getragen hatte.
So viel zu seinem Plan, einen Blick auf seine geheimnisvolle Geliebte zu werfen, während sie schlief. Er war neben ihr eingeschlummert.
Vorsichtig rollte er sich auf den Rücken. Tastete nach dem Knoten an seinem Hinterkopf, der immer noch die Seide vor seinen Augen hielt, bekam ihn zu fassen und öffnete ihn. Neben ihm lagen die Laken flach da, zerknittert, doch ohne einen Körper darunter. Sie hatte ihn verlassen.
Wohin war sie gegangen? Sie war doch wohl nicht dem nächsten Hinweis gefolgt – dazu war es viel zu spät.
Ein Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims zeigte ihm, dass es bereits nach zehn Uhr morgens war.
Stöhnend richtete Dash sich auf.
Er bemerkte das gefaltete Blatt Papier, das auf seinem Nachttisch lag. Ein Abschiedsbrief von Verity? Dann erinnerte er sich. An Annes Brief. Annes Verärgerung. Dash griff nach dem Blatt und lächelte über die ordentlichen, scharfen Kniffe, mit
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